Filme wie John Sturges' "The old Man and the Sea" oder Phillip Noyces
"Dead Calm" haben es vorgemacht: Es ist möglich, einen Film über
Menschen auf dem offenen Meer zu drehen, der trotz des eintönigen Ambientes
spannend ist. Ihr Spannungspotenzial beziehen diese Filme aus den sich durch
die Einöde entwickelnden menschlichen Konflikten ("Dead Calm") oder
aus dem Konflikt mit den Unwirtlichkeiten der Einöde selbst ("The old
Man ..."). Chris Kentis' zweiter Spielfilm "Open Water" versucht beides zu
kombinieren ... und geht damit - man entschuldige den Kalauer! - baden.
Das junge Yuppie-Paar Susan und Daniel machen Urlaub am Meer. Sie
entschließen sich zu einem Tauchkurs und fahren mit einer Touristengruppe
aufs offene Meer hinaus. Durch eine Unachtsamkeit wird übersehen, dass
die beiden noch nicht wieder an Bord sind, als das Boot zurück zur
Küste schippert. Susan und Daniel sind zunächst nur verwundert,
als sie auftauchen und sich verlassen in der Mitte des Ozeans wiederfinden.
Sie entschließen sich zu warten, doch niemand scheint sie zu vermissen.
Nacheinander geraten sie in einen Schwarm Quallen, Haie attackieren sie und
ein Unwetter macht sie auch noch von oben nass. Als man am nächsten
Morgen an Land entdeckt, dass die beiden fehlen, wird eine Suchaktion gestartet.
"Open Water" leidet vor allem an der Einfallslosigkeit des Drehbuchs, das
laut Vorspann "based on true events" ist. Das Leben schreibt eben nicht immer
die spannendsten Geschichten, weswegen gerade die von Susan, Daniel und dem
Meer dringend einer Dramatisierung - gern auch zu Lasten der Authentizität
- bedurft hätte. Und, was "wirklich" auf dem Meer geschehen ist, muss
ja ohnehin Spekulation bleiben. Doch "Open Water" belässt es dabei,
sich die beiden ein bisschen darüber streiten zu lassen, wessen Idee
der Tauchausflug war, ein paar Haie schemenhaft unter ihnen umher schwimmen
zu lassen und sie sich ständig ihre Liebe versichern zu lassen. Spannung
oder gar Mitgefühl kommt da nicht auf.
Zu bebildern vermag "Open Water" diese Ausnahmesituation leider auch nur
sehr halbherzig. Um sich der Effekthascherei zu erwehren, werden die Gefahren,
die sich rund um die Protagonisten und vor allem unter ihnen verbergen, lediglich
angedeutet. Der Film gewinnt in nur wenigen Momenten horribles Potenzial,
wenn er einmal einen Blick unter die Wasseroberfläche gestattet oder
Kamerapositionen das Umfeld des im Meer treibenden Paares zeigen und damit
die ganze Hoffnungslosigkeit der Situation verdeutlichen.
Einzig der düstere, mit ein wenig Ethno-Gesängen angereicherte
Soundtrack von Greame Revell (der auch schon den Thriller "Dead Calm" exzellent
beschallt hat) verschafft ab und zu eine Andeutung von Spannung - die der
Film dann aber auch nicht einlöst. So treiben die beiden Protagonisten
auf dem Ozean dahin und der Film plätschert seiner finalen 79. Minute
entgegen. Im laufenden Abspann erlaubt der Film sich dann noch einen kleinen
Kalauer, der hier nicht verraten werden soll, um "Open Water" nicht seines
vielleicht einzigen Faszinosums zu berauben: Überleben die beiden?
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