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American Psycho
USA 2000
Regie: Mary Harron
Mit Christian Bale, Willem Dafoe, Chloe Sevigny
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PLOT
Patrick Bateman ist ein erfolgreicher Broker
und spielt die üblichen Wall-Street-Spiele um Markenkenntnis und
Reservierungen in den richtigen Restaurants. Zugleich hat er aber auch eine
ein klein wenig dunklere Seite: er liebt es, junge Frauen zu
metzeln.
KRITIK
'American
Psycho' ist die Jekyll and Hyde-Version der
80er-Jahre. Jekyll ist ein Wall-Street-Broker und schwimmt im Geld. Er lebt
in einer Welt, die, um die Übersicht nicht zu verlieren,
distinktionsbesessen ist auf die denkbar offensichtlichste Weise. Es ist
eine Welt reiner Semiotik, in der alles zum Zeichen geworden ist (bzw. nur
als solches verständlich wird). Orientierung in einem System fast
vollständiger Reduktion auf den Signifikanten (den Namen, die Marken)
beweist hier den Meister. Die Belegung der Namen und Marken mit Prestige
ist beinahe ganz willkürlich. Das kann so weit gehen, dass das Expertentum
in der unerträglichsten Musik der 80er-Jahre zum Ausweis wahrer , wenngleich
mörderischer Kennerschaft werden kann. Konventioneller funktioniert
das Spiel mit den Restaurants, deren Wert sich über Knappheit bestimmt.
Umgekehrt ist es aber gar nicht so wichtig, wirklich dort gewesen zu sein.
Die nicht widerlegte Behauptung reicht. Verwechslung des einen mit dem anderen,
des Wertvollen mit dem Wertlosen, ist also ein Fehler, den man nicht machen
darf. Größere Geringschätzung kann man nicht zeigen, als
sich jemandes Namen nicht merken zu können. Patrick Bateman, dem Jekyll
in dieser Welt der feinen Unterschiede, widerfährt genau diese
Demütigung.
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Der eine Skandal von American Psycho, Bret Easton Ellis' Roman, lag nicht
etwa darin, dass Menschen aufs Blutigste getötet werden, dass der Held
ein Mörder, ja ein Schlächter ist. Patrick Bateman ist kein Psycho
und Serienkiller à la Hannibal Lecter (dessen Faszination allerdings
genauso wenig in bloßer Perversion liegt) - Patrick Bateman ist Jekyll
& Hyde, oder, wie der Titel der neuen Version sagt: er ist ein American
Psycho. Der Skandal lag eher in der impliziten - und weiß Gott nicht
amoralischen - Behauptung, dass das geregelte, erfolgreiche
Wall-Street-Leben, Inbegriff des in Amerika möglichen Erfolges, mit
seiner größten Herausforderung, dem im Übermaß vorhandenen
Signifikanten GELD irgendwie zu Bedeutung (wenn nicht gar tieferem Sinn)
zu verhelfen, dass just dieses Leben die dunkle Seite, den Hyde hervorbringt.
Ja, weniger hervorbringt, als von ihr beinahe notwendig komplementiert
wird.
Das Zeichen für etwas anderes als bloße Zeichenhaftigkeit,
das sich auflösende, nach Erdung schreiende Zeichen, ist das Blut. Das
Blut, nach dem Patrick Bateman, der Sauberkeitsfanatiker mit Äxten
gräbt, ohne im angerichteten Blutbad seinen Durst nach dem Echten stillen
zu können. Das Begehren auch nach Blut hat Lacansche Struktur: es verlangt
immer aufs Neue nach einer Befriedigung, die es nicht geben kann. Noch in
der Verdopplung der Sexpartnerinnen, das führt der Film vor, wird der
Narziss Patrick Bateman nur sich selbst im Spiegel sehen können. Racheakte
und Schlächterinnen werden beliebig (wie Geld, wie Sex), nie Wert an
sich, erschöpfen sich im Body-Count.
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American Psycho ist ein Thesenfilm und konsequent wenigstens darin,
Patrick Bateman als Mann ohne Eigenschaften zu präsentieren. Zu kaum
einer der Figuren lässt sich darüber hinaus Zutrauen fassen, am
allerwenigsten zur Hauptfigur - mit der Ausnahme der Sekretärin, die
mit dem schauspielerischen Inbegriff von Authentizität, Chloe Sevigny,
treffsicher besetzt ist. American Psycho ist also die konsequente Umsetzung
einer zugrunde liegenden These - aber darin liegt sein Problem als Film.
Womöglich ist es die bestmögliche Verfilmung des Romans, aber es
ist ein langweiliger, ein abstoßender und ermüdender Film. Er
verzichtet auf jeden Kommentar, auf jede Brechung. Das war die andere
skandalöse Sache schon am Buch (bei Leuten wenigstens, die es mit dem
Predigen von Moral halten). Im Namen aber welcher Qualität wäre
ein solcher Film zu loben: Wahrheit? Aber dafür ist die These doch arg
simpel. Konsequenz? Falls das ein Wert an sich ist, ja, dann ließe
sich lobend schreiben: Es ist Mary Harron gelungen, einen konsequent langweiligen
und abstoßenden Film zu drehen.
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