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Spike Lees Spiel des Lebens
USA 1998
Regie: Spike Lee
Mit Denzel Washingotn, Ray Allen, Milla Jovovich |
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KRITIK
Spike Lee ist der große Didaktiker unter
den Filmemachern, und das gilt auch für seinen neuen Film 'He Got Game'.
Das ganze ist die lehrhafte Moritat vom vielversprechenden Jung-Basketballspieler
Jesus Shuttlesworth und der raffgierigen Welt, die Einfluß auf ihn
gewinnen möchte. Die Story ist von klassi- scher Simplizität, man
könnte auch sagen: Eleganz. Eine Woche bleibt Jesus für die
Entscheidung, auf welches College er gehen möchte, eine Woche bleibt
seinem Vater, Einfluß darauf zu nehmen. Auch dessen Zukunft hängt
von der Entscheidung seines Sohnes ab, der Gouverneur hat ihm Haftverschonung
versprochen für den Fall, daß Jake seinen Sohn zur dem Gouverneur
genehmen Wahl überredet. Denn Jake sitzt im Gefängnis, weil er
seine Frau erschlagen hat (er ist wegen Mordes zu 15 Jahren verurteilt, obwohl
es sich, wie man später in einer Rückblende sieht, im schlimmsten
Fall um Totschlag handelte). Und sein Sohn verweigert jeden Kontakt mit ihm.
Auch Jake bleibt eine Woche, für die er Freigang bekommen hat, sich
seinem Sohn wieder anzunähern. Der Spannungsbogen ist makellos, verdankt
sich der Unerbittlichkeit des Countdowns - und es gelingt Spike Lee, diesen
Film Szene um Szene zu einem so komplexen wie anrührenden Drama zu
verdichten.
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Das ganze ist, wie schon gesagt, nicht
ohne seine didaktischen Momente, aber immerhin ist es Didaxe ohne moralische
Urteile. Dennoch überschreitet der Film das eine oder andere Mal die
Grenzen des Erträglichen: etwa wenn ein reiches weißes Arschloch
mit dem Spitznamen 'Big Time' Jesus von den Gefährdungen des Lebens
eines Schwarzen berichtet und Spike Lee das alles (Drogen, Frauen) Bild für
Bild erläuternd, oder eigentlich: nur verdoppelnd, ausbuchstabieren
muß. Oder wenn an der Tech U, einem der Colleges, die sich um Jesus
reißen, die Mischung aus Arschkriecherei und dreister Heuchelei (John
Turturro hat hier einen dennoch göttlichen Kurzauftritt) in aller
Überdeutlichkeit vorgeführt wird. Wenn man aber erst einmal kapiert
hat - und genau genommen sollte man das bereits nach dem technisch und formal
virtuosen Vorspann kapiert haben -, daß es sich hier nicht um einen
Versuch in sozialem Realismus handelt, sondern buchstäblich um ein
Stationendrama, das die Kunst der Überspitzung und Überhöhung
von Szenen und Figuren beherrscht, fallen diese Übertreibungen nicht
mehr sehr ins Gewicht. Man akzeptiert dann auch jenen Teil des Films, in
dessen Mittelpunkt Jesus' Vater Jake steht (Denzel Washington, zu erkennen
beinahe nur an seinem großartigen Spiel) und der noch einmal so etwas
wie ein separates Erlösungsdrama ist, in dem eine überraschend
gute Milla Jovovich beherzt gegen die Klischees ihrer Rolle als herzensgute
Nutte anspielt.
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Es ist aber vor allem eine geniale Idee Spike
Lees, die diesen Film zu einem Meisterstück macht: der Einsatz der Musik
von Aaron Copland als ständiger kontrapunktischer Kommentar zur dialogsatten
Handlung. Die Musik bietet (im Verbund mit einigen wenigen Bildern und auch
Kamerafahrten von großer Schönheit) eine komplette zweite Ebene,
auf der auch die mitunter banalen und arg belehrend daherkommenden Dialoge
zu leuchten beginnen. Spike Lee hat da viel gewagt - und er hat alles
gewonnen.
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