Still und trüb liegt der Swimmingpool, irgendwo in den Bergen,
irgendwo in Argentinien, darum herum, ebenso trüb und bis zur Apathie
besoffen, eine Familie, mit der es zu Ende zu gehen scheint. Klappstühle
werden über den Steinboden gehoben, es fehlt die Kraft, sie
geräuschlos zu tragen, Metall kratzt auf Stein, dann die Körper,
denen die Kamera so nahe rückt, dass man verkantet und unscharf Beine
sieht und Oberkörper, schlaffes Fleisch, dann fällt ein Glas zu
Boden, Scherben, die Tochter, zuvor noch träge eine junge Frau umschlingend
im Innern des Hauses, nun eilt sie herbei, richtet ihre Mutter auf, die sich
Schnittverletzungen am Dekolletee zugezogen hat, man fährt, nach einigem
Hin und Her, hinunter in die Stadt, ins Krankenhaus.
So geht es fort. Bewegungen in einem Schlamm aus zäher Zeit,
einem Morast von Beziehungen, in denen es nicht vorwärts geht und nicht
zurück, in denen ein Begehren lauert, aus denen Gewalt herausbrechen
könnte, und zuletzt geschieht meist nichts. Eine Kuh steckt fest, in
den Bergen, die Kinder mit Gewehren im Anschlag. Gregorio, der sich als
lächerliches und lächerlich gemachtes Zeichen gegen den Verfall
die Haare färbt, der nicht einmal zu sexuellen Eskapaden mehr in der
Lage ist, der von seiner Frau aus dem Schlafzimmer vertrieben wird. Mecha,
das instabile Zentrum der Familie, verlässt das Bett kaum mehr, verarztet
ihre Schnittwunden, bekommt Besuch von Tali, ihrer Cousine aus der Stadt,
und deren Kindern. Lädiert sind auch sie, die Kinder, die eigenen, die
fremden, ein Sohn hat, man weiß nicht wie, ein Auge verloren, einer
hat Kratzer im Gesicht, einem anderen wächst ein Zahn zu viel, eine
Tochter, makellos sonst, hat eine Narbe am Kinn, als wäre es das Zeichen
einer Infektion. Momi, äußerlich unverletzt, ist die Ausnahme,
nicht darin, dass sie zur Artikulation ihrer Wünsche fände, blind
und wild und hoffnungslos klammert sie sich an das Indio-Mädchen Isabel,
aber darin, dass hier Wünsche aufzuflackern scheinen, die über
das hinausstreben, was trostlos ist (weiter jedenfalls als zur Einkaufstour
nach Bolivien, von der die Mütter sprechen, eine Tour, natürlich,
die nie stattfindet). Vielleicht auch nicht, sie ist die einzige, die in
den Swimmingpool springt, mitten hinein, sozusagen, ins trübe suppende
Symbol, auf das der Film die Lage bringt.
Schlingpflanzengleich ineinander verschränkt nicht nach den Regeln
des Sozialen, sondern des Vegetierenden, des Einander-Nichtnahekommens, des
Voneinander-Nichtloskommens treiben die Konstellationen der Figuren an der
Kamera vorbei. Die aber blickt nie von außen, vermittelt keine
Orientierung, übernimmt gelegentlich sogar die Perspektive einer der
Personen: der Blick, den sie vermittelt, ist nicht scharf, zwingt einen dicht
ran, hinein beinahe ins Geschehen. Erklärung findet nicht statt, einzig
im wiederkehrenden Motiv der Marienerscheinung drängt sich, was schade
ist, so etwas wie eine existenzielle Deutung auf: eine gottverlassene
Gesellschaft. Materialer schon, passender und leise komisch, die Ankunft
des Kühlschranks Upsala vor der Bettgruft Mechas. Das weitere Schicksal
scheint besiegelt, die Immobilität hat gesiegt.
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