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High Fidelity
USA 2000
Regie: Stephen Frears
Mit John Cusack, Iben Hjejle, Joan Cusack, Tim Robbins
Die Adresse für Filme und Bücher! |
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Rob Gordon spricht mit Dir. Er teilt sein Leben mit Dir, für
90 Minuten wenigstens, und er erzählt Dir eine ganze Menge über
seine Vergangenheit. Natürlich wärst Du schön blöd, wenn
Du ihm alles aufs Wort glaubst, denn zu sehr erweisen sich die Frauengeschichten,
die er Dir auftischt, als leicht durchschaubare Jungsphantasie. Denn im
wesentlichen geht es um Frauen und darum, wie sie Rob mitgespielt haben.
Es geht aber auch (und dieses auch ist eine schamlose Untertreibung) um Musik,
um die korrekte und gute Musik. Marvin Gaye und Belle and Sebastian und der
frühe, keinesfalls aber der späte Stevie Wonder. Rob und seine
beiden Angestellten im Plattenladen (nein, keine CDs) Barry und Dick
werden zu unerträglichen Diktatoren, wenn es um die richtige Musik geht.
Aber besser diese Leidenschaft als gar keine. Leider aber eine Jungsleidenschaft,
was den Ernst betrifft jedenfalls, mit dem sie die drei Maulhelden unter
dem dünnen selbstironischen Firnis umtreibt.
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Der Umgang mit der Musik und mit dem Leben gleichen sich irgendwie, nur dass
die Musik nicht widerspricht. Und die Ordnungssysteme der Musik erweisen
sich fürs Leben als gefährlich arbiträr. Aber irgendwie
funktionieren sie auch. Eigentlich ist das mit den Top-Five-Listen klasse.
Besser irgendeine Ordnung als gar keine. Wenn das Leben zu hart zu einem
ist, muss man die Plattensammlung umsortieren: biografisch. Die Plattensammlung
und die Musik sind das Problem und die Kompensation und die Therapie und
am Ende vielleicht doch nur das Symptom. Für einen großen
melancholischen Weltschmerz, der sich aus den viel zu guten und großen
Texten der guten Musik speist und in irgendwelchen Winkeln des Herzens ein
atemberaubendes Idealbild DER FRAU und DER GEFÜHLE installiert hat,
das mit dem Leben dann doch nur bedingt zu tun hat. Die Musik als self-fulfilling
prophecy von Weltschmerz und loneliness und Verlassenwerden. Am Ende
Selbstmitleid und Selbstironie in einer Mischung, die auf ihre Weise
unwiderstehlich ist. Rob wird nichts davon aufgeben, nur die Träume
und das Leben ein bisschen resigniert und sehr pragmatisch auseinandersortieren.
Was einen denkbar unromantischen Heiratsantrag zur Folge hat, aber nicht
einmal seine etwas konsternierte Freundin kann ihm das übel
nehmen.
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Bei genauerer Betrachtung unverschämt ist
die Midlife-Crisis-induzierte Revision des bisherigen Lebens. Die Sache mit
der Jungsphantasie: all die narzisstischen Kränkungen werden
zurückgenommen, umgeschrieben. Die einst bewunderte Frau erweist sich
im nachhinein als Schwätzerin. Die erste große Liebe war
todunglücklich, weil Rob sie verlassen hat, nicht umgekehrt. Und so
fort. Rob kriegt die aufregende schwarze Sängerin ins Bett. Und am Ende
kehrt seine Freundin natürlich zu ihm zurück, denn ihr neuer Lover
kann mit Rob nicht mithalten (Tim Robbins mal wieder großartig). Aber
immer wenn man sich über die Dreistigkeit dieses Erzählers aufregen
will, blinzelt er einem zu, lässt das Filmgeschehen Filmgeschehen sein
und reißt ein paar Sprüche, die zu gleichen Teilen adoleszent
und klug sind, und man verzeiht ihm. Schlimmer noch, man mag ihn. Und am
schlimmsten: man mag ihn vor allem genau wegen dieser Sprüche und der
Dreistigkeit. Ein irgendwie regressives Vergnügen, das Ganze, vor allem
in dem ansteckenden Wunsch, auch das eigene Leben möge sich als diese
Form regressiver Wunscherfüllung durch (Um)Erzählen leben lassen.
Wenn aber das Leben nicht wie die Kunst ist, was kann, möchte man im
Sinne des Films fragen, eigentlich die Kunst
dafür?
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tageszeitung |
Süddeutsche |
Berliner Z. |
Die
Welt |
Die Zeit |
NY Times |
Jump Cut |
Doch so stimmig alles ist, so wenig mag die ganze Geschichte
fünf Jahre nach dem Erscheinen von Nick Hornbys Roman noch berühren.
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Der Film "ist eine sanfte, sensible Komödie geworden
und leidet dennoch an einem Defizit:" er "wurde in den USA
gedreht." |
Bei allem Unterschied zwischen Buch, Film und Musik: "High
Fidelity" hätte es verdient, auch als Film ein Hit-Klassiker zu werden
und nicht nur eine Durchschnitts- nummer. |
Das ist aber alles so leicht und locker gemacht, dazu von
Cusack so virtuos und nonchalant gespielt, dass das vertrackte
Erzählprinzip nie aufdringlich wird oder das Verständnis erschwert.
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Amüsant ist dies im Grad des Originals, beziehungsweise
so amüsant, wie man einen Film finden kann, wenn man das Buch schon
gelesen hat. |
Even more sharply than the book, the movie evokes the turmoil
of urban single life with a quirky mixture of confessional poignancy and
dry, self-deflating humor. |
"Ein
irgendwie regressives Vergnügen, das Ganze, vor allem in dem ansteckenden
Wunsch, auch das eigene Leben möge sich als diese Form regressiver
Wunscherfüllung durch (Um)Erzählen leben
lassen." |
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