Road to Perdition ist eine im Grunde simple Gangstergeschichte.
Ein Mann, dem Unrecht geschehen ist, stellt sich gegen die Übermacht
und zwingt sie in die Knie. Fertig, aus. Das könnte man blutig, schnell,
ohne großen Aufwand erzählen und es wäre ein starker Film.
Der Hardboiled-Autor Max Allan Collins, nach dessen Comicszenario der Film
entstand, ist genau ein Mann solcher schwarzen Geschichten, ein Meister der
Ökonomie von Mittel und Effekt. Sam Mendes aber hat anderes im Sinn
und es besteht kein Zweifel, dass er dieses andere für größer,
bedeutender, wichtiger hält. Nichts was teuer ist, hat er verschmäht,
Tom Hanks - nur auf den ersten Blick gegen sein Image besetzt - ist dafür
nur das auffälligste Zeichen. Die Bilder sind erlesen dunkel, chiaroscur
ausgeleuchtet und oftmals ausgesucht, wie soll man sagen: schön. Aneinander
gereiht aber ergeben sie, im Verbund mit der überaus konventionellen
Musik, kein Bild von irgendwas, sondern nur ausgestelltes Kunsthandwerk,
das in feinster kinematografischer Oberschicht-Aussprache nur immer dasselbe
sagt: hier waren Könner am Werk. Das Fatale daran ist: noch das Gekonnteste,
etwa die stilisierte Abrechnungsszene gegen Ende, Männer mit Regenschirmen,
die einer nach dem anderen gefällt werden ohne Ton (aber, das ist wirklich
grässlich: mit Musik), dazu viel Regen, verschwimmende Konturen im
Gegenlicht, noch diese Momente also, in denen man denkt: Respekt, sind Momente,
in denen man fast nichts anderes denkt als, eben, Respekt.
Kunst aber kommt auch im Kino nicht von Können, sondern vom Wissen,
was man will (des Films, nicht unbedingt seiner Macher), von der Notwendigkeit,
es so zu tun, wie man es getan haben wird und am Ende, siehe, ist es gut.
Vertrackt ist das Verhältnis von Teil und Ganzem, mit bloßer Addition
des Wertvollen ist noch nichts gewonnen. Fatal wird's, kommt die Kuvertüre
ins Spiel. Die besteht hier - der Kakao- (nein: Cacao-) Anteil ist fraglos
hoch - aus einer Mythisierung eines doppelten Vater-Sohn-Verhältnisses,
das in seiner Penetranz nicht auch noch nachbuchstabiert werden sollte. Nichts
bleibt hier der Andeutung überlassen, die Dialoge forcieren diesen Punkt,
der als latent gebliebener schon bloßes Klischee wäre. Überhaupt
ist Subtilität gewiss nicht die Stärke des Films (und nach
"American Beauty" darf man wohl
Mendessche Methode vermuten), eine einzige Szene macht das klarer als andere:
Vater und Sohn Sullivan hinterlassen, nach freundlicher Bewirtung, einem
(sohnlosen: aber keine Angst, das Problem wird gelöst) Farmerehepaar
einen Haufen Geld. Beim Abschied macht eine ironische Bemerkung von Hanks
das dem Zuschauer hinreichend deutlich, aber Mendes muss hier noch einen
emotionalen Effekt abholen und zeigt, wie das Ehepaar die Tasche mit dem
Geld findet.
Road to Perdition ist, Szene für Szene, ein Film, für
den es keine Notwendigkeit gibt. Alle Beteiligten geben das beste, ohne zu
wissen warum. Heraus kommt eine durch und durch akademische Stilübung,
der zwei fatale Untugenden den Rest geben: ein Hang zur Überdeutlichkeit
zum einen, ein kunstbeflissener Mangel an schlechtem Geschmack zum
anderen.
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