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Out of Sight
Regie: Steven Soderbergh
Mit George Clooney, Jennifer Lopez
USA 1998
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Es gibt ja inzwischen geradezu das eigene Genre
der Elmore-Leonard-Verfilmungen; es hat es eigentlich schon gegeben, bevor
man das so richtig wahrgenommen hat, nicht nur, weil es eine beeindruckende
Zahl von verfilmten Leonard-Romanen gegeben hat, und zwar seit den sechziger
Jahren (Richard Fleischers 'Mr. Majestyk' von 1972 mit Charles Bronson
dürfte der beste dieser nicht immer sehr gelungenen Filme sein), sondern
weil alle Filme Taran- tinos die Lektionen Leonards gelernt hatten, bevor
er sich mit Jackie Brown an eine tatsächliche Verfilmung von Leonards
Rum Punch gemacht
hat.
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Dieses
Genre zeichnet sich aus druch erzählerische Intelligenz und Raffinesse,
bis hin zu Tücke und Selbstreflexivität. Es gibt ein paar Regeln,
die Elmore Leonard anscheinend im Schlaf beherrscht. Zum einen versteht er
es meistens, Unwahrschein- liches durch narrative Behendigkeit zu
plausibilisieren (durch Rückblenden genauso wie durch Verschweigen,
Auslassen). Psychologie bleibt ihm immer das entscheidende Wenig wichtiger
als die Konstruktion des plots, so daß die überraschenden Wendungen
im nachhinein eher den Figuren Tiefe geben als sie unglaubwürdig zu
machen - oder zu bloßen Spielsteinen, wie das bei 'Wild Things' der
Fall ist. Man darf das daher auch nicht so angehen wie Barry Sonnenfeld in
'Schnappt Shorty', der seine Figuren und die Geschichte im Erzählton
nicht ernstnimmt und eher farcenhaft anlegt. Es ist gerade nicht der bloße
Spaß an den Volten und Pointen, oder gar an der Gewalt, der Leonards
Qualität ausmacht. Was ihn auszeichnet, ist die aller Virtuosität
zugrundeliegende Humanität, das Interesse an seinen Verlierergestalten,
der unsentimentale Blick auf sie. Da liegt denn auch der große Unterschied
zu Tarantino, dessen Splatterseite wenigstens vor Jackie Brown nicht zu
übersehen
war.
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Barry Sonnenfeld hat nun
auch 'Out of Sight' produziert. Regie führt Steven Soderbergh, der seit
'Sex, Lies and Videotapes' keinen wirklichen Erfolg mehr hatte (wer hat zuletzt
'The Underneath' gesehen?). Überraschenderweise macht er einfach alles
richtig, hat einen erzählerisch virtuosen, zutiefst humanen Film gemacht,
der um das Zentrum einer fabelhaften Liebesgeschichte kreist, die in die
kriminalgenretypischen Versatzstücke aus Geld und Gewalt durchaus
ungewöhnlich eingewoben ist. Jennifer Lopez ist so klug und stark wie
die meisten Heldinnen bei Leonard (unwillkürlich erinnert sie an Pam
Grier in 'Jackie Brown'). Trotz dieser Betonung der unmöglichen Liebe
zwischen dem Kriminellen und der Gesetzeshü- terin stimmt das Tempo,
stimmt auch die Komplexität des Verwebens der Handlungsfäden. Eine
wunderbare Idee sind die freeze frames, die den Film auf aparte Weise
zäsurieren. Großartig die Musik. Exzellent ist die Liebesszene,
der Höhepunkt des Films, deren Pathos sich zum Teil dem klugen Buch
verdankt; im wesentlichen aber ist sie Soderberghs Verdienst und schlichtweg
große Filmkunst, in der Montage, mise-en-scène, im Überlagern
von Bild und Dialog-und Musikton. Auf die Idee des diskontinuierlichen Schnitts
muß man erst mal kommen; zu allem Überfluß ist sie nicht
nur in sich großartig, sondern paßt auch wunderbar zum Leonardschen,
ebenfalls in jeder Hinsicht diskontinuierlichen Erzählstil. Seit Peckinpah
hat es diese Kunst des Schnitts im amerikanischen Kino nicht mehr gegeben.
Natürlich fällt das, was nach dieser Szene, die wiederum auf ihrem
Höhepunkt, der nicht der sexuelle ist, in ein freeze frame aufgelöst,
dagegen ab. Aber das muß so sein. Die sanft ironische Schlußpointe,
die alle happy endings kennt und mit ihnen spielt, krönt einen großen
Film.
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