Tom Shadyac: Dragonfly (USA 2001)

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Tom Shadyac: Dragonfly (USA 2001)

USA 2001

Regie: Tom Shadyac

Mit Kevin Costner

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Tom Shadyac: Dragonfly (USA 2001)
Kritik von Thomas Reuthebuch

 

When someone you love dies, are they gone forever? Das ist die Frage, die der Film stellen möchte. Nach über 100 langen Minuten ist es eher die Frage nach dem Verdienst des Hauptdarstellers Kevin Costner, die einen umtreibt. Costner spielt Joe Darrow, den ER-Chef eines Chicagoer Krankenhauses. Seine Frau Emily, ebenfalls Ärztin, gilt nach einem Busunglück bei einem Hilfseinsatz in Venezuela für verschollen. Obwohl seitdem bereits sechs Monate vergangen sind, flüchtet sich Joe noch immer in die Arbeit, fährt 20 Stunden Schichten bis es kracht und tut ansonsten alles, um die bittere Erkenntnis vom Tod seiner Frau zu verdrängen. Plötzlich ereignen sich merkwürdige Dinge. Emilys Talisman, eine in Glas gegossene Libelle, verselbstständigt sich und rollt über das Parkett. Auf der Kinderstation, auf der Emily arbeitete bevor sie nach Venezuela ging, hört Joe Stimmen. Ein Junge, der bereits klinisch tot ist, kehrt urplötzlich ins Leben zurück um Joe von einer engelhaften Gestalt zu berichten, die ihm in der Twilight Zone begegnet ist. Und immer wieder tauchen Zeichnungen von einem Kreuzähnlichen Symbol auf. Eine Nonne bringt an geeigneter Stelle das Geschehene auf den Punkt: Jemand will Kontakt aufnehmen; es gibt mehr zwischen Himmel und Erde, als wir zu denken wagen und überhaupt. Fortan wird Joe, gegen den steigenden Widerstand seiner Umwelt, den Dingen auf den Grund gehen.

Natürlich begibt er sich nach Venezuela, an den Ort des Unglücks. Er trifft auf die Yanomanis, einen von jeglicher Zivilisation abgeschnitten lebenden Stamm, und findet dort Erlösung, Hoffnung und seinen Glauben. Eine typisch amerikanische Geschichte also, voller Mythen, der klassischen Reise des Helden folgend, mit Anklängen an den Überraschungsblockbuster "Sixth Sense". Es fällt nicht schwer sich vorzustellen, dass sich die Studioexecutives freudig die Hände rieben, in Erwartung eines guten Geschäfts. Dass es dazu kommen wird, ist zu bezweifeln. Der Film kommt nie richtig in die Gänge und endet verlogen. Als man von Produktionsseite entscheiden musste, wo man die Urwaldpassagen drehen sollte, hat man sich nicht zuletzt der Bequemlichkeit wegen für Hawaii entschieden. Regisseur Tom Shadyac bringt das lakonisch auf den Punkt: "Wozu in den Urwald gehen, wenn der Urwald zu uns kommen kann?" Dennoch brauchte man ausreichend exotisch aussehende Komparserie. Die Yanomanis wollten nichts von einer Zusammenarbeit wissen. Also bediente man sich bei anderen, aufgeschlossener eingestellten Stämmen; den Piaros, Salvias und Piapocos etwa. An die hundert kaufte man in Venezuela ein, flog sie mit einer gecharterten Maschine nach Hawaii aus und drehte dort in einem eigens errichteten Yanomani Dorf. Die verwendete Sequenz dauert im Film etwa 3 Minuten, davon schätze ich mal 2-3 Einstellungen in der Totalen. So dreht man Filme in Hollywood. Und dennoch fragt man sich, warum nicht gleich im Studio um die Ecke drehen? Die angesprochene Sequenz hätte auch dort kaum aufgesetzter wirken können.

Tom Shadyac, bisher vor allen Dingen als Drehbuchautor und Regisseur von Mainstreamkomödien wie Ace Ventura, The Nutty Professor oder Patch Adams in Erscheinung getreten, hat sich hier eindeutig verhoben. Niemals ist er in der Lage aussagekräftige Bilder zu finden; speziell das erste Drittel des Films erinnert an einen TV-Movie. Informationsvermittlung pur, Szene auf Szene abgearbeitet, bis man den Zuschauer an der Stelle hat, an der sich die Gänsehaut breitmachen soll. Und damit das auch jeder merkt, wird kräftig aufgedreht; am Bett des Flatliners nämlich, der von seiner Todeserfahrung berichtet. Der arme Junge kann einem leid tun, spürt man doch geradezu wie Shadyacs Regieanweisungen ihn dazu bringen völlig zu überspielen.

Überhaupt die Schauspielführung: Jeder, aber auch wirklich jeder, der auf Costner im Verdrängungsstadium trifft, hat diesen Blick, der weniger eine Emotion erfahrbar macht, als Erinnerungen an Kentucky Fried Movie oder die Filme der Zucker Brüder zu wecken. Selbst Kathy Bates macht da keine Ausnahme. Es gibt im gesamten Film nur eine einzige solide Darstellung; das ist die des Piloten, der Costner in den Urwald bringt und dann nicht mehr von seiner Seite weicht. Der Darsteller heisst Jacob Vargas, zuletzt in Soderberghs Traffic, davor unter anderem in Gas Food Lodging, Mi Vida Loca oder Mi Familia zu sehen. Bis dahin ist man dermassen eingelullt von der fehlenden Intensität, dass Vargas wie ein Erfrischungsbad wirkt. Es ist interessant zu sehen, wieviel Macht ein guter, oder sollte ich sagen ein engagierter Schauspieler, über das Gelingen einer Szene hat. Sobald sich die Geschichte wieder der Costner Figur zuwendet, versumpft alles in dröger Routine. Und in der letzten Szene, die mit einer mehr oder minder überraschenden Wendung deutlich den Höhepunkt des Films markiert, lässt sich dann auch nichts mehr retten. Es ist vielleicht wie bei einem Fussballspiel, wenn die eine Mannschaft die andere unterschätzt. Es wird dann von Spielerseite immer beteuert, dass man im Spiel den Schalter nicht mehr umlegen kann. Jeder halbwegs passionierte Fussballfan wird sich da fragen: Warum hat man nicht von Anfang an den notwendigen Gang eingelegt?

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