Bring mir den Kopf von Richard Fowler oder die Magie von "In
the bedroom".
Grosse Filme bleiben immer, zumindest einer großartigen Szene
wegen in Erinnerung, bestehen im Idealfall aus einer Aneinanderreihung selbiger.
"In the bedroom" von "Actor gone Director" Todd Field, ist ein Film, der,
in der Rückbetrachtung, aus einer Szene entstanden sein könnte.
Eine Szene, auf die scheinbar alles in diesem Film zusteuert, die, wenn man
böswillig wäre, das davor Geschehene zu einer Versuchsanordnung
degradiert; die aber eben auch, wenn man ehrlich ist, einen Grad an Empathie
erreicht, der nicht alltäglich ist, schon gar nicht bei einer Produktion
vergleichbarer Größenordnung. Es ist jener Moment gemeint, lange
nachdem der Schock des Unfassbaren, des Mordes an Frank verdaut ist; in dem
aus Figuren Menschen werden, in dem die Bandbreite aus zu antizipierendem
Verhalten so groß ist, dass sie unüberschaubar ist; in dem, kurz
gesagt, aus Autor Betrachter geworden ist. Angst, Wut, Trauer, Frustration:
all das, über ein Leben angehäuft, explodiert, wenn Tom Wilkinson
und Sissy Spacek sich ihre Vorwürfe, die gesammelten Werke, an den Kopf
werfen, und wird, kurz darauf, um die unerhörte Dimension erweitert,
wenn Sissy Spacek ihren Mann zur Rache anstiftet. Es sind dies Momente, in
denen sich die Nackenhaare aufstellen und es ist Todd Field, neben vielem
anderen, hoch anzurechnen, dass er niemals melodramatisiert. Es sind die
kleinen Akzente, die er von Anfang an zu setzen versteht, die diese Szene
so wirkungsvoll machen. Der etwas zu lang geratene Blick des Vaters auf die
Geliebte des Sohnes etwa, die von Sissy Spacek wunderbar eingesetzte, kaum
spürbare Blasiertheit (Ruth stammt aus New York ;-)), oder die einen
Tick zu intim scheinende Kumpanei zwischen Vater und Sohn. Details, die nirgendwo
hinführen müssen, die aber unmerklich festgefahrene Erwartungshaltungen
unterminieren, die Verunsichern, Leben einhauchen und bei der Stange halten.
"In the bedroom" ist ein wunderbarer Film mit wunderbaren Schauspielern,
der sich aus vielen gelungenen Szenen zusammensetzt und manchmal das erreicht,
was man gemeinhin als "Magie des Kinos" bezeichnet. Ein Film, den man nicht
verpassen sollte.
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