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Gloomy Sunday - Ein Lied von Liebe und
Tod |
D 1999
Regie: Rolf Schübel
Mit Ben Becker, Joachim Król |
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Rolf Schübel: Gloomy
Sunday - Ein Lied von Liebe und Tod
Kritik von Ekkehard Knörer |
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Die Kamera schwenkt über
morgendliche Postkartenansichten von Budapest, verharrt dann auf einer
Brückenfigur. Diese Bewegung wird sich wiederholen, am Ende des Films.
Dann eine Szene, erfolgreicher Geschäftsmann aus Deutschland kehrt nach
Jahrzehnten in sein einstiges Lieblingslokal in Budapest zurück und
stirbt dort eines jähen Todes. Auch auf dieses Rahmenereignis wird der
Film zurückkommen, am Ende. Dieser sorgfältige Doppelrahmen zeigt
schon: Gloomy Sunday sucht die Form, legt auch in der Geschichte, die zwischen
den Rahmen erzählt wird, großen Wert auf sorgfältige
Verknüpfung der Personen, der Motive, der Handlungsfäden.
Der Plot von Rolf Schübels erstem großem Spielfilm
beruht in manchem auf wahren Begebenheiten. Die Ambition des einstigen
Dokumentarfilmers aber ist, auch in der Genauigkeit der historischen
Rekonstruktion, strikt antidokumentarisch. Die Wirklichkeit wird
zusammengedrängt zur Spielfilmform. Streng wird die dargestellte
Realität unter Kontrolle gebracht: die Ausstattung ist erlesen, die
Schauspieler sind exzellent und genau geführt, die Kamera bewegt sich
zwar unspektakulär, aber elegant. Auf Spontaneität, auch auf das
Ausspielen der bitteren, der leidenschaftlichen Momente, von Begeisterung
wie Verzweiflung, die in dieser Geschichte stecken, verzichtet der Film sehr
bewußt. Ein Melodram, erzählt im Tonfall des Konstatierens. Ist
damit das Thema verfehlt?
Auch wenn man sich gelegentlich etwas weniger understatement wünschen
würde, etwas gelöstere Zügel im Zulassen der Affekte, die
Antwort lautet, im ganzen: keineswegs. Das Ethos des Films besteht in einer
seltsam unerbittlichen Nüchternheit, die nur auf den ersten Blick aufs
Konto des Dokumentarfilmers geht; man steht dann aber vor der Tatsache, dass
Schübels Filme mit stark dokumentarischem Anteil (Nachruf auf eine Bestie,
Zweieinhalb Minuten) aufzuwühlen und mitzureißen verstehen. Gloomy
Sunday will hingegen nicht bewegen, wenigstens nicht über Gebühr
und macht aus Sorgfalt der Inszenierung wie Handlungsführung seine eigene
Kunst. Anders als durch genaues Austarieren ließe sich diese Geschichte
um drei Männer und eine Frau, deren Schicksale aufs Unentrinnbare ind
die nationalsozialistischen Zeitläufte verwickelt sind, auch gar nicht
erzählen. Hier einmal, in aller Nüchternheit, glückt die Absicht
pädagogischen Kinos, eine Geschichte und Bilder und Figuen für
die historischen Ereignisse zu finden, ohne das eine dem anderen unterzuordnen.
Was in Gloomy Sunday passiert, konnte so nur an diesem Ort, zu dieser Zeit,
unter diesen Umständen geschehen. Es gibt hier keine unnötige
Konzession: weder an die Wirklichkeit noch ans Melodram. Der Film wählt
einen mutigen Mittelweg des Zugleich von entschiedenem Kunstwillen und
ernsthafter Auseinandersetzung mit der Vergangenheit. Der Film begeistert
nicht, aber der Respekt, den er einem abnötigt, ist außerordentlich.
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