My Girl (Kollektivprojekt von sechs Regisseuren; Thailand 2003)

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My Girl (Kollektivprojekt von sechs Regisseuren; Thailand 2003)
Kritik von Ekkehard Knörer

 

Filme, die auf Wiedererkennen setzen, und zwar voll und ganz, sind für ein Kunstverständnis, das das Nicht-Erkennbarmachen des Vertrauten favorisiert, der reine, banale Kitsch. So auch der Vorwurf gegen weite Teile der Popliteratur: On connait la chanson - na und? "My Girl", einer der erfolgreichsten thailändischen Blockbuster aller Zeiten, setzt auf die Wiedererkennungseffekte, ein Nostalgieprodukt. Kein Zufall, dass gerade Musik, Thai-Pop, nicht nur die unwillkürliche Erinnerung, als die die Geschichte einer Kindheit dann etwas willkürlich daherkommt, triggert, sondern überhaupt Stück für Stück von der Tonspur zu verschwinden sich weigert.

Und damit die Bildspur dominiert, die diese Geste nur immer zu wiederholen scheint. On connait la chanson, man kennt die Bilder, man kennt die Geschichten, man kennt die Gefühle. Und zwar nur zu gut. Ein Junge, der ein Außenseiter ist und im Kampf um die Anerkennung durch die roher geratenen Gleichaltrigen zuletzt die Freundschaft zu einem Mädchen aufgeben muss. Es wird Fußball gespielt, es gibt hübsche Nebenideen wie die von den beiden Friseuren: ein Künstler (der Vater des Mädchens), ein laissez-faire-Bürokrat (der Vater des Jungen), Romeo & Julia in der Sommerschlussverkaufsvariante und um jeden Ernst ermäßigt. Man kann die hintereinander weg plätschernden Episoden um Fußball und Seilspringen, Werben und Kindheitsende nett finden, ja, man muss sie sogar nett finden. Konsensgeschichten, Konsensgefühle von alles in allem dann vielleicht doch verheerender Harmlosigkeit.

Einer Harmlosigkeit, die die Kehrseite ist der Ausblendung jeden Schreckens. Es ist in diesen Bildern nicht eigentlich Platz für den Schmerz, für Einsamkeit, für Verlustangst und das schiere Entsetzen, das im Erwachsenwerden steckt. Erst recht wer die frühen Kindheitsfilme von Hou Hsiao-hsien kennt, ist für die Gefühligkeiten, die in "My Girl" so kompetent vollstreckt werden, verloren, vom ersten Bild. Und bis zum letzten, das der Verweigerung des Erwachsenwerdens den Segen gibt. Ein Film, der ein Symptom ist für die Krankheit, die Nostalgie heißt, kein Versuch, sich einer Analyse zu nähern.

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