Cardiff and Miller: 4 neue Werke; darunter: The Berlin Files

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Janet Cardiff and George Bures Miller: 4 neue Werke; darunter: The Berlin Files

 
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Kritik von Ekkehard Knörer

Im Westen von Chelsea, jenseits der 10th Avenue, gibt es dreierlei: Riesige Storage-Gebaeude, die, kaum noch verputzt, mit ueberdimensionierten Werbetafeln, herumstehen wie nie ausgepackte Kisten. Eine Auto-Werkstatt neben der anderen, Taxis auf hydraulischen Saeulen. Und die Galerien, in der 20. bis 24. Strasse, hinter jeder Tuer, die man oeffnet: Kunst. Uebergrosse Fotos, digital bearbeitet, von Thomas Demand, Baeume, Wald (vor einer solchen Wald-Tafel habe ich zuletzt auf dem Expo-Gelaende der Biennale in Venedig ein Broetchen verspeist). Erhabenheitsgemaelde, Fotos nachempfunden, von Robert Longo: Ein Blitz, der einschlaegt, eine Lichterscheinung. Vulkanausbrueche. In der 24. Strasse vier neue Werke des Duos Cardiff and Miller. Ein Koffer, aus dem ein Grammofontrichter waechst. Eine Bild-Sound-Installation: The Berlin Files. Tiefschwarz der Raum, zwoelf Lautsprecher, ich gerate in eine Kamerafahrt durch eine grosse Berliner Altbauwohnung. Klaviermusik. Durch einen Tuerspalt sieht man einen Klavierspieler. Die Kamera bewegt sich nicht durch diese Tuer, naehert sich von einer anderen Seite. Dann aber braust ein Orchester los, der Mann am Klavier hat die Haende im Schoss, spielt dann bei den gelegentlichen Einsaetzen seines Instruments. Die Kamera faehrt heran, im Schwarz des Klaviers spiegelt sich der Umriss einer Figur, die sich naehert. Schwarzblende. Die Orchestermusik braust auf, immer kakophonischer, bedrohlicher, steigert sich zu einem Hitchcockschen Hoehepunkt. Das Bild bleibt schwarz. Schnitt, eine Autofahrt, Schnee. Weissblende. Schnitt, ein weisses Feld, einer rennt von rechts vorne nach links hinten durch den Schnee. Weissblende. Anschwellende Geraeusche, Helikopter, Dramatik. Nicht ist zu sehen. Dann Wasser, darin treibendes Eis, ein Mann erzaehlt, wie er als Kind einmal beinahe ertrunken waere. Dann eine blonde Frau im Bett: You would have ruined my life. Sie lacht. Dann eine Bar, ein Mann singt, wie Karaoke, Rock'n'Roll Suicide. Dann loopt das Band, ohne Markierung, wieder an den Anfang, der so kein Anfang war, sondern nur ein zufaelliges Hineingeraten in eine Geschichte, die keine ist, aber eine zu sein scheint.

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