Dreierlei ist sogleich da: der Ort, wenige Straßen nur von Paris,
in deren Kreis der Held sich bewegen wird, den Rest des Films. Der Held selbst,
der durch diese Straßen läuft, mit der Kamera, umspielt von der
Kamera, die ihm mit gelegentlichen Jump Cuts auf den Fersen bleibt, aber
abrupt, interrupt, und eigene Wege geht, kaum die seines Blicks: auf die
Schilder mit Straßennamen, Rue Legendre, Rue Lebouteux, Rue
De Saussure. Und die Stimme, das Ich, nüchtern, hochmütig,
wer spricht, ist der, der im Bild ist, dort aber zumeist schweigt. Und eigentlich
ist sofort auch ein Viertes da: das Zwischen, das eine Distanz legt zwischen
den, der spricht und den, den man sieht, auf den Straßen, verfolgt
von der Kamera auf dem Kreis, in dem er sich bewegt, durch die Straßen,
wenige nur, von Paris (Tatsächlich übrigens spielt Barbet Schroeder,
es spricht Bertrand Tavernier: in diesem gewaltigen Zwischen ließe
sich ein ganzes Kapitel Filmgeschichte unterbringen. Und ein weiteres ist
sofort da: der ganze Rohmer).
Das Kreisen, die Algebra, dem es folgt, gebiert eine moralische
Geschichte. Von einer mehrfachen Begegnung ist die Rede, auf der Spur des
Tones und der des Bildes, auf der Straße, des Helden mit Sylvie, der
blonden Frau, die anzusprechen er lange nicht wagt. Dann tut er es und sie
ist verschwunden. Er will die erneute Begegnung erzwingen, Mathematik des
Zufalls: in dreißig Minuten Mittagspause kann er den Weg zehn Mal gehen,
über den sie ihm laufen soll. Das wird sie nicht, so gerät er auf
einen Abweg, in eine Bäckerei, an eine andere Frau, die er nicht lieben
wird, das sagt er gleich, mit der er spielt, aus Rache gegenüber dem
sich verweigernden Zufall. Die Geschichte, die so entstanden ist, aus dem
Nichts des Ortes, des Helden, des Ichs und der Frau (sie ist das Element,
das hinzukommt, das eine Reaktion hervorruft in der Versuchsanordnung dieses
Films), spitzt sich zu, als moralische, auf eine Entscheidung, die dann keine
mehr ist. Als der Held sich verabredet, einen Ort und eine Zeit festlegt
zur Begegnung mit der falschen Frau ist es, als zwinge er nun, mit diesem
Fehltritt, diesem kühnen, verwerflichen Fehltritt, das Schicksal dazu,
mit dem herauszurücken, was sein soll: Sylvie. Sie wohnt in der
Straße, in der auch die Bäckerei sich befindet, sie hat sich am
Bein verletzt, mit ihr trifft er sich nun, von dem Mädchen in der
Bäckerei ist nicht mehr die Rede. Es ist, sagt die Stimme, als hätte
in diesem Moment der Wiederbegegnung sich die Wahrheit offenbart (daraus
klingt mehr als nur ein religiöser Unterton): diese Frau ist
es und nicht die andere.
Mit der Hochzeit, abrupt, ein paar letzten Worten, findet die moralische
Geschichte ihr Ende. Was wir davon zu halten haben, sagt uns der Film
nicht. |