Hendrik Handloegten: Liegen lernen (D 2003)

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Hendrik Handloegten: Liegen lernen (D 2003)

 

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Hendrik Handloegten: Liegen lernen (D 2003)
Kritik v
on Thomas Reuthebuch

 

Mit großem Hallo wird derzeit jede Produktion aus der Berliner Talentschmiede X-Filme begrüßt. Auch in München gab's von den traditionell introvertierten, eher sich insgeheim freuenden oder ärgernden Filmjournalisten zaghaftes Wolfsgeheul, klang nicht so richtig überzeugt, eher mutmachend. Wahrscheinlich stammten die Heuler eh aus dem Umfeld der X-Filme-Karawane, die sich von Festival zu Festival schiebt und sich feiert und feiern lässt. Hendrik Handloegten hat seinen ersten Kinospielfilm vorgelegt, die logische Fortsetzung seines Debüts „Paul is dead“, vor gut zwei Jahren als Kleines Fernsehspiel noch an der dffb entstanden. Handloegten ist bekennender Musikliebhaber, Fan, und erzählt Geschichten über Dinge, mit denen er sich auskennt. Jugendliche in der Provinz, die die Langeweile mit Sehnsucht und Bier und natürlich Musik bekämpfen. Richtige Männer- oder Jungsgeschichten also, in denen zwar auch Frauen vorkommen, mitunter sogar recht zentral, immer aber als Projektion der männlichen Figuren, als Idealisierung oder Romantisierung, sei sie pragmatisch ausgerichtet oder Produkt  von Reife und Erfahrung .

Helmut Hermes (Fabian Busch) ist ein gefühlsgehemmter, bindungsunfähiger, feiger Penner - das schleudert ihm zumindest seine derzeitige Lebensabschnittsgefährtin in der ersten Szene entgegen. Danach geht’s zurück, in die Vergangenheit, in die 80er Jahre, wieder mal, möchte man meinen, angesichts dessen, was sich zur Zeit auf dem deutschen Kinogabentisch so tummelt. „Liegen lernen“ macht das jedoch eleganter, stilsicherer als alles vorher Dagewesene. Dafür gebührt den Filmemachern größter Respekt. Auch das Buch ist knackig, ohne viel Vertun kommt man zur Sache, die Dialoge sind knapp, manchmal zu knapp, geraten dann zu bloßen Stichwörtern, die Kameraarbeit ist exzellent und überhaupt gibt es ,was die Produktionswerte betrifft, kaum etwas zu kritisieren.

Dennoch, irgendetwas stimmt mit diesem Film nicht. Ist es tatsächlich die Hauptfigur, die im übrigen von einem glänzend aufgelegten Fabian Busch gespielt wird, und die mit ihrer narzisstischen Schluffigkeit nervt? Vielleicht. Ist es sogar die Koketterie mit der eigenen Ichbezogenheit, respektive Selbstmitleid und den ganzen Unfähigkeiten, Bindung, Glück, Gefühle, Mut? Helmut behauptet auch, mit 32, also zu Beginn des Films, vor der Rückblende, da weiß man wie das Leben so läuft, wie man fickt und so weiter. Tatsächlich? Versteckt zwischen den Zeilen drängt da immer wieder diese Haltung nach vorne, die ständige Unterforderung, dieses wenn man wollte, dann könnte man schon, aber man will ja nicht, wozu auch.

Ich war tatsächlich schwer begeistert über weite Strecken, von der Leichtigkeit der Inszenierung, von der Geschmackssicherheit im Auswahl der Details, nicht zuletzt der Musik. Am Ende habe ich mich gewundert, warum ich nach dem Film dieses Gefühl innerer Leere hatte. Sind wir wirklich so wie Helmut? Und wenn ja, merken wir es dann überhaupt noch? Der Film macht zum Schluss natürlich noch den dramaturgischen Schlenker, den man von Anfang an erwartet hat. Helmut wird bekehrt, besser gesagt, er bekehrt sich selbst, er kehrt zu seiner Lebensabschnittsgefährtin zurück und erkennt die wichtigen Dinge im Leben. Ich hab' da so meine Zweifel.

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