Entschlossenheit ist (fast) alles, was Jack Carter aufzubieten
hat gegen die finsteren Figuren der Unterwelt von Newcastle. Sein Bruder
ist tot und man kann sich nicht recht vorstellen, dass sein Herz sehr an
ihm hing, aber das ändert nichts daran, dass die Rache grausam sein
wird. Mehr als eine halbe Stunde lang inszeniert der Film nichts als die
Suche Carters nach Hintergründen, schmutzige Gestalten laufen durchs
Bild, deren Funktionen in der verwickelten Geschichte weit weniger wichtig
sind als ihre Auftritte. Erklärt wird wenig bis nichts, Desorientierung
des Betrachters ist Trumpf. Roy Budds Musik tut das ihre zur Eiseskälte,
die Carter und Newcastle verströmen, dazu kommen die kurz angebundenen
Dialoge und Ausbrüche von Gewalt, die auf sich warten lassen und doch
von der ersten Sekunde an unvermeidlich scheinen.
Selbst die Kamera hat etwas Lauerndes. Meist sind die Bilder von knapp
über dem Boden aufgenommen, um Ecken herum, hinter Bäumen hervor.
Gesichter werden verdeckt von im Wege Stehendem, Hinterköpfen etc.,
Verdeckung ist auch das Prinzip der Geschichte, Schuld entzieht sich, Carters
Nachforschungen bestehen weniger im Lesen von Spuren, im Aufspüren von
Fährten, sondern in erster Linie im Aufsuchen von Leuten. Alles weitere
wird sich ergeben, Carter wartet, über den ewigen Zeitraum der Latenz
hinweg, die sich zunehmend mit Spannung auflädt, die anderen werden
beginnen, Fehler zu machen. Tatsächlich tun sie das, das Netz der
Schweinereien, die zum Mord an Carters Bruder führten, beginnt sich
durch Carters Zutun aufzudröseln. Er wird zum Killer. Er findet die
Rolle als Racheengel, die er von Anfang an gesucht hat.
Get Carter ist, zuerst und zuletzt: Stil. Der Plot liefert
die Plausibilisierung der Kälte, die der Film inszeniert, sorgt dafür,
dass die Atmosphäre nie über den Gefrierpunkt steigt, gibt der
Figur, um die herum der Film gebaut ist, das Eiswasser, das sie braucht.
Szene für Szene bietet der Film Auftritte Carters, das ist der ganze
Zusammenhang, den er braucht. Carter als Partycrasher, Carter im Bett seiner
Vermieterin, Carter als Killer. Über die Figur erfahren wir, psychologisch
gesehen, nichts, sie ist ihre physische, ihr von Michael Caine atemberaubend
verliehene Präsenz, das reicht. Da kennt der Film keine Sekunde des
Zögerns oder des Kompromisses, auch sein Ende ist nur zu
konsequent.
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