Joel Zwick: My big fat greek wedding (USA 2002)

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Joel Zwick: My big fat greek wedding (USA 2002)
Kritik v
on Dagmar Trüpschuch

 

Man nehme eine Einwandererfamilie, egal welcher Couleur - man nehme ein Einwanderungsland, egal wo: Und fertig sind die Film-Komödien von heute. Nach der britischen Komödie „East is East“ von Damien O'Donnell aus dem Jahre 1999, in der pakistanische Kids in England den Aufstand gegen den Familienpatriarchen proben, nach der gerade in den Kinos gelaufenen ebenfalls britischen Filmkomödie „Kick it like Beckhman“ von Gurinder Chadar, in der ein junges fußballbegeistertes indisches Mädchen alle Rollentabus bricht, nimmt auch der amerikanische Spielfilm „My big fat greek wedding“ die Kulturkollisionen mit sehr viel Humor und Leichtigkeit aufs Korn.

Grundthema dieser Filme ist die Aufarbeitung des Konfliktes zwischen traditionsverhafteten Migranten der ersten Generation mit ihren im jeweiligen Einwanderungsland sozialisierten Kindern. Doch egal wie die Spielfilme sich dem Thema annähern - ob humorvoll oder ernsthaft bis tragisch wie in türkisch-deutschen Produktionen - z.B. Aprilkinder (Yüksel Yavuz, 1998) oder Lola und Billy the kid (Kutlug Ataman, 1999) -, dokumentiert die Häufigkeit der Thematisierung von Kulturkonflikten die Grundproblematik der Migranten-Kinder der zweiten und dritten Generation. Ist die erste Generation der Einwanderfamilien strikt ihren traditionellen Werten verhaftet, befinden sich ihre Kinder in einem ständigen Zwiespalt der Kulturen. Zu Hause den strengen Riten folgend, in der Schule mit der westlichen Realität und Freizügigkeit konfrontiert, leiden besonders Mädchen unter den kulturellen Unterschieden. Werden doch gerade sie in traditionell-weibliche Rollen gedrängt, die für westliche Mädchen gleichen Alters schon längst nicht mehr relevant sind.

Der Spielfilm „My big fat greek wedding“ von Regisseur Joel Zwick (Second Sight) handelt von einer griechischen Migrantenfamilie in Chicago, die zwischen Tradition und westlicher Moderne hin und her gerissen ist. Die Eltern, besonders Vater Gus (Michael Constantine), gewähren ihrem Sohn (Louis Mandylor) augenzwinkernd jegliche Freiheit, haben aber ein scharfes Auge auf ihre Tochter. Diese soll griechisch heiraten, viele griechische Kinder bekommen und lernen, gutes griechisches Essen zu kochen. Doch Toula (Nia Vardalos) weiß schon von Kindesbeinen an, dass sie anders ist. Anders als ihre Klassenkameradinnen „blonde and delicate“ war sie „a swarthy six-year old girl with sideburns“ und entspricht so gar nicht dem, was ihr Vater von einem guten griechischen Mädchen erwartet. Mit dicker Brille, zotteligen Haaren und mehr als lässiger Kleidung ist Toula mit 30 Jahren immer noch unverheiratet. Der Vater verzweifelt, schmiedet Verkupplungspläne und gibt die Hoffnung auf eine griechische Hochzeit nicht auf - doch ohne die Rechnung mit Toula zu machen. Die will ihre eigenen Wege gehen. Unterstützt von ihrer Mutter (Lainie Kazan) „du kommst ganz nach mir“, versucht sie den Ausbruch. Sie besucht einen Computerkurs, kauft sich neue Kleidung, verwandelt sich vom hässlichen Entlein in einen schönen Schwan - und verliebt sich. Doch weit gefehlt zu denken, ihr Vater wäre froh seine Tochter unter die Haube gebracht zu haben - ist der Geliebte (John Corbett) doch ein Mann, nicht griechischer Herkunft…

Nia Vardalos, die im Film die Toula spielt, ist Autorin dieser vergnüglichen Familiengeschichte mit autobiografischem Hintergrund. Der Filmvater Gus heißt auch in Nia Vardalos Leben Gus - und gegen seinen Willen ehelichte sie einen irischen Mann namens Ian und - wie auch im Film - war ihre Familie alles andere als glücklich über diese Hochzeit. „There are two kinds of people. Greeks and everyone who wishes they were”, behauptet Filmvater Gus Portokalos - und vertritt damit exakt die Meinung von Gus Vardalos, Nias biologischem Vater. Angefeuert von Freunden, denen sie die mal mehr und mal weniger lustigen Begebenheiten aus ihrem Familienalltag schilderte, begann sie ihre Geschichte aufzuschreiben, um sie als One-Woman-Show in Los Angeles aufzuführen. Hier wurde die talentierte Schauspielerin von Rita Wilson entdeckt, der griechischen Ehefrau von Tom Hanks. Tom Hanks, der aus eigener Erfahrung weiß, wie sich das Leben verändert, wenn man in eine griechische Familie einheiratet, entschloss sich mit seiner Produktionsfirma „ The Playtone Company“ das Skript, das Nia Vardalos schon filmreif in der Hand hielt, umzusetzen.

Mit Wortwitz und übersteigerten Klischeebildern schildert „My big fat greek wedding“ einen Befreiungsprozess und die Überwindung von Vorurteilen. Der Regisseur Joel Zwick setzt die Vorlage überzeugend um. Kamera und Musik akzentuieren gekonnt die Komik einzelner Szenen, sei es, dass traditionell griechische Kithar-Musik erklingt, wenn die abtrünige Toula sich von ihren heimlichen Ausflügen mit dem Geliebten dem Elternhaus nähert -, sei es, dass die Kamera wild hin und her schwenkend zoomt, Bilder verwischt, wenn die verklemmt-spießigen Eltern des nicht-griechischen Schwiegersohnes in spe nach dem vierten Ouzo kaum noch gerade aus den Augen gucken können. Der Zuschauer muss diesen Kameratanz über sich ergehen lassen und fühlt sich schwindelig und berauscht - ganz ohne griechischen Anisbranntwein.

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