Der Ort: New York. Die Zeit: Die Gegenwart. Unterwegs sind Draculas
Kinder Edgar und Nadja (gespielt von Elina Löwensohn). Genauer: Edgar
liegt im Koma, Nadja ist, die Asche des Vaters unterm Arm, gekommen, ihn
aus den Händen der Krankenschwester Cassandra zu befreien. Es kreuzen
sich dabei Wege: so verliebt sich Nadja in Lucy, die Frau von Jim, der selbst
mit dem - sich selbstverständlich durch den Film ziehenden - Leitmotiv
des Blutes eingeführt worden war. Dass dies beim Boxen, mit einem Schlag
auf die Nase geschieht, ist nur zu bezeichnend für den Film, dem es
sehr auf das Nebeneinander von ernsthafter Umsetzung des Mythos und trockenem
Kommentar der Kontrastwirkungen ankommt. So ist der Vampirjäger Van
Helsing (Peter Fonda mit wehendem Haar) auf dem Fahrrad unterwegs, die Dialoge
verstricken sich so stilisiert wie mal banal, mal komisch (vgl. Hal Hartley)
in die Darstellungs-Unmöglichkeit, Vampire hier und heute durch New
York wandern zu lassen.
Kontrastreich auch die sehr schwarzen, sehr weißen
Bilder. Die schwarze Kapuze Nadjas rahmt das weiße Gesicht,
weißer Zigarettenrauch vor schwarzen Hintergründen, eine
gleißend helle Fackel erleuchtet später in Rumänien (es kommt
dort zum Showdown) den dunklen Untergrund. Gegen die umwerfende
Kontrastfotografie stellt Almereyda den Vampirblick, aufgenommen in verwaschenen
Pixelbildern (zuvor hatte er aus Geldgründen einen ganzen Film mit der
Fisher-Price-Pixelvision-Kamera gedreht). In diesen Blick fallen die
Actionmomente von Nadja, die Orgasmus- und Kussattacken des Beißens,
blutige Visualisierung von Lust, ganz wie man's aus der ja nie subtilen Tradition
des Motivs kennt.
Einzelne Einstellungen sind, auch wenn sich ein rechter Zusammenhang
am Ende nicht ergeben will, famos: Nadja, die einmal, ohne sich zu bewegen,
auf die Kamera zurast, unscharf im Hintergrund, rennend, aber kaum vorwärts
kommend, ihre Verfolger. Überwältigend immer wieder die schiere
Schönheit der Aufnahmen, die gleichwohl auf allen tieferen Sinn verzichtet.
Virtuos auch der Einsatz der Musik, alternative rock, der zur
Entstehungszeit fast noch der letzte Schrei war, so schroff wie lieblich.
All das freilich, zuletzt, vielleicht doch nicht mehr als
Selbstgefälligkeiten, die sich im Moment ihrer sofortigen Wirkung
erschöpfen.
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