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Hollywood Insider

Kolumne von Rico Pfirstinger

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Zur Druck-Version Hollywood Insider - Neues aus der Traumfabrik
Nr. 1 - 15. November 2001

Bericht von Rico Pfirstinger

 

Zu den Waffen!

Während in Hollywood immer mehr Stars aus Angst vor Terroristen brav zu Hause bleiben, proben die Studios und das Pentagon den kreativen Schulterschluss. Woody Allen und Robert De Niro machen Werbung für New York, und Sylvester Stallone holt sich selber aus dem Altenteil zurück: Er schreibt an einem neuen "Rambo"-Streifen.

In 17.000 Metern Höhe platze Rod Eddington der Kragen: "Elende Feiglinge", schnaubte der Boss der Fluggesellschaft British Airways, "im Kino markieren sie den große Helden, und dann verstecken sie sich beim geringsten Anzeichen von Ärger unterm Bett."

Eddingtons Wutausbruch, den er vergangene Woche auf dem ersten regulären Flug der wieder zugelassenen Concorde von London nach New York erlitt, zielt auf die Zugpferde der US-Unterhaltungsindustrie. Seit dem 11. September bleiben Action-Helden wie Bruce Willis oder Arnold Schwarzenegger nämlich brav zuhause. So stornierte Schwarzenegger Ende Oktober einen Flug in seine österreichische Heimat, wo er mit einem Ehrendoktor ausgezeichnet werden sollte. Zur Begründung nannte der Star die Gefahr neuer Anschläge und die Sorge um seine Sicherheit.

Auch Steven Spielberg will sich lieber nicht ins Flugzeug setzen. Da half auch keine Einladung zur "World Awards"-Gala in Wien, zu der am 3. November Berühmtheiten wie Michael Gorbatschow, Paul McCartney und Luciano Pavarotti kamen. Cher reiste immerhin mit dem Privatjet an.

Im Zickzackkurs nach Indianapolis

In Promi-Kreisen gelten jedoch auch die edlen Charterflieger als nicht sicher. Zum Formel-1-Rennen in Indianapolis soll Michael Schumachers Privatflugzeug laut "Bild"-Zeitung deshalb im "Zickzackkurs" geflogen sein. Und John Travolta, dem eine umgebaute Boeing 707 gehört (die der begeisterte Pilot auch selbst chauffiert), lässt seinen Flieger neuerdings von Spürhunden durchsuchen und besteigt den vierstrahligen Jet nur noch mit einem Bodyguard. Travoltas Post wird außerdem - aus Angst vor Milzbrand - seit ein paar Wochen umgeleitet.

Vier Führungskräften des US-Fernsehsenders NBC konnte auch ein teures Charterflugzeug nicht mehr helfen. Als letzte Woche auf dem Flug von Salt Lake City nach New York gleich nach dem Start das Funkgerät versagte, wurde der Gulfstream-Jet von zwei F-16 Kampfflugzeugen abgefangen und zu einem kleinen Flugplatz umgeleitet. Zwei Stunden dauerte die Reparatur, danach konnte die Reise weitergehen. Die Passagiere kamen pikanterweise von einem Seminar über die Sicherheit der Winterolympiade, die nächstes Jahr in Utah ausgetragen werden soll.

Sogar die Oscarfeier steht in Frage

Die Angst der Reichen, Wichtigen und Schönen spüren aber auch die Medien. New Yorker Talkshows etwa leiden arg darunter, dass viele Stars nicht mehr einfliegen wollen, um neue Filme oder Songs zu präsentieren. Auch Premierenfeiern werden reihenweise abgesagt oder auf kleiner Flamme durchgeführt - das trifft nicht nur die Fans, sondern auch die Hotels, das Catering, die Blumenläden sowie Sicherheits- und Limousinen-Dienste.

Mega-Events wie jüngst die Emmy-Verleihung in Los Angeles oder die MTV-Europe Music Awards in Frankfurt blieben vom Prominentenschwund ebenfalls nicht verschont. Und ob die Oscarverleihung am 24. März wie geplant über die Bühne gehen kann, steht in den Sternen - auch wenn von offizieller Seite Durchhalteparolen tönen.

In Big Apple greift man nun zur Selbsthilfe: Robert De Niro ließ vorige Woche 500 hungrige New Yorker mit Bussen zu einigen der Restaurants chauffieren, die von den Anschlägen besonders stark betroffen sind. Gemeinsam mit Billy Crystal und Woody Allen ist De Niro außerdem Bestandteil einer neuen Werbekampagne, mit der die Stadt wieder Touristen ködern will. "Wunderbares New York", lautet die Parole, "seien auch Sie ein Teil davon".

Die Waffenbrüder von Beverly Hills

Die Regierung ruft die Traumfabrik indessen an die Heimatfront. In Beverly Hills hielten am Sonntag führende Vertreter von Gewerkschaften und Studios Kriegsrat mit Karl Rove, einem hochrangigen Berater der Bush-Administration. Auf der Tagesordnung stand die Frage, wie Hollywood den Krieg gewinnen könne. Herausgekommen ist dabei ein seltsamer Sieben-Punkte-Plan mit Botschaften, die dem Publikum fortan vermittelt werden sollen. Etwa "Dies ist ein Krieg gegen das Böse" oder "Wir müssen unseren Kindern wieder Sicherheit vermitteln". Auf dem Programm stand auch die Truppenbetreuung: George Clooney, Julia Roberts und Brad Pitt gehören zu den ersten Freiwilligen, die dabei helfen sollen, die Stimmung der in Übersee stationierten US-Soldaten aufzumöbeln.

Der kühne Plan, das Hollywood-Wahrzeichen in den Hügeln über der Stadt rot-weiß-blau anzustreichen, wurde inzwischen wieder aufgegeben. Unter anderem auch deshalb, weil dies neue Attentate provozieren könnte. Zum Ausgleich hängt in Beverly Hills eine US-Flagge an jeder Straßenlampe.

Über die Art der Filme, die uns Hollywood künftig bescheren wird, gibt es bereits erste konkrete Vorstellungen: Sylvester Stallone soll in "Rambo 4" noch einmal nach Afghanistan ausrücken und dort die Taliban bekämpfen. Laut "New York Post" arbeitet der 55 Jahre alte Schauspieler bereits in seinem Haus in Miami am Drehbuch.

Rico Pfirstinger

copyright Rico Pfirstinger 2001

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