Sam Mendes: Road to Perdition (USA 2002)

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Sam Mendes: Road to Perdition (USA 2002)

USA 2002

Regie: Sam Mendes

 

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Sam Mendes: Road to Perdition (USA 2002)
Kritik von Ekkehard Knörer

 

Road to Perdition ist eine im Grunde simple Gangstergeschichte. Ein Mann, dem Unrecht geschehen ist, stellt sich gegen die Übermacht und zwingt sie in die Knie. Fertig, aus. Das könnte man blutig, schnell, ohne großen Aufwand erzählen und es wäre ein starker Film. Der Hardboiled-Autor Max Allan Collins, nach dessen Comicszenario der Film entstand, ist genau ein Mann solcher schwarzen Geschichten, ein Meister der Ökonomie von Mittel und Effekt. Sam Mendes aber hat anderes im Sinn und es besteht kein Zweifel, dass er dieses andere für größer, bedeutender, wichtiger hält. Nichts was teuer ist, hat er verschmäht, Tom Hanks - nur auf den ersten Blick gegen sein Image besetzt - ist dafür nur das auffälligste Zeichen. Die Bilder sind erlesen dunkel, chiaroscur ausgeleuchtet und oftmals ausgesucht, wie soll man sagen: schön. Aneinander gereiht aber ergeben sie, im Verbund mit der überaus konventionellen Musik, kein Bild von irgendwas, sondern nur ausgestelltes Kunsthandwerk, das in feinster kinematografischer Oberschicht-Aussprache nur immer dasselbe sagt: hier waren Könner am Werk. Das Fatale daran ist: noch das Gekonnteste, etwa die stilisierte Abrechnungsszene gegen Ende, Männer mit Regenschirmen, die einer nach dem anderen gefällt werden ohne Ton (aber, das ist wirklich grässlich: mit Musik), dazu viel Regen, verschwimmende Konturen im Gegenlicht, noch diese Momente also, in denen man denkt: Respekt, sind Momente, in denen man fast nichts anderes denkt als, eben, Respekt.

Kunst aber kommt auch im Kino nicht von Können, sondern vom Wissen, was man will (des Films, nicht unbedingt seiner Macher), von der Notwendigkeit, es so zu tun, wie man es getan haben wird und am Ende, siehe, ist es gut. Vertrackt ist das Verhältnis von Teil und Ganzem, mit bloßer Addition des Wertvollen ist noch nichts gewonnen. Fatal wird's, kommt die Kuvertüre ins Spiel. Die besteht hier - der Kakao- (nein: Cacao-) Anteil ist fraglos hoch - aus einer Mythisierung eines doppelten Vater-Sohn-Verhältnisses, das in seiner Penetranz nicht auch noch nachbuchstabiert werden sollte. Nichts bleibt hier der Andeutung überlassen, die Dialoge forcieren diesen Punkt, der als latent gebliebener schon bloßes Klischee wäre. Überhaupt ist Subtilität gewiss nicht die Stärke des Films (und nach "American Beauty" darf man wohl Mendessche Methode vermuten), eine einzige Szene macht das klarer als andere: Vater und Sohn Sullivan hinterlassen, nach freundlicher Bewirtung, einem (sohnlosen: aber keine Angst, das Problem wird gelöst) Farmerehepaar einen Haufen Geld. Beim Abschied macht eine ironische Bemerkung von Hanks das dem Zuschauer hinreichend deutlich, aber Mendes muss hier noch einen emotionalen Effekt abholen und zeigt, wie das Ehepaar die Tasche mit dem Geld findet.

Road to Perdition ist, Szene für Szene, ein Film, für den es keine Notwendigkeit gibt. Alle Beteiligten geben das beste, ohne zu wissen warum. Heraus kommt eine durch und durch akademische Stilübung, der zwei fatale Untugenden den Rest geben: ein Hang zur Überdeutlichkeit zum einen, ein kunstbeflissener Mangel an schlechtem Geschmack zum anderen.

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