Ross (Jason Schwartzman) hat sein Studium abgebrochen, treibt
ziellos durchs Leben, immer auf der Suche nach Stoff, um sich wegzubeamen.
Die Welt in der er sich bewegt, besteht aus billigen Motelzimmern, Tankstellen,
Pornoläden, Stripjoints und seinem abgefuckten Volvo, bevölkert
von Stripperinnen, Nutten, Dealern und Hobbychemikern.
Musikclip-Überflieger Jonas Akerlund wirft sich für sein
Spielfilmdebüt mitten ins Gekröse amerikanischer Low-Lifes. Dass
Begriffe wie seedy oder spun keine Entsprechung in
der deutschen Sprache kennen, hat schon seine Gründe und viele die mal
mit ganz engem Budget durch die Staaten gereist sind, wissen sicher, wovon
ich spreche. Das Leben in der permanenten Wateschleife, an den staubigen
Ausfallstraßen der Großstädte, eingepfercht zwischen Beton
und Wasteland, in Motels, in denen Room Service ein Fremdwort ist, ist schon
lange Tummelplatz hipper Kleinkriminellenromantik. Und auch Akerlund erliegt
nur allzu bereitwillig dem Faszinosum des Kaputten, schickt seine Bilder
durch den Grainy-Look Filter und verliert dabei seine Geschichte
aus dem Blickfeld.
Bereits die Titelsequenz lässt erahnen, was dem Film fehlen wird.
Eine virtuos montierte Sequenz, in der Ross seinen vermüllten Volvo
durch die Straßen lenkt, natürlich auf Speed, ergeht sich
selbstverliebt im eigenen Bilderrausch, findet kein Ende, wirkt schließlich
ziellos wie die Figuren des Films. Den Schauspielern, einer handvoll viel
versprechender Jungstars, fehlt die führende Hand, ihr Spiel ufert aus,
wirkt mitunter wie schlechtes Laientheater, auch wenn das hart klingen mag.
Mittendrin torkelt Mickey Rourke durchs Bild, eine Travestie seiner selbst
und dennoch, oder gerade deswegen die Rettung des Films. Man weiß nicht
recht, ob man lachen oder weinen soll, wenn man ihm durch schlampig geskriptete
Szenen folgt, denen oft der rechte Rhythmus fehlt (eine Ausnahme sind die
zu Songs im Stil von Musikclips geschnittenen Miniaturen). Und Akerlund macht
es einem nicht leicht mit einem Urteil. Erst ganz spät, in der letzten
Szene des Films, bekommt Rourke eine passable Dialogzeile in den Mund gelegt,
eine Anekdote aus der Kindheit des Cooks, die beschreibt wie die Mutter die
frischgeworfenen Hündchen in der Badewanne ertränkt, weil sie sich
nicht um sie kümmern kann. Rourke ist in diesem Moment authentischer
als einem lieb sein kann und endlich trifft Akerlund auch den rechten Ton
um dann doch wieder in der letzten Einstellung alles zu zerstören. Wozu,
möchte man ihm zurufen, die ganze Eitelkeit, weshalb der ganze Zirkus.
Und man geht aus dem Kino mit der Hoffnung, dass Akerlund beim nächsten
Mal jemanden findet, der ihn vor sich selbst schützt.
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