Alfonso Cuarón: Y tu Mama Tambien (Mexiko 2001)

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Alfonso Cuarón: Y tu Mama Tambien (Mexiko 2001)

Regie: Alfonso Cuarón
 

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Alfonso Cuarón: Y tu Mama Tambien (Mexiko 2001)
Kritik von Ekkehard Knörer

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Es geht, auf den ersten Blick, um Tenoch und Julio, zwei Jugendliche in Mexiko City, die durch das Ende der Pubertät in Richtung Erwachsenendasein driften, eine Zeit des Übergangs, die der Film, der auf die Generika von Sex und Gesprächen über Schwanzlängen, präpotenten Fantasien etc. nicht verzichtet, in einen Moment der Auszeit zu verdichten scheint. Genretechnisch wählt Alfonso Cuarón, Drehbuchautor und Regisseur, für den Mittelteil das Roadmovie, prächtige, immer wieder taugliche Metapher für alle Formen des Unterwegsseins, Ende offen. Dieser Teil aber ist nur Intermezzo, herausgefallen aus den raum-zeitlichen Koordinaten des Anfangs und des Endes, die beide sehr genaue Situierungen sozialer und auch individualbiografischer Art erlauben. Das Intermezzo ist, für Tenoch und Julio, das Ende von Jugend, von Traum, von großer Zukunft, also, ohne dass sie es merken, eine Abschiedsreise.

Der Film wäre etwas penetrant, aber nett, wenngleich belanglos, wäre das schon die ganze Geschichte. Hinzu kommt aber, erstens, Luisa, die zehn Jahre ältere Frau von Tenochs Cousin, der ihr gerade einen Seitensprung gestanden hat: sie beschließt, der nie ernst gemeinten Einladung der Jungs zur Fahrt ins Blaue, in die Himmelsbucht, die es nicht gibt, die sie erfunden haben (denken sie), zu folgen. Sie hatten nur, ganz unverbindlich, von Sex geträumt und als sie ihn bekommen, kriegen sie es mit der Angst zu tun. Die Dreiecksgeschichte wird für die beiden zur education sentimentale, ein paar nicht so freundliche Wahrheiten kommen hinter den großen blutsbrüderschaftlichen Worten hervorgekrochen. Zu dritt landen sie, am vorläufigen Ende der Reise, im Idyll, verfahren sich ans Meer, an den versprochenen Strand; das Zelt wird von ausgebrochenen Schweinen verwüstet, man schließt Freundschaft mit einer Fischerfamilie.

Der eigentliche Kniff des Films aber ist der Off-Kommentar, hier als Mischung aus bis ins Groteske allwissendem Erzähler (ein bisschen wie in den Zukunfts-Clips in "Lola rennt", nur einfallsreicher und mit dem sehr trockenen Humor auch witziger) und narrativem Überschuss, der nicht auf Vertiefung, sondern Anreicherung, Abschweifung aus ist, dabei stets das nur unterschwellig zentrale Thema, Vergänglichkeit und Tod, auf sehr unaufdringliche Weise mitführt. Beim Einsetzen der Erzählerstimme wird der Ton runtergefahren, werden die Bilder vom Vorder- in den Hintergrund geschoben. Diese Stimme kommt aus dem Nichts, das ganze ist als Verfahren das, was man gerne literarisch nennt, aber es funktioniert hier ganz exzellent. Nicht zuletzt deshalb, weil das Verhältnis von Mitteilung gar nicht zur Sache gehöriger Fakten und Informationsverweigerung vertrackt ist: die eigentliche Pointe der Geschichte bleibt lange nur angedeutet, wird erst am Ende dann von den Figuren ausgesprochene Gewissheit.

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