Das Superweib
Supermodel, Musikerin und Kinostar: Milla Jovovich (26) tanzt gern
auf vielen Hochzeiten und wäre, wenn es ihre knappe Zeit erlauben
würde, auch gern hinter der Kamera aktiv. Die Tochter einer russischen
Schauspielerin und eines serbischen Arztes lebt überwiegend in den USA,
verstanden aber fühlt sie sich am meisten in Europa. "Hier fühle
ich mich zuhause", sagte die bei der Deutschlandpremiere ihres neuen Films
"Resident Evil" in Berlin. Die von Bernd Eichinger produzierte
Videospielverfilmung entpuppte sich Kassenknüller - eine Fortsetzung
ist schon in Planung.
Mrs. Jovovich, in "Resident Evil" spielen Sie eine sexy Heldin in
einem scheinbar aussichtslosen Kampf gegen mutierte Zombies. Wie stark hat
Sigourney Weaver Sie dabei beeinflusst?
Milla Jovovich: Sigourney Weaver hat die Art und Weise, Frauen auf
der Leinwand darzustellen, mit einem Handstreich auf den Kopf gestellt. Ich
war leider zu jung, um "Alien" damals selbst im Kino erleben zu können.
Als ich den Film dann aber auf Video gesehen habe, hielt ich Sigourney für
den coolsten Menschen überhaupt. Ich finde, es kann gar nicht genug
Frauen in Action-Filmen geben, doch allzu viele sehen wir ja leider nicht.
In gewisser Weise nehme ich nun also Sigourney Weavers Stelle ein und trage
die Fackel weiter.
Man sagt Ihnen ein Faible für Waffen nach...
Jovovich: Oh ja! Und ich bin wirklich gut darin, ich gehe gern auf
den Schießstand.
In "Resident Evil" haben Sie sämtliche Stunts selbst
ausgeführt. Das heißt: alle, bis aus einen, und das war dann der
Tag, an dem Sie am Set mies drauf gewesen sein sollen.
Jovovich: Ich durfte bei den Dreharbeiten sehr viele gefährliche
Dinge tun - erinnern Sie sich nur an die Szenen mit den Dobermännern.
Aber dann haben sie mir verboten, von einem simplen Rohr herunter zu springen,
bloß weil da ein paar Drähte waren und ich einen elektrischen
Schlag hätte bekommen können... OK, da habe ich mich dann schon
etwas geärgert.
Bei den Dreharbeiten zu "Das fünfte Element" haben Sie sich 1997
in den Filmemacher Luc Besson verliebt und ihn geheiratet. Zwei Jahre
später, bei der gemeinsamen Arbeit an "Johanna von Orléans",
erfolgte die schmerzhafte Trennung. Nun sind Sie mit Regisseur Paul Anderson
zusammen, den Sie bei den Dreharbeiten zu "Resident Evil" kennen gelernt
haben...
Jovovich: Wissen Sie, ich arbeite so viel, da habe ich einfach keine
Zeit für ein Privatleben. Wenn man vier Monate mit denselben Leuten
am selben Set zusammenarbeitet und dabei eine gewisse Verbindung entsteht,
dann passiert es einfach auf der körperlichen Ebene. Nein, Sie werden
mich in Zukunft nicht mit einem Arzt, Anwalt oder Wissenschaftler ausgehen
sehen, weil ich ganz einfach keine Zeit für solche Leute habe. Ich
hänge mit Musikern, Filmemachern und Models ab...
...weshalb Sie auch mal was mit John Frusciante, dem Gitaristen der
Red Hot Chili Peppers hatten...
Jovovich: ...und ich würde nie im Leben was mit einem Model oder
Schauspieler anfangen. Regisseure sind super, und ich möchte auch
später gerne selber Regie führen.
Was ist an Schauspielern denn so schlimm?
Jovovich: Männliche Schauspieler sind widerlich. Das sind eitle
Primadonnen. Ich habe bei Dreharbeiten noch keinen getroffen, der nicht um
seinen Teint besorgt gewesen wäre. Dann kommen sie mit einem Täschchen
voller Pflegeprodukte an. Wer will schon einen Freund mit einem Beutel voller
Gesichtswasser, Cremes und Badeöl?
Ich bitte Sie! Das beklagen ausgerechnet Sie, die Gallionsfigur eines
weltweit operierenden Kosmetikkonzerns?
Jovovich: Jawohl, ich, aber eben nicht mein Freund! Lasst doch den
Frauen ihre Produkte. Jungs sollten sie nur benutzen, wenn ihre Freundinnen
sie dazu zwingen.
Vor kurzem sagten Sie: "Wer immer diesen Bauch schwängert, bekommt
das ganze Mädchen." Sie wollen doch nicht etwa heiraten und Kinder kriegen,
am Ende sogar mit Paul Anderson?
Jovovich: Ich habe mir von ein paar Monaten einen Welpen zugelegt,
das reicht fürs erste. Der widerspricht nicht und ich kann schimpfen
und fluchen, ohne dass es negative Auswirkungen auf seine Entwicklung hat.
Mit 22 war ich bereits die Stiefmutter von zwei damals fünf und acht
Jahre alten Mädchen. Ich musste höllisch aufpassen, was ich sage,
denn in diesem Alter nehmen Kinder alles auf und werfen es einem dann ein
paar Tage später wieder hin. Wenn ich mit Kindern zusammen bin, werde
ich wie sie und begebe mich mit ihnen auf eine Ebene.
Haben Sie immer noch dieselben Freunde, die Sie vor Ihrer Karriere
hatten?
Jovovich: Meine beste Freundin, eine Russin, kenne ich seit meinem
achten Lebensjahr. Sie ist meine Zimmergenossin, wir wohnen auch zusammen.
Meinen Partner in meiner Produktionsfirma habe ich mit 15 Jahren kennen gelernt.
Daneben gibt es noch ein paar alte Bekanntschaften, aber es stimmt: Ich mache
selten neue Freunde, dazu wurde ich in der Vergangenheit zu oft
enttäuscht.
Sehen Sie sich gern als taffe Frau mit Sex-Appeal dargestellt?
Jovovich: Was heißt denn dargestellt - genau das bin ich
doch!
Interview: Rico Pfirstinger (18.3.2002 in Berlin)
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