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Mika Kaurismäki: Moro No Brasil
(Deutschland, Brasilian, Frankreich
2002)
Kritik von Thomas Reuthebuch |
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Ausgelaugt von perfektionistischer Langeweile (8 Femmes), stargeilen
Journalisten (PK) und konspirativen Machern (beim Fussballgucken in der Premiere
Lounge) hilft nur noch eines: die vielbeschworene brasilianische Lebensfreude.
Wenn man jedoch den ersten allgemeingültigen Berlinalesatz (Verabrede
dich nie im Gewimmel vor dem Eingang zu einer Publikumsvorführung) nicht
beherzigt, darf man sich nicht wundern, wenn einem im CineStar 7 in Reihe
2 die Augen aufgehen. Preisfrage: Schon mal versucht aus etwa zwei Metern
Entfernung gleichzeitig den Untertiteln und den, auf Hochhausgröße
projezierten Aufnahmen einer entfesselten Handkamera zu folgen? Hat man da
nicht ein Astronautentraining hinter sich bleibt da nur der geordnete
Rückzug. Ein Glücksfall, wie sich später herausstellen sollte.
Korrespondiert doch das genüssliche Herumfläzen im Trittbereich
seitlich der superbequemen Sessel hervorragend mit Mika Kaurismäkis
Verständnis vom Filmemachen. Das alles fühlt sich so an, als
hätte man das Konzept des Films nach ein paar Bier ausgeheckt und als
Ideenskizze hingeworfen. Dazu ein belastbarer Kameramann; die meisten Musiker
kennt man eh schon, und los gehts. Aus jeder Pore strömt in der
Folge die Bewunderung an dem so völlig anderen Lebensstil, der sich
trotz widriger Umstände nicht ausradieren läßt und so gar
nichts mit dem zu tun hat, was man in Helsinki Leben nennt. Ich selbst war
nie dort, berufe mich da nur auf Mika Kauriamäki selbst. Nicht von
ungefähr beginnt der Film mit einer Sequenz, in der Kaurismäki
durch eine schneeverwehte Landschaft stapft, die so auch in Alaska oder im
tiefsten Sibirien denkbar wäre. Nur die Einblendung vermittelt Klarheit:
Helsinki, Finnland. Wer will es ihm also übel nehmen, wenn er sich auf
die Fersen von Lokalgrößen macht, die mit ihrer Musik den Favelas
(den Elendsvierteln) entkommen konnten, und dabei nur am Rande Notiz nimmt,
von Nebensätzen, die seinen Gesprächspartnern herauskullern, wie
zum Beispiel, dass es die permanente Gefahr ist, die das Leben in den Falvelas
anstrengend macht. Kaurismäkis Film ist sympathisch, voller Liebe zu
den Menschen die er portraitiert, und letztlich ist es müßig,
dem unmittelbaren Gefühl nachzutrauern, dass sich beim Sehen einstellt
jedoch allzu schnell wieder verblasst.
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