Benjamin Quabeck kehrt nach seinem Filmfesterfolg mit Nichts
bereuen bestimmt ganz gerne nach München zurück, im Gepäck
die Teeniekomödie Verschwende deine Jugend, geskriptet unter
anderem von Palais-Schaumburg-Veteran Ralf Hertwig nach dem Roman von
Jürgen Teipel, dem allerdings nicht viel mehr als der Titel entliehen
ist.
Die Geschichte dreht sich um Harry Pritzel. Harry macht eine Lehre
in der Bank. Harry hat aber auch einen großen Traum: die Newcomerband
Apollo Schwabing nach oben zu bringen, in den Popolymp,
möglichst. Robert Stadlober spielt den exzentrischen Gitarristen und
Sänger der Band, Vince. Jessica Schwarz verkörpert die hübsche
Bassistin Melitta. Dazu gibts noch eine Liebesgeschichte zwischen Harry
und der kleenen aus dem Tierladen und ein paar Nebenfiguren, die die gut
geölte Drehbuchmaschine abarbeitet. Jessica Schwartz ist da schon
rausgewachsen, Stadlober befindet sich im freien Fall und Tom Schilling spielt
den hibbeligen, milchgesichtigen Möchtegernmanager Harry und er tut
das besser, als das irgendjemand in Deutschland im Moment hinbekommen
könnte. Dennoch, ich will's vorwegnehmen, mir gefiel der Film nicht,
eigentlich gar nicht.
Quabeck faszinierte laut eigener Aussage an der NDW die fehlende Scheu,
sich lächerlich zu machen. Ich frage mich, warum inszeniert er den finalen
Höhepunkt des Films, den Auftritt im Circus Krone dann wie einen
Kindergeburtstag, mit elektronischen Zwergen, einem begeisterten Rockopa
(Dieter Landuris) und der Kulleraugenfee? So peinlich war die Neue Deutsche
Welle nun auch wieder nicht. Leichte Übung zu behaupten: so war das
gar nicht. Natürlich war's nicht so. Ich finde es trotzdem schade, dass
diese Zeit, Anfang der 80er Jahre, herhalten muss für eine Komödie,
die von Anfang an klar macht, dass es ihr nicht um die Auseinandersetzung
mit Jugendkultur, geschweige denn der Aufarbeitung der NDW geht. Wozu aber
dann die Bezüge, warum ausgerechnet DAF stellvertretend für die
Subversivität (Zitat: Quabeck) der NDW-Bands hernehmen und
aus ihnen zwei debile Bewegungstrottel machen, die mit den
Monopausen den Fruchtzwergen und Appollo Schwabing
locker mithalten könnten, wenns um die Ausschreibung des
örtlichen Rockbüros zur besten Band Niederbayerns ginge. Warum
Dauergrinser Christian Ulmen die Münchner Sounds-Speerspitze
verkörpern lassen, warum die Münchner Szeneörtlichkeit Tipp-Kick
(gab's das wirklich?) wie einen Laden darstellen, in dem sich tatsächlich
vorstellen lässt, dass die Jungmusiker zu ihrer Milch 'ne Runde
Tischfußball spielen.
Auch wenn Verschwende deine Jugend so vermarktet wird,
der Film ist keine Zeitreise und schon gar keine präzise Schilderung
der damaligen Jugendkultur. Der Film ist stattdessen eine erstaunlich abgezockte
Mainstreamkomödie, das kann man gut oder schlecht finden, es hat
natürlich seine Berechtigung. Für das avisierte jugendliche
Zielpublikum sollte immerhin jede Menge Spaß drin sein.
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