Schwerpunkt Asien: Satyajit Ray: Aparajito (Indien 1956)

.

Jump Cut Filmkritik
__________________
Magazin für Film & Kritik:
Rezensionen und News.

Impressum

 
 


.

Satyajit Ray: Aparajito (Indien 1956)

 
 

Schwesterseiten

Auteur.de - Lexikon der Regisseure
Comix-Corner - die Comic-Website
Crime-Corner - die Krimi-Website
Literatur-Corner - die Seite für Literaturkritik
SciFi-Corner - die Science-Fiction- Website

Theater-Corner - die Theater-Seite
.

Archiv

Filmkritik
Filmbuchkritik
Filmklassiker
Alle alten Kritiken in der Übersicht
.

Interaktiv

Forum
Diskutieren Sie über Filme und/oder unsere Kritiken!

Mail
Was immer Ihnen an uns passt oder nicht passt.

.

Satyajit Ray: Aparajito (Indien 1956)
Kritik von Ekkehard Knörer

zum Indien-Schwerpunkt

Immer wieder scheint es, als folge die Kamera nur den Figuren. Als sei all das, was den Spielfilm ausmacht, nur sekundär: das Spiel, die Szene, die Inszenierung. Höchst kunstvoll erzeugt Satyajit Ray diesen Eindruck. Die Kraft des Films, seine Intelligenz liegt nicht, oder eher: weniger in den Bildern, sondern zwischen ihnen. Seine Kunst ist, wider den erzeugten Anschein des Realismus eine der Montage. Oder anders: der Realismus erweist sich hier gerade als Effekt der Montage. Mächtiger als das, was man sieht, ist das, was ausgelassen bleibt. Kurz und sanft blendet Ray vom einen Bild auf das andere, dazwischen liegen manchmal Welten. Was Form gewinnt, ist Apus Geschichte, erzählt aber wird sie gerade nicht geschichtenförmig.

Mit Bildern aus Benares beginnt der Filme, sie reihen sich, ohne dazu von der Knute der Narration getrieben zu werden. Apur in den Gassen der Stadt, auf dem Weg zum Fluss. Dort betet und predigt sein Vater, der Priester ist. Dort unternimmt einer Kraft- und Geschicklichkeitsübungen. Die Kamera flaniert: Leute, die im heiligen Fluss baden. Apu mit Freunden, mit seiner Mutter. Der Vater erkrankt und so zwanglos wie undramatisch komponiert Ray seinen Zusammenbruch am Eingang des Gassenviertels zur Vignette aus Sonnenlicht und schwarzem Torbogenrahmen. Auch ein durchaus symbolisches Bild steht zugleich wie für sich selbst: auf den Tod des Vaters folgen auffliegende Vögel.

Auch die Beziehung zwischen Mutter und Sohn zeigt Ray zuallererst in der Montage: wenn Apu auf den Zug wartet, der ihn von der Mutter entfernen wird, wenn die Mutter, regungslos, an der Mauer lehnt: Rücken an Rücken schneidet die Ray die Bilder und in diesem Äquivalent eines einfachen Aussagesatzes liegt, im Gesicht der Mutter, in den Bewegungen des Sohnes, in der Verschmelzung von formalem und inhaltlichem Fort-Da, viel mehr als nur die Aussage. Diese Bilder verlangen nach der Rückkehr, gezeigt wird nicht der Weg, sondern die plötzliche Wiederkehr, nach einem Schnitt sind Mutter und Sohn wieder gemeinsam im Bild.

Die Einfachheit also dieser Bilder täuscht. Und was erzählt wird, ist gewiss universal nachvollziehbar und verliert sich doch nie im Klischee oder gar im Kitsch. Der Konflikt zwischen Liebesbedürfnis der Mutter und Verselbständigungswunsch des Sohnes bedarf keiner Erläuterung und Ray geht es um die Darstellung in der Konkretion: wie Apu müde aus Calcutta zurückkehrt, sich zum Schlaf abwendet, als die Mutter von ihrer Krankheit berichten will. Das Drama ist so beiläufig wie unabweisbar, wunderbar hält Ray dennoch die Balance zwischen Melancholie und Aufbruch, leise lässt er die zwei Leben auseinandergleiten: das eine in den Tod, das andere in die Zukunft.

zur Jump Cut Startseite

.

Suche


powered by crawl-it
.

Newsletter

Anmelden zum Jump Cut Newsletter mit wöchentlichen News und Updates

Powered by KBX7

.

Jump Cut Partner

DVDs & Videos
Suchbegriffe:



In Partnerschaft mit Amazon.de

.

Internet Movie Database


Filmtitel Person
Powered by www.IMDb.com