Die
Gewinner des 3. Mittelmeer-Filmfestivals in Köln stehen fest. Nach
Ranas Hochzeit aus Palästina und Tirana - Jahr Null
aus Albanien hat der zypriotische Film Unterm Sternenhimmel den
dritten Preis belegt. 13 Filme aus 12 Ländern waren zum Wettbewerb
angetreten. Der griechische Teil Zyperns war in diesem Jahr das einzige Land,
das mit zwei Filmen vertreten war. Auch Evagoras Gelübde
erhielt einen Preis. Der Darsteller des Titelhelden, Georges Corrafas, nahm
den Preis als bester Schauspieler entgegen. Beide Filme weisen Gemeinsamkeiten
auf. Beide Hauptfiguren treten eine Reise quer über die Insel an. Beide
haben interessante und herausfordernde Begegnungen. Bei beiden Helden steht
trotz aller äußeren Abenteuer die Auseinandersetzung mit sich
selbst im Vordergrund.
Unterm Sternenhimmel handelt von dem jungen Mann Lukas,
der als Sonderling gilt. Bei der Vertreibung der griechischen Bevölkerung
aus dem Norden der Insel 1974 kamen beide Eltern ums Leben. Die Erinnerung
an seine Kindheit ist nur schemenhaft, er hat das Trauma noch nicht verarbeitet.
Eines Tages beobachtet er die junge Frau Phoebe, eine Schmugglerin, die
regelmäßig mit Türken Geschäfte macht. Mit ihr macht
er sich auf die illegale Reise in sein altes Heimatdorf, das im türkischen
Teil der Insel liegt. Auf dem Weg wird er immer wieder mit seinem Hass
konfrontiert. Auf der einen Seite genießt er die
überschwängliche Gastfreundschaft der Türken, die das Paar
für Touristen halten. Auf der anderen Seite ist er noch nicht so weit,
sich mit dem Verlust der Eltern und der Heimat abzufinden. Es kommt zum Streit
mit Phoebe, deren vorurteilsfreien Umgang mit den Türken er verurteilt.
Er erfährt erst später, dass auch Phoebe Vertriebene ist und Verwandte
verloren hat. Erst langsam lernt er durch ihr Beispiel, mit den alten Wunden
umzugehen.
Das Mittelmeer ist die Schnittstelle zwischen Nord und Süd,
zwischen Abendland und Morgenland. Zypern als geteilte Insel mitten drin
dient im Film als Mikrokosmos für den Konflikt zwischen diesen Welten.
Lukas Fahrt quer durch das verbotene Land, ist eine Reise, die der
Vergangenheitsbewältigung und Selbstfindung dient. Der Film zeigt, dass
ein wesentlicher Schritt zum Weltfrieden, zunächst einmal das Erreichen
des eigenen inneren Friedens voraussetzt. Der überwältigende
Sternenhimmel über der Ägais wird zum Sinnbild für eine Welt,
die größer ist als das eigene Schicksal. Die Jury begründete
ihre Entscheidung damit, das der Film dem Zuschauer eine Reise über
ein geteiltes Land zu den Sternen biete. Die Aussöhnung mit seinen
Feinden und die Beherrschung der eigenen Gewaltbereitschaft ist ein schwieriger
Balance-Akt immer am Rande des Nicht-Wiedergutzumachenden.
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