Tay Garnett: One Way Passage (USA 1932)

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Tay Garnett: One Way Passage (USA 1932)
Kritik von Ekkehard Knörer

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Eine Einführung, vom Blatt gelesen, für den WDR, Frieda Grafe mit etwas unordentlichen längeren Haaren, plötzlich verstehe ich, wie Josef von Sternberg sie schön finden konnte. Es ist, jetzt im Arsenal, ihr siebzigster Geburtstag, wäre sie nicht tot, Enno Patalas liest vor aus dem neuen Buch in der Reihe ihrer Schriften.

Dann der Film.

Am Beginn eine Zigarette ganz rechts auf den Tasten des Klaviers, wo die Hand nicht hingreifen wird. Gleich darauf, die Kamera schwenkt ein Stück nach links, ein Scherz mit einer Münze, die in eine Vase fällt und die Blicke der Sänger trauern ihr hinterher. Gesang, Melodram. Münze, Scherz. Zigarette, Vergänglichkeit und Glück, aber das kann man jetzt natürlich noch nicht ahnen. Die Kamera fährt eine Bar entlang, Hongkong. Die Bar ist viele Bars, russisch, französisch und amerikanisch. Mit Liebe, sehr viel Liebe wird ein Cocktail zubereitet. Die Erzählung assoziiert sich bis hierhin durch den Raum, zu Scherzen aufgelegt. Der Mann, dem der Cocktail zubereitet wird, setzt an, ihn zu trinken, wird gerempelt, der Cocktail dahin, er dreht sich um und sofort, plötzlich, in diesem Moment ist niemand mehr zu Scherzen aufgelegt.

Wenn es Liebe auf den ersten Blick gibt, im Kino, dann ist das hier so ein Fall. Daran gibt es keine Sekunde lang einen Zweifel. Zwar verabschiedet man sich rasch wieder, "Auf Wiedersehen", das Glück muss nicht dauern, Abschiede über Abschiede folgen und Wiederbegegnungen, die beiden werden ein Glück zu erfahren, das nicht dauern kann. Jetzt also die Konstruktion, auf die man erst mal kommen muss. Sie muss sterben, ist todkrank, wenn nicht der erste beste Schreck, der nächste rafft sie hinweg. Er muss sterben, und zwar am Galgen, weil er ein Mörder ist. Natürlich ist das Unfug, William Powell, das sieht man sofort, ist der vollendete Gentleman, aber das Drehbuch hat recht, weil der Film als Melodram es ins Recht setzt.

Der Ort der Handlung und Liebe und des Glücks und der Verzweiflung ist das Schiff, das die reine Parabel ist, die Überfahrt von Hongkong nach San Francisco, die fürs Leben steht und nichts anderes und der Schmerz, den die Konstruktion auf der kurzen Strecke ihrer nicht einmal siebzig Minuten uns einjagt, der ist, durch die Künstlichkeit hindurch, ganz echt und sehr tief. Das Echte geht im Melodram nur im kühnen Erfinden des Unwahrscheinlichsten. Seine Wahrheit liegt im Unmöglichen, und das muss so sein, wenn man das Leben als eines zum Tode eine Überfahrt lang, keine siebzig Minuten lang, vor Augen führen will.

Ein Polizist und eine Hochstaplerin, dazu ein stets betrunkener Taschendieb sorgen für die burleske Verzierung des Dramas, unvermittelt oft, aber die nicht weiter untermauerte Behauptung, dass Gags zu den Tränen gehören wie die Küsse zum bevorstehenden Tod, nimmt man dem Film glatt ab. Der Polizist, der seinen Job macht, gewinnt Statur im Verzeihen, das ihm die Liebe eingibt. Der Taschendieb steht auf der richtigen Seite, die keinesfalls die des Gesetzes ist, genau wie die Hochstaplerin, die aber vor lauter Liebe den Mann auch als Polizisten akzeptiert. Wenn sie nicht gestorben sind, leben sie noch heute auf ihrer Hühnerfarm.

Die ewige Liebe aber, so scheint es, die unendliche Liebe, die es nur im Tod gibt, die bekommen die Todkranke und der zum Tode Verurteilte. Auf Honululu am Strand, als Vorschein mit Zigaretten, die eine gesellt sich zur anderen in Stellvertretung der Körper, von denen die Kamera züchtig wegschwenkt. Die Körper schmiegen sich bekleidet, danach, die Zigaretten haben sich verzehrt, danach, nur Flecken schwarzer Kohle bleiben zurück im Sand, während die Sonne untergeht.

Ankunft, Ende der Passage, Abschied. Neujahr sehen wir uns wieder. Die Gläser, die die beiden bei jeder Begegnung zerschlagen, finden sich auf der Bar, die Liebenden sind tot, sie leben ewig. Aber nein. Fast unmerkliche Blende, in der letzten Einstellung sind die Gläser verschwunden, davon, die leere Bar, der Tod, das Nichts, kein Wiedersehen.

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