Manch einer hat lange auf diesen Moment gewartet, das Ende der
deutschen Filmmisere, seit Jahren, oder sind es Jahrzehnte, in den Feuilletons
herbeigeschrieben, das Ende ist nah, ...Disko in Moskau, wollte ich fast
sagen, völlig abwegig aber nach sorgfältiger Abwägung vielleicht
doch ganz treffend. Unter dem Label "Planet B" haben eine handvoll findiger
Produzenten und Stoffentwickler aus Deutschlands Hipness Epizentrum, gemeint
ist Berlin Mitte (man glaubt das genervte aufstöhnen der knapp 80 Millionen
zu vernehmen die da nicht wohnen und arbeiten und dem Zeitgeist
nachspüren), insgesamt 8 Trashperlen produziert, die auf uns zurollen
werden - stop - drei von ihnen sind schon hier, seit dem 30.01.2003 in
ausgewählten Kinos, auch bei ihnen um die Ecke, naja, sagen wir in der
nächsten größeren Stadt. Neben Antman und irgendwas
mit Masken eben auch Detective Lovelorn und die Rache des Pharao.
Die Marketingleute sprechen von "Kultpotential", von "unverbrauchten
Talenten" und "unkonventionellen Methoden" und man möchte gerne hoffen,
dass das "sympathische Konzept" aufgeht und uns allen energiegeladene, kleine,
billig produzierte Geschichten um die Ohren fliegen. Man möchte es allen
Beteiligten gönnen und am meisten einem selbst, wenn die aus der Not
geborene, überbordende Kreativität von der Leinwand schwappt, gut
gelaunte Schauspieler endlich mal Gas geben können anstatt tagelang
in Wohnwägen vor sich hinzudämmern und der Regisseur unwidersprochen
Verrücktheiten drehen darf, ganz einfach weil gar keine Zeit für
Widerspruch vorhanden ist. Aber irgendwie kann man nicht so recht dran glauben,
schon die Sache mit dem Kult kommt einem spanisch vor und gefühlte 380
Minuten später, ein ungläubiger Blick auf die Uhr verrät,
dass gerade mal 90 Minuten Realzeit vorbeigeschlichen sind, ist man sicher:
es funktioniert nicht, nein, präziser, es funktioniert eigentlich gar
nichts.
Das liegt nicht etwa an Erstlingsregisseur Thomas Frick, erst recht
nicht an den Schauspielern, die spürbar mit Spaß bei der Sache
sind und schon gar nicht an Ausstattern, Kostümen, dem ganzen Handwerk
drumherum. Es liegt, ganz was neues, am Drehbuch und wenn man ehrlich ist,
eigentlich auch daran nicht. Vielmehr erweist sich das gesamte Konzept als
weniger vielversprechend als erhofft, ganz im Gegenteil, als Fehlerquelle
schlechthin. Das fängt damit an, dass in Deutschland kaum jemand weiß,
was man unter einem B-Movie versteht, weil in Deutschland sowas schlichtweg
undenkbar ist, schon alleine aus der Produktionslandschaft heraus bedingt.
Es gibt somit keinen anderen Ansatz als den verfolgten - die Imitation,
selbstredend mit ausreichend intelektuellem Abstand, die bekanntes, ich
unterstelle jetzt mal wohlwollend, auf eine Weise sicher auch des unfreiwilligen
Charmes wegen bewundertes, zu kopieren versucht; besser gesagt, um die Wirkung
dessen, was da unter oft abenteuerlichen Umständen in Roger Cormans
Talentschmiede, um einen Namen stellvertretend zu nennen, entstand, geht
es: die unfreiwillige Komik also, die für jeden als solche erkennbaren,
behelfsmäßigen Special Effects, die ein eigenartiges, weil nicht
intendiertes Vertrauensverhältnis zum Zuschauer aufbauen. Das alles
fehlt völlig.
Schlimmer noch: B-Movie steht hier für dilettantisch, für
Trash as Trash can. Vollkommen negiert wird die Tatsache, dass man gerade
unter erschwerten Bedingungen durch kreative Improvisation auch noch dem
schwachsinnigsten Plot gelungene Momente abtrotzen kann. Voraussetzung
dafür ist eine gewisse Ernsthaftigkeit. Ist die nicht vorhanden, waren
vielleicht die Dreharbeiten kurzweilig, das fertige Produkte ist es mitnichten.
Und so wie das Ende seit kurzem wieder nah erscheint, haben sich vielleicht
grundsätzlich auf Kult getrimmte Späßchen erledigt.
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