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Jon Amiel: The Core
(USA
2003)
Kritik von Thomas Reuthebuch |
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Der Brite Jon Amiel hat in den 90er Jahren eine Reihe solider
Hollywoodproduktionen inszeniert und sich bereits mit Verlockende Falle
an aufwendige Sets gewagt. Was dort noch die Petronas Towers in Kuala
Lumpur in der Milleniumnacht waren, gerät jetzt, beim Sci-Fi-Action-Thriller
The Core, zu gigantomanischem CGI-Gepolter in dem ganze Städte
verwüstet werden.
In einem eng umrissenen Gebiet mitten in Boston klappen urplötzlich
32 Menschen tot zusammen. Alle hatten einen Herzschrittmacher in der Brust.
Am Trafalgar Square in London spielen die Tauben verrückt. Zu hunderten
knallen die Tiere offensichtlich orientierungslos durch Schaufensterscheiben
oder zerschellen an Gebäuden. Und überall auf der Erde beobachten
Menschen fasziniert ein beeindruckendes Naturschauspiel: elektromagnetische
Aufladungen verwandeln den Nachthimmel in ein farbenfrohes Lichtermeer. Doch
schon bald, so erfahren wir vom eiligst einberufenen Krisenstab um den genialen
Geophysiker Dr. Josh Keyes (Aaron Eckhart), wird die Erde von "Super Storms"
überzogen und ganze Städte ausradiert. Danach wirds richtig böse.
In spätestens einem Jahr ist die gesamte Menschheit ausgelöscht
und die Erdoberfläche in glühende Lava verwandelt. Der Grund: die
flüssige Masse, die den Erdkern beständig in einer Richtung umkreist,
hat aufgehört genau das zu tun. Die Lösung: mithilfe einer nuklearen
Explosion soll der blaue Planet wie die Elektrik eines alten VW Käfers
kurzgeschlossen werden - "shock it". Aber wie kommt man verdammt nochmal
ins Erdinnere um die Bombe zu zünden? Logisch - mit ner Art Zwitter
aus U-Boot und Space-Shuttle, bemannt mit todesverachtenden "Terranauten".
Hmm !
Wer sich an kleinen Ungereimtheiten stört und Probleme mit der
Vorstellung hat, ein lindwurmartiges Vehikel könne sich mittels eines
schwer nachvollziehbaren Antriebs durch die Erdkruste fressen wie durch die
berühmte Butter, der sollte vielleicht lieber zuhause bleiben. Alle
anderen können sich auf unterhaltsame zwei Stunden freuen. The Core
steht trotz aller digitalen Effekte Filmen wie Poseidon Inferno
oder Die Reise ins Ich näher als den zunächst augenscheinlich
verwandten Armageddon oder Independence Day. Der Film würde
auch ohne die Zerstörungsorgien funktionieren. Im Gegenteil: sie
unterbrechen eher den dramaturgischen Fluss, der sich ganz ausschließlich
auf die Reise der zusammengepferchten Helden zum Mittelpunkt der Erde
konzentriert. Angenehm fällt dabei die konsequent durchgehaltene
Selbstironie auf, die die Redundanz der "genialen" Einfälle erträglich
macht, mit denen sich die Crew immer wieder aus aussichtslosen Situationen
befreit. Im Zusammenspiel mit der uneitlen Inszenierung verschafft sich der
Film so immer wieder Freiräume. Einer der schönsten Momente ist
dann vielleicht auch eine schon absurd zu nennende Sequenz, in der die
Terranauten in einer tiefschwarzen Luftblase stranden die mit glitzernden
Kristallen übersät ist. Mehrere hundert Meilen tief im Erdinneren
kraxelt die Crew mit ihren Spezialanzügen durch die ewige Nacht bis
weit über ihnen der Himmel aufbricht und ein grellroter Lavastrom ins
Nichts fällt. Bezaubernd !
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