Beim dritten Mittelmeer-Filmfestival in Köln ist der Film
Ranas Hochzeit gleich mit zwei Preisen ausgezeichnet worden.
Der palästinensische Regisseur Hany Abu-Assad nahm fast wortlos, aber
strahlend den Ersten Preis für den besten Film entgegen, und die
Hauptdarstellerin Clara Khoury wurde als beste Schauspielerin ausgezeichnet.
Es war das erste Mal, dass ein palästinensischer Film am Wettbewerb
des jungen Festivals teilnehmen konnte. .In diesem Jahr stellten sich 13
Produktionen aus 12 Ländern des Mittelmeerraumes dem Wettbewerb.
Rana ist die Tochter eines wohlhabenden Palästinensers und lebt
im Osten Jerusalems. Wegen des sich verschärfenden Nahostkonflikts bestimmt
Ranas Vater, dass die Familie ins sichere Ägypten emigriert. Die
17jährige Rana will aber die Heimat nicht verlassen. Der Vater stellt
ihr ein Ultimatum. Wenn sie es schafft, binnen Tagesfrist zu heiraten, will
er die Verantwortung für sie abgeben. Er gibt ihr eine Liste von Kandidaten,
die bei ihm um ihre Hand angehalten haben. Rana hat 10 Stunden Zeit ihren
wahren Geliebten zu finden, der als Künstler natürlich nicht auf
der Liste des Vaters steht. Wenn sie bleiben will, muss sie das fast
Unmögliche schaffen, sowohl den Freund als auch den Vater zur Einwilligung
zur Hochzeit zu bewegen. Auf der Suche nach ihrer großen Liebe läuft
sie durch die pittoreske Altstadt von Ost-Jerusalem. Als Rana erfährt,
dass ihr Freund sich im autonomen Gebiet in Ramallah befindet, macht sie
sich durch Straßensperren und Kontrollen hindurch auf den abenteuerlichen
Weg zu ihm.
Der Film versteht es, auf einfühlsame Weise die Schwierigkeiten
und Absurditäten des Zusammenlebens zwischen Palästinensern und
Israelis darzustellen. Der Konflikt bleibt dabei immer ein innerer, ein sehr
privater. Regisseur Abu-Assad bezieht keine politische Stellung. Mit der
jungen Schauspielerin Clara Khoury hat er aber der palästinensischen
Seite ein sehr ausdrucksstarkes Gesicht verliehen. In der Begründung
der Jury heißt es: Clara Khoury wird als beste Schauspielerin
ausgezeichnet für den spontanen und unaffektierten Ausdruck ihrer tiefsten
Gefühle, Hoffnungen und Ängste im tragischen Kontext ihres
Heimatlandes. Der Erste Preis der Jury wurde für die
künstlerische Ausdrucksform verliehen: Ohne offene Gewalt zu zeigen,
erzeugt der Film ein Gefühl ständiger Spannung, die auch bei komischen
Sequenzen nie nachlässt. Das Ergebnis ist ein Film, der, ohne dabei
an Unterhaltungswert einzubüßen, tief unter die Haut geht.
Abu-Assad war auch bei den Diskussionsrunden im Anschluss an seinen
Film zugegen. Auf die Frage, warum er sich um die politische Frage gedrückt
habe, sagte er sanft: Ich hatte nicht die Absicht, einen politischen
Film zu machen. Es handelt sich um eine Liebesgeschichte. Ich wollte ein
Zeichen der Liebe und Hoffnung setzen. Abu-Assad ist 1961 in Nazareth
geboren, lebt aber zeitweise in den Niederlanden. Die Produktionsbedingungen
waren genauso abenteuerlich wie die Odyssee der Hauptfigur. Wir mussten
ohne Genehmigung drehen, was sich bei den Dreharbeiten an den
Straßensperren als schwierig erwies. Die Hochzeitsfeier konnten wir
daher nicht, wie im Drehbuch vorgesehen, an einer Straßensperre drehen.
Ansonsten gab es aber keine künstlerischen Einbußen. In
dem Film siegt die Liebe gegen alle Widerstände. Das Bemerkenswerte
ist, dass dies auch die Botschaft zweier israelischer Filme ist, die im
vergangenen Jahr gezeigt wurden und von denen Gelber Asphalt
von Danny Verete 2001 auch einen Preis erhielt. Es haben also Filmschaffende
beider Seiten das gleiche Anliegen und einen Weg gewählt, der dem der
Politiker diametral entgegengesetzt ist. Der Sprecher der Wettbewerbs-Jury,
der aus Syrien stammende Kulturschaffende Dr. Rafik Sabban, betonte deshalb
auch mehrfach, von welcher Bedeutung das Mittelmeer-Filmfestival ist, bei
dem sich Künstler aus den verschiedensten Kulturen treffen, kennen lernen
und austauschen können. In seiner passionierte Rede dankte er den
Organisatoren und allen Teilnehmern für ihre
Großzügigkeit des Herzens.
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