Vielleicht ist die Tatsache, dass er einen Rhythmus hat, das
Schönste an "Donnie Darko". Oder wie soll man das nennen, dieses Schwingen
von Phasen der Aktion zu solchen der Stillstellung mit Musik. Vignetten,
in denen, gleich zu Beginn etwa, ein Moment eingefangen wird und damit eine
Konstellation: der Vater, der mit dem Laubbläser (wie immer dieses
Gerät in Wirklichkeit heißen mag) im Garten arbeitet und seine
Frau neckt. Oder der Schluss mit den hypnotischen Songzeilen:
"I think it's kinda funny, I think it's kinda sad
the dreams in which I'm dying are the best I ever had" Es
ist schön, dass der Film, der viel vor hat, sehr viel und natürlich
auch zu viel, sich Zeit nimmt für diese kleinen Auszeiten, sich
zurückzieht von der Geschichte, die immer weiter und dann zu Ende und
wieder zurück zu erzählen er sich doch immer beeilen muss.
Die Struktur des Rätsels, als eine der Verschiebung und des
Aufschubs, geht über in die Struktur des Countdown, also die schiere
zeitliche Linearität. Diese Überführung aber gelingt nicht,
oder wird verschoben. Erst das Miteinander, das Gegeneinander von
Linearität und Verschiebung wird als Meta-Rätsel zur eigentlichen
Struktur des Films, der auch zwischendurch immer wieder kleine Rätselbilder
setzt und entwirft: die Skulptur vor der Schule mit dem Beil im Kopf. Das
Riesen-Kaninchen. Im Kino: Als wäre es von der Leinwand, mit der der
Film spielt, heruntergetreten ins Leben, als Gespenst. Dies ein weiterer
Raum: der des Gespenstischen, das auch als Fantastisches, als Halluzination
lesbar wäre. Diese Lesbarkeiten lässt der Film ineinander verschwimmen
wie die Räume, die er durchquert.
In einer Bewegung, die Genres an sich rafft. Den Highschool-Film,
das Paranormale, den jungen Mann als Außenseiter, die erste Liebe,
der amerikanische Kleinstadtfilm, die Satire auf die terriblen Simplifikationen
eines Motivationstrainer. Im unreinen Raum der linearen Verschiebung ist
Platz für all das und noch die Großmutter Tod und die
Zeitreisespekulation. Dass Platz ist, muss freilich nicht heißen, dass
er gefüllt werden muss oder auch nur sollte. Irgendwann, immer dann,
wenn er aus den Winkeln tritt, in die er sich gelegentlich zurückzieht,
ist "Donnie Darko" dann zu voll. Verloren ans Zuviel. Zwischendrin hab ich
ihn sehr gemocht. Nicht weil er clever ist, was er ist, sondern weil er zu
ahnen scheint und ahnen lässt, dass da mehr sein könnte als das
Viele, was er auftischt: dazwischen, daneben, dahinter. Im Stehenlassen der
Momente, der Vignetten. Im langsamen Fallen aus der Welt.
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