Der Plot ist denkbar einfach: die in Dschungellagern zur Terroristin
ausgebildete - und wie schon die erste Szene zeigt, gänzlich gnadenlose
- Malli bekommt einen Auftrag zum Selbstmordanschlag. Sie wird in die
Stadt gelotst, findet dort Unterschlupf und bereitet sich mit Hilfe zweier
Komplizen auf den Mord, der ihr Tod sein wird, vor. Mehr geschieht fast nicht,
in Rückblenden nur erfährt man von einer folgenschweren Begegnung
am Rande eines Schlachtfelds. Ganz bewusst verzichtet Santosh Sivan auf alles
Spezifische, genaue Situierung ebenso wie die Ausarbeitung persönlicher
Beziehungen.
Er bleibt konzentriert auf seine Hauptfigur, auf deren psychologische
Erklärung er nicht aus ist. Sie wird ins Bild gesetzt (und zwar in oftmals
atemberaubend prächtige Bilder, Sivan gilt als der vielleicht beste
Kameramann des indischen Kinos), das Bild wird mit suggestiver Synthesizer-Musik
aufgeladen, stets der Entwurf einer Situation, ein Ausriss aus
Zusammenhängen, die lange nicht plotförmig werden. Der Film
argumentiert nicht politisch, ja, er argumentiert im Grunde überhaupt
nicht, er ist das zum Verzicht auf alles Rechten entschlossene Porträt
einer Figur, die kurz davor ist, ihr Leben zu opfern, deren wilde
Entschlossenheit sozusagen im Rohzustand vorgeführt wird, ohne wertendes,
rechtfertigendes oder denunzierendes Beiwerk.
Dennoch gibt es eine Entwicklung. Drei Begegnungen sind es, die Malli
aus dem Kollektiv der gemeinsamen Überzeugungen lösen, die sie
vereinzeln und in der Vereinzelung zur Entscheidung, jedenfalls zum eigenen
Gefühl fordern. Ein Mitstreiter, mit dem sie sich vor den Feinden versteckt,
mit dem sie schläft in dieser einzigen Nacht, die sie haben, auf die
ihre Erinnerungen, motivisch ausgelöst durch fließendes Wasser,
immer wieder zurückkommen. Der Botenjunge, der sie durch den Dschungel
lotst, auf der Suche nach einer Mutter und doch wissend, dass sie nicht
zurückkehren wird. Zuletzt die nach dem Tod des Sohnes in Katatonie
verfallene Frau ihres Vermieters, derem starren Blick Malli nicht ausweichen
kann. Es sind dies alles Rufe zurück in die Bande einer als Begegnung
von einander verantwortlichen Personen gedachten Gemeinschaft, Gegenmodelle
zur tödlichen Begegnung, auf die sich alles zuspitzt: das
Attentat. |