Mohsen Makhmalbaf: Reise nach Kandahar (Iran 2001)

.

Jump Cut Filmkritik
__________________
Magazin für Film & Kritik:
Rezensionen und News.

Impressum

 

 


.

Videos bei Amazon
Videos & DVDs bei Amazon

Reise nach Kandahar (Iran 2001)

Iran 2001

Regie: Mohsen Makhmalbaf

Schwesterseiten

Auteur.de - Lexikon der Regisseure
Comix-Corner - die Comic-Website
Crime-Corner - die Krimi-Website
Literatur-Corner - die Seite für Literaturkritik
SciFi-Corner - die Science-Fiction- Website

Theater-Corner - die Theater-Seite
.

Archiv

Filmkritik
Filmbuchkritik
Filmklassiker
Alle alten Kritiken in der Übersicht
.

Interaktiv

Forum
Diskutieren Sie über Filme und/oder unsere Kritiken!

Mail
Was immer Ihnen an uns passt oder nicht passt.

.

Mohsen Makhmalbaf: Reise nach Kandahar (Iran 2001)
Kritik von Ekkehard Knörer

  

Überflüssig an Mohsen Makhmalbafs Reise nach Kandahar ist einzig das Pathos, das er sich von seiner Ausgangs- und Grundkonstellation borgt, der Suche einer nach Kanada ausgewanderten Afghanin nach ihrer Schwester, die in Kandahar ist und angekündigt hat, sich bei der unmittelbar bevorstehenden Sonnenfinsternis das Leben zu nehmen. Die Struktur der Reise, die dem Film Roadmovie-ähnlich zugrunde liegt, hat eine solche Anreicherung nicht nötig, das Ausbleiben der Ankunft, der Erlösung reicht als dramatisches Moment völlig aus. Alles, was der Heldin auf ihrer Reise nach Kandahar begegnet, führt das Elend Afghanistans deutlich und emblematisch genug vor Augen.

Die Vermischung von Dokumentarischem und Fiktion, die für das iranische Kino so typisch ist, ist ein kluger Schachzug auch in diesem Fall, wo doch die bittere Realität aus moralischen Gründen kein Jota Unschärfe in ihrer Ab-Bildung zu erlauben scheint. Makhmalbaf vermeidet in dieser Hybridisierung jedoch geschickt die Fallen eines naiven Dokumentarrealismus, lässt die Grenze zwischen Dokumentation und Fiktion grundsätzlich verwischt und findet genau auf dieser Grenze (der Fiktionalisierung des "Realen" und der realen "Wahrheit" seiner Fiktion) die denkwürdigen Bilder, die die Stärke des Films ausmachen. Etwa die grotesk an Fallschirmen zu Boden schwebenden Beinprothesen, auf die in einem erschütternden Wettrennen die Minenopfer auf ihren Krücken zuhumpeln. Der Zugriff auf solche Szenen (egal, wie stark sie jeweils inszeniert sind) ist der des Spielfilm-, nicht des Dokumentarregisseurs: indem er sie mit Musik untermalt, kommentiert und emotional auflädt (und dadurch zugleich eine Distanzierung herstellt), indem er sie mit Handkamera und geschicktem Schnitt dynamisiert.

Der Film wird zum Stationendrama der Heldin, die auf Raffgier der Ärmsten wie auf selbstlose Unterstützung trifft, die immer wieder Zeugin des schlechten Charakter auch noch der Opfer wird. Makhmalbaf erzählt das in nur lose zusammenhängenden Episoden, stets führt er kurz den Schauplatz ein, dann folgt der Auftritt der Heldin. Eindrückliche Schauplätze sind eine Koranschule, in der die Kinder neben den Suren auch Thesen zum Waffengebrauch auswendig aufsagen können. Oder ein Lazarett des Roten Kreuzes, umlagert von Einarmigen und Einbeinigen, die auf ihre in viel zu geringer Zahl vorhandenen Prothesen warten. Oder eine Aufklärung kleiner Mädchen über die Gefahr von Tretminen am Anschauungsbeispiel ihrer Puppen. Der Film kommentiert nichts davon direkt, höchstens, indem er immer wieder Momente der Schönheit, der Faszination gegen das Elend stellt. Darin liegt kein falscher Trost, nur der Wille, den Blick nicht zu verengen, der Wille, dem existenziellen Elend das Feld nicht kampflos zu räumen.

zur Jump Cut Startseite

.

Suche


powered by crawl-it
.

Newsletter

Anmelden zum Jump Cut Newsletter mit wöchentlichen News und Updates

Powered by KBX7

.

Jump Cut Partner

DVDs & Videos
Suchbegriffe:



In Partnerschaft mit Amazon.de

.

Jump Cut Partner

www.BlackStar.co.uk - The UK's Biggest Video Store
.

Internet Movie Database


Filmtitel Person
Powered by www.IMDb.com