The Terrorist (Santosh Sivan, Indien 1999)

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The Terrorist (Santosh Sivan, Indien 1999)
Kritik von Ekkehard Knörer

[Image]

zum Schwerpunkt Indien

Der Plot ist denkbar einfach: die in Dschungellagern zur Terroristin ausgebildete - und wie schon die erste Szene zeigt, gänzlich gnadenlose -  Malli bekommt einen Auftrag zum Selbstmordanschlag. Sie wird in die Stadt gelotst, findet dort Unterschlupf und bereitet sich mit Hilfe zweier Komplizen auf den Mord, der ihr Tod sein wird, vor. Mehr geschieht fast nicht, in Rückblenden nur erfährt man von einer folgenschweren Begegnung am Rande eines Schlachtfelds. Ganz bewusst verzichtet Santosh Sivan auf alles Spezifische, genaue Situierung ebenso wie die Ausarbeitung persönlicher Beziehungen.

Er bleibt konzentriert auf seine Hauptfigur, auf deren psychologische Erklärung er nicht aus ist. Sie wird ins Bild gesetzt (und zwar in oftmals atemberaubend prächtige Bilder, Sivan gilt als der vielleicht beste Kameramann des indischen Kinos), das Bild wird mit suggestiver Synthesizer-Musik aufgeladen, stets der Entwurf einer Situation, ein Ausriss aus Zusammenhängen, die lange nicht plotförmig werden. Der Film argumentiert nicht politisch, ja, er argumentiert im Grunde überhaupt nicht, er ist das zum Verzicht auf alles Rechten entschlossene Porträt einer Figur, die kurz davor ist, ihr Leben zu opfern, deren wilde Entschlossenheit sozusagen im Rohzustand vorgeführt wird, ohne wertendes, rechtfertigendes oder denunzierendes Beiwerk.

Dennoch gibt es eine Entwicklung. Drei Begegnungen sind es, die Malli aus dem Kollektiv der gemeinsamen Überzeugungen lösen, die sie vereinzeln und in der Vereinzelung zur Entscheidung, jedenfalls zum eigenen Gefühl fordern. Ein Mitstreiter, mit dem sie sich vor den Feinden versteckt, mit dem sie schläft in dieser einzigen Nacht, die sie haben, auf die ihre Erinnerungen, motivisch ausgelöst durch fließendes Wasser, immer wieder zurückkommen. Der Botenjunge, der sie durch den Dschungel lotst, auf der Suche nach einer Mutter und doch wissend, dass sie nicht zurückkehren wird. Zuletzt die nach dem Tod des Sohnes in Katatonie verfallene Frau ihres Vermieters, derem starren Blick Malli nicht ausweichen kann. Es sind dies alles Rufe zurück in die Bande einer als Begegnung von einander verantwortlichen Personen gedachten Gemeinschaft, Gegenmodelle zur tödlichen Begegnung, auf die sich alles zuspitzt: das Attentat.

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