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Verhand-
lungssache - The Negotiator
USA 1998
Regie: F. Gary Gray
Mit Samuel L. Jackson, Kevin Spacey |
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KRITIK
Verhandlungsgeschick ist eine Kombination von
Psychologie und Rhetorik; die richtigen Worte im richtigen Moment und jedes
Wort wird zum Sprechakt, der das Schlimmste verhindert. Es gilt, die Regeln
der Extremsituation selbst zu bestimmen, das Heft des Handelns dem Geiselnehmer
aus der Hand zu winden mit nichts als dem tönernen Fundament des Vertrauens,
das man durch Sprache raffiniert, gewaltsam, skrupellos herstellen kann.
Jede Lüge ist erlaubt.
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Die Exposition von
Verhandlungssache stellt Danny Roman bei der Arbeit als
Negotiator vor, sein Geschick ebenso wie den ständigen Gegenspieler,
die Drohung mit nackter, tödlicher Waffengewalt, vor der die Waffen
des Wortes dann schweigen müssen. Der Coup des Films ist es, Danny Roman
die Seiten wechseln zu lassen. Durch die Intrigen von Polizeikollegen wird
er selbst in eine Extremsituation getrieben, in der er in erpresserischer
Absicht Menschenleben bedroht. Der Dreh, den die Verhandlungssituation dadurch
bekommt, ist natürlich Reflexion. Der zweite Negotiator, der herbeigerufen
wird, spielt das Spiel nun mit dem Experten auf einer reflexiven Ebene, auf
der die Regeln bekannt und durchschaut sind, ironische Anmerkungen möglich,
überraschende und originelle Wendungen vonnöten. Dass Roman zum
letzten Mittel der Geiselnahme greift, um die Wahrheit herauszupressen, ist
eine zwar unglaubwürdige, aber durchaus noch einmal interessante
Pointe, denn das erfordert gleich ein doppeltes Spiel über die Bande.
Nichts nämlich ist weniger von Interesse in der Verhandlungssituation
als die Wahrheit. Sie ist nichts als der Bluff, der gelingt, die Lüge,
die geglaubt wird. Also muss Roman seine Verhandlungsgegner so rearrangieren
und manipulieren, dass, gegen ihren Willen, die Wahrheit wie von selbst offenbar
wird.
Als raffiniert gebautes Wort-Schach-Spiel
könnte Verhandlungssache ein grandioser Film sein, hätte
es werden müssen, wäre es seinen Machern nicht gelungen, so ziemlich
alles falsch zu machen, was man nur falsch machen kann. Zwei Dinge wären
wesentlich wichtig gewesen: raffinierte Dialoge und subtile Psychologie.
Nichts davon in diesem Film. Beides ist hier von plumper Eindeutigkeit. Alle
Beteiligten scheinen dümmer als die Polizei erlaubt, ohne dass man den
Eindruck bekommt, dies sei beabsichtigt. Schon Danny Roman hätte viel
mehr als Spielernatur denn als der durch und durch aufrechte und skrupulöse
Polizist entworfen werden müssen, damit er überzeugt hätte.
Samuel Jackson in einer seiner schwächsten Rollen scheitert denn auch
grimassierend und chargierend an dieser Figur. Dass Roman eine Geisel
tötet, glaubt man als Zuschauer keine Sekunde, seine Gegner, mit allen
Wassern der Psychologie gewaschen, fallen aber darauf herein. Diese Dummheit
hat leider Methode.
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Einzig überzeugend, und zwar über das
Drehbuch hinweg, ist Kevin Spacey, der seiner ebenfalls unglaubwürdig
und uninteressant angelegten Figur mit Pokerface und Ungerührtheit
über die Untiefen der Geschichte hinweghilft. Er kann diesen Film nicht
retten, zumal Regisseur und Komponist dem Drehbuch an Dusseligkeit in nichts
nachstehen. Als hätte F. Gary Gray gemerkt, dass das Drehbuch zum
psychologischen Kammerspiel zu hanebüchen ist, hat er, sichtlich
unmotiviert, wann immer es sich anbot zur inszenatorischen Gewalttätigkeit
gegriffen und Actionfilmsequenzen eingestreut, unterstützt noch von
einem brachial agierenden Hans-Zimmer-Klon als Komponist (Graeme Revell).
Offenbar hat er sich, oberflächlicher Ähnlichkeiten wegen, an
Stirb Langsam erinnert gefühlt und zitiert ihn dann halt mal.
Das setzt dem ziemlich eklatanten Mangel an Sinn und Verstand endgültig
die Krone auf. Klassisches Beispiel, wie man eine gute Idee in Grund und
Boden produzieren kann.
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