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Liebe das Leben
F 1998
Regie: Eric Zonca
Mit Elodie Bouchez, Natacha Regnier
Die Adresse für Filme und Bücher! |
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Wahrheitskino, Realismuskino
des einfachen und unverwandten Blicks der besten Sorte. Wir folgen Isa, die
einfach da ist, in Lille vor unseren Augen auftaucht, und wir folgen ihr
bis zum Ende des Films. Sie ist ohne Heimat, hat hin und wieder angedeutete
Geschichten hinter sich, aber sie beginnt ihr Leben neu in Lille, auf der
Suche nach Geld und Freunden. Besser kann ein Film nicht anfangen und besser
kann ein solcher Film, der sich auf den Alltag seiner Figuren einlassen will,
auch nicht weitergehen als es dieser tut. Er bleibt Isa auf den Fersen, kommt
ihr nahe, aber selten per close-up zu nahe, stets mit unaufdringlich
authentizitätssugerierender Handkamera.
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Isa knüpft sich (oder näht
sich; sie landet sogleich in einer Nähfabrik) aus dem Nichts, mit dem
sie begonnen hat, ein Netz sozialer Beziehungen, zuerst zu Marie. Eine wunderbare
Freundschaft entwickelt sich zwischen der durch nichts unterzukriegenden
Isa und der spröden, ihr Inneres nie aufdeckenden Marie. Madonna und
Lauren Bacall, das sind die treffend gewählten Vorbilder, die sie bei
einer Bewerbung in einer Filmkneipe wählen. Isa nimmt den Job als
rollschuhlaufende Werbefigur an, Marie verweigert sich, in der stolzen Hoffnung,
sich diesen Luxus leisten zu können. Stolz, Hoffnung und Verweigerung
sind das, was Marie bestimmt. Dem Pragmatismus des alltäglichen
Durchwurstelns und stoischen Er- tragens von Demütigungen, der Isa gerade
Kraft gibt, statt sie ihr in der Sehnsucht nach mehr zu nehmen, stellt Marie
schroffe Unvernunft entgegen und muß durch ihre Inkonsequenz nur noch
schlimmere Demütigungen ertragen. Sie schläft, aus
Gleichgültigkeit und wohl auch des Geldes wegen, mit dem dicken und
netten Charlie, während Marie, die hier ihre Prinzipien hat, sich Fredo
verweigert. Die Wahrheit ist, daß Marie von der Erlösung träumt,
vom Märchen- prinzen, der sie wegholt aus ihrer Welt. Dafür sieht
sie nicht, was sie haben könnte. Sie ver- liert Isa, als sie sich einen
der übelsten Aufreißer der Stadt zum Prinzen zurechtträumt,
wider alle Vernunft und bessere Erkenntnis.
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Dabei ist Isa ein wirklicher Engel, ein Mensch, der
immer gibt und nichts zurück erwartet. Täglich besucht sie ein
Mädchen, das im Koma liegt, das sie gar nicht kennt. Sie liest ihr Ta-
gebuch und führt es weiter, übernimmt Verantwortung und rettet
sie so. Dank will sie keinen. Auch nicht von Marie, mit deren
selbstzerstörerischer Torheit sie mehr Geduld hat, als diese verdient.
Zuletzt helfen auch Isas beste Wünsche nicht mehr. Marie war nicht zu
helfen. Der Film macht daraus kein pathetisches Ende. Das Leben geht weiter,
Isa in der nächsten Fabrik, die Kamera fährt an den arbeitenden
Frauen vorüber, bleibt an einer hängen. Mit diesem Bild endet der
Film. Isa wird sich mit dieser Frau anfreunden, ihr Leben wird mal wieder
neu anfangen. Die Grundhaltung des Films ist lakonischer Existentialismus,
aber er wertet nicht und wenn er irgendwelche Botschaften hat, dann keine,
die sich in Worten resümieren ließen.
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