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Verrückt nach Mary
USA 1998
Regie: Peter und Bob Farrelly
Mit Cameron Diaz, Matt Dillon, Ben Stiller, Lee Evans
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Es gibt eine Sorte Komödien,
bei der man zwei Dinge am besten sofort vergißt: Geschmack und Niveau.
Man kann sich nur ohne sie amüsieren (aber vielleicht dennoch besser,
wenn es da was zu vergessen gibt). Ohne Zweifel gehört 'Verrückt
nach Mary' zu dieser Sorte Komödie. Wer also Geschmack und Niveau sucht,
wird, vergleichbar den (nur in dieser Hinsicht) ähnlichen Zucker/
Abrahams/Zucker-Komödien, diesen Film nur für bodenlos halten,
und sonst für gar nichts.
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Bleibt also zu klären, warum
der Film einer der komischsten US-Filme der letzten Jahre ist. Zuerst die
ernüchternde Botschaft an alle Anhänger Kritischer Theorie (falls
es noch welche gibt): entlarvt wird hier nichts. Zwar werden bestimmte Milieus
(Highschool, Golfclub) in unfreundlicher Überzeichnung dargestellt,
das Potential gesellschaftskritischer Wendung ist aber denkbar gering, was
man spä- testens dann merkt, wenn ganze Verarschungs-Breitseiten auch
gegen Behinderte geschossen werden. Woran man sieht, daß das ganze
gewiß nicht politisch korrekt ist, aber auch das reicht ja noch nicht,
um komisch zu sein.
Wie allen guten Komikern sind die Milieus, in
denen sie sich auskennen, den Farrellys nur Material und Hintergrund für
das einzige was zählt: gelungene Gags. Und die verstehen sie zu basteln.
Neben einem Sinn für absurde Pointen verfügen sie auch über
den für die Dramaturgie eines Gags. Natürlich ist es nur
mäßig witzig, wenn sich ein zahnspangentragender High-School-Absolvent
vor dem Abschlußball im Badezimmer seiner Angebeteten seine wertvollsten
Teile im Reißverschluß einklemmt. Witziger wird es, wenn sich
erst der Vater der Angebeteten, dann die Mutter (weil sie Zahnärztin
ist), dann ein Feuerwehrmann, der zum Fenster hereinspaziert kommt, dann
beinahe eine weitere Schwadron von technischem Hilfsdienst seiner annehmen.
Nur bedingt komisch ist es, wenn derselbe Held vor dem Besuch derselben
Angebeteten zwecks Spannungsabbaus masturbiert. Witziger ist es, wenn nach
erfolgreichem Abschluß das Sperma verschwunden ist, um von der Freundin
dann am linken Ohrläppchen wiederentdeckt und für Haargel gehalten
zu werden. Ziemlich komisch ist es dann, fünf Minuten lang die derart
gestylte Haartolle bewundern zu können. Hier von Tabuverletzung zu reden
und eine Freudianische Entlastungstheorie des Komischen anzusetzen, verfehlt
den Punkt. Was die Farrellys benötigen, sind nicht Tabus, sondern
Peinlichkeiten - und wem (unter den Zuschauern) das, was passiert, nicht
peinlich ist, also auch, wer sich mit den Figuren nicht identifizieren kann,
der hat das Pech, sich in einer distanzierten Haltung wiederzufinden, von
der aus alles nur noch albern ist. Zwingend notwendig ist die Wiedererkennung
von Situationen (in die zu geraten man eher nicht wünscht) und von Typen
(denen man schon immer die Pest an den Hals wünscht).Die Komik resultiert
dann aus der paradoxen Mischung dessen, was man erwartet (Stichwort: running
gag), in diesem Fall immer das denkbar Peinlichste, und dem Überraschenden
und Absurden.
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Die Kette, auf der diese Gags gereiht werden, ist die
einer romantischen Liebesgeschichte. Seiner Universalität wegen taugt
ein solcher Plot natürlich bestens als Hintergrund - vor allem im
Identifikationspotential. Erstaunlich ist, daß auf gewisse Weise (dank
auch der exzellenten Schauspieler) diese Liebesgeschichte sogar funktioniert
und man den bescheuerten Helden am Schluß alles erdenklich Gute für
ihr weiteres unerträgliches Leben wünscht. Subversiv in irgendeinem
aufklärerischen Sinne ist der Film nicht, will er nicht sein. Komisch
will er sein. Und das ist er.
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