David Fincher: Panic Room (USA 2002)

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David Fincher: Panic Room  (USA 2002)

USA 2002

Regie: David Fincher

Mit Jodie Foster, Kirsten Stewart, Forest Whitaker

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David Fincher: Panic Room (USA 2002)
Kritik von Ekkehard Knörer

 Panic Room (Jodie Foster)

Die Prioritäten, die David Fincher in am Anfang seines Films zu setzen scheint, versprechen viel mehr, als "Panic Room" am Ende halten wird: der Hauptdarsteller ist ein Haus, der wichtigste Nebendarsteller die Kamera, die das Haus als Raum erst vorführt und in der Vorführung konstituiert. Freilich gibt es auch Darsteller und da beginnt das Problem. Die ersten Minuten des Films sind ganz wunderbar. Schon der Vorspann pflegt ein eigenwilliges Setzungsverhältnis zum Raum. Die Kamera schwebt durch Manhattan, die Credits ragen als dreidimensionale Digitalmassive in die Gebäudesphäre New Yorks hinein, verschmelzen perspektivisch mit Stahl und Beton. Aus dem Raum, den der Vorspann eröffnet, aus der "Stadt", dem "Freien", zieht sich der Film dann aber ganz entschieden zurück, in den Schauplatz, den die ersten Bilder ausführlich vorstellen: ein altes Brownstone-Haus mitten in Manhatten, drei Stockwerke, große Räume, darin, als Kern und Zentrum, der "Panic Room", der unzugängliche Rückzugsort, die Verdopplung und Apotheose des "Innen", das das Haus selbst schon darstellt. Nichts als ein Fantasma, natürlich.

Wie bei Brian DePalma, der seine Kamera gerne die Allgegenwart träumen, den Widerstand der Materie gering schätzen lässt, blickt für uns die Kamera einen fantasmatischen, prothetischen, unmöglichen Blick, fährt in digital gefaketen Plansequenzen durch Wände, von einem Stockwerk ins andere, nach Belieben. Diese Durchdringlichkeit spiegelt sich hinüber in die (allerdings statischen) Videobilder, die die Überwachungskameras in den Panic Room übertragen - und sie kontrastiert zur totalen Abgeschlossenheit des Raums selbst (allerdings wird sich die vermeintliche Autonomie als ziemlich löchrig erweisen). Damit aber ist alles, was den Film interessant scheinen lässt, schon beschrieben. Mühsam wird der Bild- und Kameraraum "Haus" zum Handlungsraum, nun, hier muss man leider sagen: entwertet, das Drehbuch lässt zwei (instabile) Dreiergruppen gegeneinander antreten, und zwar im Kampf um den Panic Room, in den aus plausibilisierungstechnischen Gründen noch einmal ein McGuffin hineingedoppelt wird. Die eine Gruppe ist die erst auf Mutter und Kind reduzierte, dann um den eigentlich an eine andere Frau verlorenen Vater notdürftig (das Notdürftige bekommt vor allem der Vater selbst sogleich am eigenen Leib zu spüren) wieder vervollständigte Kleinfamilie. Der Gegner ist ein Trio von Einbrechern, unterschiedlichen Charakters und unterschiedlicher Motivation. Völlig unerklärlicherweise verschwendet das Buch wenig Zeit mit der Einführung von Mutter und Kind, viel zu viel aber für die enervierend irrelevante Psychodynamik der Gangsterbande.

Es ist, als vergäße der Film nach und nach das Gesetz, nach dem er angetreten war: Visualisierung des Raums, Aufladung von Orten, Gegeneinander von Innen und Außen, das alles zwingend zusammengehalten von der verselbständigten Kamera. Stattdessen mündet er in einen überaus konventionellen Thrillerplot, der alle Spannung inkompetent zwischen den Beteiligten zerreibt. Ein kurzes Bravourstück gibt es noch, es treibt jedoch ohne rechte Anbindung in der zweiten Filmhälfte: einen kurzen Ausbruch Jodie Fosters aus dem Panic Room führt Fincher in Zeitlupe und mit extrem dumpfem Ton vor, als wollte er die üblichen inszenatorischen Spannungsstrategien durch die Dehnung der Wahrnehmung und die Verfremdung der Tonspur ad absurdum führen. Rasch aber, viel zu rasch trotz der Endlosigkeit dieses Moments, findet der Film dann zurück in die (überraschend) überraschungsfreie Konvention, auf die er alles in allem, leider, hinauswill.

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