Die ideologische Aufgabe, vor die sich Drehbuch und Regie bei
Black Hawk Down offenbar gestellt sahen, war die, das amerikanische
Milität noch bei einem denkbar peinlich - und für 1000 Somalis
und 18 US-Amerikaner auch denkbar tödlich - daneben gegangenen Einsatz
heroisch aussehen zu lassen. Mit den politischen Hintergründen gibt
man sich daher erst gar nicht weiter ab (als eigentlichen Übeltäter
präsentiert man mit Zwischenschnitten alle halbe Stunde einen
zigarrerauchenden somalischen Waffenhändler), sondern zoomt nach den
ersten zwanzig Minuten, die mehr dem Kennenlernen der in Gefahr zu bringenden
Helden dienen, direkt hinein ins mit ungeheurem Einsatz von Geld, Statisten
und Material reinszenierte Kriegsgeschehen. Bei der Operation mitten in
Mogadischu, deren Scheitern der Film minutiös nacherzählt, ging
es um die Festsetzung des blutrünstigen Anführers Aidid - bei der
von der ersten Minute an alles schief gelaufen ist. Ein Soldat fällt
vom Hubschrauberseil, die Kameraden sind um seine Rettung bemüht und
verlieren daraufhin rasch die Kontrolle über die Situation.
Angeblich ging es Ridley Scott genau darum, Bilder, eine Dramaturgie,
eine (womöglich vor den Augen des Betrachters zerfallende) Film-Sprache
für diesen Kontrollverlust, der den Krieg im Innersten seiner konkreten
Kampfsituationen ausmacht, zu finden. Das ist in eklatanter Weise misslungen.
Steven Spielberg hatte das mit der Exposition zu
Der Soldat James Ryan
ja vorgemacht, und zwar - für Mainstream-Verhältnisse - so
gründlich, dass sich alle Nachahmung eigentlich erübrigt haben
sollte. Bei Spielberg blieben die Körper, die Kämpfer, die Duelle,
das Einschlagen der Waffen, der Verlust von Gliedern, Leib und Leben in der
Schlacht ganz konsequent diesseits der Identifizierbarkeit. Es gab da
natürlich nicht Authentizität - die ist und bleibt bei diesem Sujet
unmöglich und das Argument, jeder Versuch, sich ihm auf diesem Weg zu
nähern, sei obszön, ist streng genommen auch nicht zu widerlegen
-, aber im Glauben an die Möglichkeit infinitesimaler Annäherung
ans Authentische hatte Spielberg auf durchaus innovative Weise eine eigene
Grammatik des Pseudo-Dokumentarischen entwickelt.
Ridley Scott, der immer nur Bild-Oberflächen erzeugt, jedoch
völlig unfähig ist, auch nur ansatzweise in Bildern zu denken;
dem der Gedanke denkbar fremd ist, dass der Verzicht auf das Finden von Bildern
die größere Leistung sein kann als die Herstellung der nächsten
besten Hochglanzeinstellung; der also immer dann ganz fehl am Platze ist,
wenn es mehr als Materialschlachten und eine werbefilmästhetisch vermittelte
Edelatmosphäre braucht - und also immer dann, wenn es irgend ernst wird
-; Ridley Scott hat einen dummen, in seiner Dummheit auch ärgerlichen
Film gemacht. Black Hawk Down ist fast auf der ganzen Strecke nicht
mehr als ein Videospiel, in dem es ständig kracht, in dem schön
pathetisch gekämpft und gestorben, Patriotismus verkündet und der
Kamerad heroisch gerettet wird. Dazu wummert die pseudo-ethnisch verzierte
Marschmusik, mit der Hans Zimmer seit Jahren Oscars einstreicht, Leichenteile
fliegen durch die Luft - und nie kann man übersehen, dass Scott seine
Szenen gerne am Stück spielen lässt, um dann die schönsten
Bilder seiner sechs bis sieben bis acht auf dem Set verteilten Kameras in
den Film zu schneiden.
So wird zuletzt ein jedes Bild an seinen Platz gestellt, unterstrichen
oder sentimental aufgeladen durch den Score, Slawomir Idziak, Filterweltmeister
unter den Bildgestaltern seit den Tagen, in denen das unter Kieslowski noch
Sinn machte, mischt die Farben passend an (nämlich im Edel-Elends-Chic
des Grobkörnig-Ocker-Grau-Blauen), dazu gibt es, zur Orientierung, an
der es nicht einen Moment fehlen darf, pädagogisch wertvolle Dialoge,
die den Gehorsam des Soldaten zu Treue und Solidarität zum Mitkämpfer
aufschminken. All das ist selbstverständlich genau so zu erwarten gewesen
und vielleicht kann man dem Film immerhin so viel zugute halten, dass er
seine Ideologie ganz offen vor sich her trägt. Ganz egal aber, ob man
die politische Sicht der Dinge, die hier - wie plump auch immer - formuliert
wird, zum Kotzen findet oder im Grunde sogar vergleichsweise wenig schlimm:
die ästhetische Dummheit sitzt Black Hawk Down in Mark und Bein
- und diese jeden Gedankens bare Ideologie des Ästhetischen macht den
Film unabhängig vom politischen Standpunkt zum Ärgernis.
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