Marco (Sebastian Blomberg) und Melanie (Maria Schrader) führen
eine junge Ehe mit Leidenschaft und Chaos, Alltagsfrust und großer
Liebe. Doch zwischen Karrieredruck und verbranntem Frühstückstoast,
zwischen Selbstverwirklichung und dreckigen Hemden bleibt die Zärtlichkeit
immer mehr auf der Strecke, und dabei nie genug Zeit für ihren
6-jährigen Sohn Benny.
Wie bekommt man Job und Kinder unter einen Hut? Wie bewahrt man sich
die Liebe im Alltag? Das sind die Fragen, die sich, zumindest laut
Produktionsmitteilung, die Filmemacher stellen. Sie werden nicht beantwortet.
Das liegt gar nicht mal so sehr daran, dass keine Standpunkte vorhanden
wären, als an der Tatsache, dass Dani Levy viel mehr Interesse an der
Figur seines Protagonisten Marco hat, als an einer ernsthaften Auseinandersetzung
mit dem Thema. Zum Glück! "Väter" ist Dani Levys bislang bester
und reifster Film. Ein Film, dem es von der ersten Minute an gelingt, sein
Publikum zu packen und für die allzu menschlichen Probleme seiner Figuren
zu interessieren. Marco ist zwar Vater, aber noch mehr ist er, trotz seines
beruflichen Erfolgs, ein Kind geblieben. Verantwortungslos und egozentrisch
bewegt er sich durch sein Leben und wundert sich, wenn ihm dasselbige wegbricht.
Was die Konstellation so interessant macht, ist Marcos fehlende Einsicht
aufgrund fehlender Erfahrung, und, wie im Laufe des Films suggeriert wird,
aufgrund des vorhandenen Rollenmodels, seines eigenenVaters. Als Melanie
Marco schließlich verläßt - sie handelt im übrigen
den gesamten Film über, ganz im Gegensatz zum Vater, stringent rational,
bis zur letzten Konsequenz - wiederholt sich ein Muster. Auch Marcos Vater
wurde von seiner Frau verlassen. Marco war damals immerhin schon 15 Jahre
alt, doch der Stachel sitzt tief. Wie sich am Ende herausstellt, leitet sie
ein Restaurant in Südfrankreich. Bevor sich Marco dieser Tatsache stellen
kann, muss er sich jedoch erst noch so richtig in die Scheiße reinreiten.
Nachdem ihm nach etlichen Verfehlungen das Besuchsrecht an seinem Sohn aberkannt
wird, kidnappt er ihn kurzerhand. Ein paar Tage später läuft die
Scheidung, seine Firma läßt ihn über die Klinge springen
und zu guter Letzt taucht Melanie gerade dann auf, als ihm seine Arbeitskollegin
Ilona (Christiane Paul) Avancen macht.
Ein wunderbarer Film, der emotional zur Anteilnahme herausfordert
und mit brillianten Schauspielerleistungen aufwartet. Vor allen Dingen
überzeugt Maria Schrader. Sie verkörpert Melanie derart authentisch,
dass, wie ich glaube, viele Frauen sich mit ihren Problemen, Ängsten
und Sorgen in dieser Figur wiederfinden werden. Der Film wird sicher bald
in die Kinos kommen. Es lohnt sich.
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