'Company' ist eine Saga vom Aufstieg und Fall zweier Gangster. Es
ist kein Masala-Film. Von zarten Andeutungen in andere Richtungen abgesehen
- satirisch geht es einmal kurz gegen einen Bollywoodregisseur, nicht
ausführlicher wird das sich Verlieben abgehandelt - ist der Ton des
Films recht einheitlich. Song and Dance ist an den Anfang verlegt, in dem
Urmila Matondkar, tanzend, im knappen Bikini und rotstichigen Bildern mit
den Credits um die Aufmerksamkeit des Betrachters konkurriert. Die einzige
weitere "Picturization" folgt noch im ersten Drittel, das Bemühen um
Einbindung in die Erzählung ist sichtbar: der Schauplatz ist eine Disco
und im Verzicht auf die Schnitte, die sonst allen Gesetzen topografischer
und narrativer Logik Hohn sprechen, fällt hier der Regen, der den weiblichen
Körper überdeutlich sexualisiert, von der Decke, als Dusche in
der Disco. Rasant sind die Bilder geschnitten, MTV ist das Vorbild, das gegen
das Bollywood-Herkommen ausgespielt werden soll. Es fragt sich, ob das sehr
sinnvoll ist, ob nicht der vollständige Verzicht auf Song and Dance
die einzig wirklich logische Konsequenz wäre.
Erzählt wird von zwei Freunden, die zu Feinden werden und zuletzt
wieder zu Freunden. Mallik ist der Gangster, dessen Aufstieg Chandu begleitet,
und für dessen Fall er sorgt, als er sich von ihm lossagt. Die Bezüge
zum Hongkong-Kino sind deutlich, in der Verlagerung der Geschichte eben dorthin
macht Varma kein Hehl daraus. Wo aber in Hongkong die Individualität
der Figuren sich in der Stilisierung ihrer Beziehungen ebenso wie in der
Unterordnung unter den Rhythmus der Story auflöst, nimmt Ram Gopal Varma
immer wieder das Tempo nicht aus den Bildern, aber aus der Geschichte,
konzentriert sich auf die flächige Darstellung des Konflikts zwischen
Chandu und Mallik. Die Schwachstellen - im Hongkong-Kino wäre das ohne
Belang - sind die Kipppunkte: schwach scheint die Motivation für Chandus
Widerstand, unfreiwillig komisch die Versöhnung am Ende. Gerade weil
Varma, ganz Bollywood-untypisch, auf der Schlüssigkeit der Motivierungen
besteht, weil er psychologischen Realismus jedenfalls immer wieder insinuiert,
handelt er sich hier beträchtliche Probleme ein.
Die Geschlossenheit der Form dagegen stellt sich nicht über Realismus
her, sondern über stilistischen Barock. Froschaugen-Blicke, schräge
Winkel, bizarre Perspektiven, Jump Cuts in rauher Menge, peitschend die Musik:
das ist die Gestalt der zunehmend düsteren Geschichte. Der
Wirkungs-Imperativ des indischen Kommerzkinos ist hier keineswegs aufgegeben
und im Overkill der Inszenierung steht "Company" den neueren Action-Filmen
Hollywoods sehr viel näher als der Kinetik Hongkongs. Das gilt auch
für die Breite, in der die Geschichte entfaltet wird: die Ehefrauen
spielen keine Haupt-, aber Schlüsselrollen, die Verflechtungen der Mafia
in die Filmindustrie sorgen gar für Momente der Selbstreferenz. (Im
Nebenbei eines Dialogs gibt es sogar eine Diskussion über die neue
Medienkonkurrenz zwischen Kino und DVD, die Bollywood enorm zu schaffen macht.)
Die beiden männlichen Helden bleiben moralisch höchst ambivalente
Figuren (für den dritten, den Polizisten, gilt das kaum weniger), die
Logik der Zerstörung wird an ihrem Leib wie ihrer Seele exekutiert.
Aufgegeben, das ist die entscheidende Innovation, ist die Insularität
des Masala-Kinos: statt Liebe und Scherz, dramatischem Konflikt und seiner
Auflösung in Song und Dance bietet "Company" weitgehende Einheit des
Tons. Der Film ist, auch in seiner Auflösung, von einer Konsequenz,
die staunen macht.
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