Chris Kraus: Scherbentanz (D 2002)

.

Jump Cut Filmkritik
__________________
Magazin für Film & Kritik:
Rezensionen und News.

Impressum



.

Videos bei Amazon
Videos & DVDs bei Amazon

Filmfest München 2002

Regie/Buch: Chris Kraus
Produktion: av communications AG mit SWR, arte, BR
Länge: 100 min.
Verleih: offen

 

Schwesterseiten

Auteur.de - Lexikon der Regisseure
Comix-Corner - die Comic-Website
Crime-Corner - die Krimi-Website
Literatur-Corner - die Seite für Literaturkritik
SciFi-Corner - die Science-Fiction- Website

Theater-Corner - die Theater-Seite
 

Archiv

Filmkritik
Filmbuchkritik
Filmklassiker
Alle alten Kritiken in der Übersicht
.

Interaktiv

Forum
Diskutieren Sie über Filme und/oder unsere Kritiken!

Mail
Was immer Ihnen an uns passt oder nicht passt.

.

Scherbentanz
Regie: Chris Kraus

Kritik von Dagmar Trüpschuch

 

„An den Schmerzen erkennst du, dass du zu Hause bist, und nicht an dem Klingelschild“. - Das Spielfilmdebüt Scherbentanz von Chris Kraus handelt von einer zerrütteten Familie. Einer Familie, die durch häusliche Gewalt schon früh auseinander gesprengt wurde.

Chris Kraus, Regisseur und Drehbuchautor von Scherbentanz ist ebenfalls Autor des hoch gelobten gleichnamigen Buches. Er arbeitete parallel an Drehbuch und Roman und übernahm auch die Regie, um so nahe wie möglich am Inhalt des Buches zu bleiben. Auf dem diesjährigen Münchner Filmfest bekam Kraus für sein Werk den Drehbuchpreis 2002.

Für die Figur des Jesko, ein junger Mann, der gegen Familienstrukturen, das Vergessen und ums Überleben kämpft, hat Kraus Jürgen Vogel ausgesucht. Vogel vereint wie kaum ein anderer deutscher Darsteller Verletzlichkeit, Einsamkeit und Selbstironie in seinen Rollen. Schon als Jan Nebel in Wolfgang Beckers Spielfilm „Das Leben ist eine Baustelle“ (für diese Rolle bekam er den Deutschen Bundesfilmpreis) verkörpert er einen jungen Mann, der sein Leben und seine Herkunft hasst. Auch in Scherbentanz spielt Vogel eine Person, die mit ihrer Familiengeschichte hadert. „Ich spiele am liebsten gebrochene Typen und Arschlöcher“, sagt Vogel über sich. Auch sein Jesko ist ein unsympathischer Zyniker, ein von Hass und Selbstmitleid zerfressener erfolgloser Modedesigner, gnadenlos in seiner Anklage auf sein Elternhaus und die Welt. Doch hinter dieser harten Fassade verbirgt sich ein stark traumatisierter, empfindlicher Mann. Ein Mann, der mit und um sein Leben kämpft. Denn Jesko hat Leukämie, nur eine Knochenmarkspende kann ihn noch retten.

Sein Vater (Dietrich Hollinderbäumer,The Long Hello and Short Goodbye von Rainer Kaufmann) ist ein erfolgreicher Unternehmer. Er möchte das Leben seines jüngsten Sohnes retten und setzt einen Privatdetektiv auf die Spur seiner seit Jahrzehnten verschollenen Frau. Kommt sie doch als mögliche Knochenmarkspenderin in Frage. Käthe wird gefunden -­­ in einem Obdachlosenasyl. Margit Carstensen, eine der größten deutschen Theaterheroinen, dem Kinopublikum bekannt durch viele Fassbinder-Filme, spielte bereits mit Jürgen Vogel in Romuald Karmarkars Spielfilm Manila zusammen. Überzeugend abstoßend ist sie in ihrer Rolle als verwirrte, verwahrloste Pennerin. Eine, die gerne mal im Garten herumirrt und buddelnd auf Schatzsuche geht - ganz in ihrer Phantasiewelt aufgehend.

Auf dem Familienbesitz treffen sie wieder aufeinander. Jesko, der Verlierer, sein erfolgreicher älterer Bruder Ansgar (der Film- und Fernsehschauspieler Peter Davor) Mutter Käthe und Vater Gebhard. Der Familienreigen beginnt sich zu drehen. Jesko ist entsetzt, dass gerade seine verhasste Mutter sein Leben retten soll. Immer wieder wird er von Erinnerungen geplagt - gezeigt in Rückblenden, die dem Zuschauer die Familientragödie verraten: die Kindheit der Brüder mit einem desinteressierten Vater und einer prügelnden Mutter. Die junge Käthe wird von Andrea Sawatzki (Das Experiment von Oliver Hirschbiegel) gespielt.

Die Familie zerbricht. Die Kinder kommen ins Kinderheim. Die Mutter landet in der Psychiatrie, der Vater macht Karriere. Wieder konfrontiert mit seiner Mutter muss sich Jesko seiner Vergangenheit und der Gegenwart stellen. Er muss sich arrangieren, um überleben zu können. Unterstützung und Hilfe findet er bei der Verlobten seines Bruders (Nadja Uhl, Die Stille nach dem Schuss von Volker Schlöndorff).

Die Handlung des Films kann nicht immer überzeugen. Mit all seinen Schicksalsschlägen und Fügungen wirkt er in mehr als einer Szene unglaubwürdig. Sei es, dass die verwirrte Käthe ihrem Jüngsten doch noch zu einer Knochenmarkspende verhilft und dabei ein Familiengeheimnis aufdeckt, sei es, dass die kleine Tochter Jeskos urplötzlich in einem seiner kritischsten Momente vor ihm steht. Die Kamerafrau Judith Kaufmann fängt mit ihren Bildern die düstere und bedrückende Stimmung, die solch einer Familiengeschichte anhaftet, ein. Drehort ist eine alte Villa im Schwäbischen Wald, in der sich vor ca. 50 Jahren eine Familie selbst ausgelöscht hat. Seitdem steht das Haus leer - doch die Einrichtung blieb original erhalten. Die Geister scheinen das Haus noch nicht verlassen zu haben und erzählen vielleicht auch einen Teil ihrer Geschichte.

zur Jump Cut Startseite

.

Suche


powered by crawl-it
.

Newsletter

Anmelden zum Jump Cut Newsletter mit wöchentlichen News und Updates

Powered by KBX7

.

Jump Cut Partner

DVDs & Videos
Suchbegriffe:



In Partnerschaft mit Amazon.de

.

Jump Cut Partner

www.BlackStar.co.uk - The UK's Biggest Video Store
.

Internet Movie Database


Filmtitel Person
Powered by www.IMDb.com