Eric Rohmer: La Carrière de Suzanne (F 1963)

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Eric Rohmer: La Carrière de Suzanne (F 1963)

Regie: Eric Rohmer

Dies ist der zweite Film des sechsteiligen Zyklus der "Moralischen Geschichten"

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Eric Rohmer: La Carrière de Suzanne (F 1963)
Kritik von Ekkehard Knörer

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In dieser der zweiten von Rohmers "Moralischen Geschichten" ist die Frage der Moral eine der doppelten Ökonomie: der Liebe wie, buchstäblich, des Geldes. Beides ganz wie bei Balzac und näher als in diesem Zyklus war Rohmer gewiss nie bei diesem, von der Nouvelle Vague (vor allem Rivette und Rohmer) so sehr geschätzten Autor, der die menschlichen Verhältnisse als dem Erzählzugriff fast schutzlos ausgelieferte, auf der Souveränität des Subjekts entzogene Entscheidungssituationen zugespitzte Arrangements zu betrachten liebte. Rohmer hat von Balzac den Sinn für das Relationale und die Schonungslosigkeit, mit der Versuchsanordnungen durchgespielt werden, Rivette viel eher den Sinn für die Offenheit des Spiels, das Aleatorische, die Lust am überraschenden narrativen Abzweig aus der Ausgangssituation. ( Vielleicht aber laufen das Aleatorische und das Fädenziehen im Hintergrund, bei Rohmer wie bei Rivette, auf dasselbe hinaus, als die zwei Seiten derselben Medaille: die - der Improvisation nach Vorgaben des Regisseurs gedankte - Kontingenz bei Rivette tritt als Pathosformel an die Stelle des mit Marionetten spielenden Gottes, der Rohmers Geschichten erzählt.)

Die Ökonomie bewegt sich im Dreieck: Guillaume, sein bester Freund Bertrand, Suzanne. Guillaume und Suzanne sind ein Paar, er verachtet sie, Bertrand und Guillaume nützen Suzanne aus, lassen sich von ihr aushalten. Außerhalb des Dreiecks die zweite Frau, Sophie, die, gerade von außen, das Dreieck zu stabilisieren scheint. Guillaume ist verletzend gegen Suzanne, Bertrand schrickt immer wieder zurück, macht dann immer wieder mit. Guillaume und Suzanne trennen sich, Bertrand fragt sich, ob nicht sie die ganze Zeit die Fäden in der Hand gehalten hat, ob nicht sie gespielt hat, während er und Guillaume ihr gemeines Spiel Ernst genommen haben. Vom Ende her bekommt Suzanne recht - und wenngleich der Film, mit dem Ich, das spricht, das Bertrand ist, die Perspektive vorgibt, fragt man sich, von hinter dem eigenen Rücken aus, ob man nicht selbst dieser Perspektive auf den Leim gegangen ist.

Am Ende wird Guillaume verschwunden sein, wird Bertrand mit leeren Händen ausgehen und noch einmal von vorne anfangen müssen. Suzanne hat mit den Jungs gespielt, dann heiratet sie: eine Erwachsene unter Kindern von Anfang an, das ist Bertrands Einsicht am Ende. Die Ökonomie der Beziehungen ist eine verdeckte, was gesagt wird und was geschieht, kommt nicht überein, es gibt zuviele Worte, nicht zuletzt im Erzählerkommentar. Das Emblem für diese Verdeckungsverhältnisse findet der Film in einem Diebstahl: Guillaume oder Suzanne, einer von beiden, hat Bertrand 300 wohl versteckte Francs gestohlen. Das Geheimnis wird nicht aufgedeckt, in Bertrands Weigerung, Guillaume für den Täter zu halten, wird die Verzerrung der Wahrnehmung manifest.

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