Brian De Palma: Femme Fatale  (F 2002)

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Brian De Palma: Femme Fatale  (F 2002)

Darsteller: Rebbeca Romjin Stamos, Peter Coyote, Antonio Banderas, Rie Rasmussen

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Brian De Palma: Femme Fatale  (F 2002)
Kritik von Thomas Reuthebuch

  

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Brian De Palma: Femme Fatale
Brian De Palmas Meisterwerk auf DVD für 13.99.

 s. auch die Rezension von Ekkehard Knörer

Befreit von prüder amerikanischer Selbstzensur kann Brian DePalma in Femme Fatale hemmungslos seinen Obsessionen nachgehen. Entstanden ist ein kluger, selbstreflexiver Film noir; vulgär in seiner Fixierung auf Sex und Brutalität, ohne Rücksicht auf politisch korrekte Verschleierungstaktiken. Die Geschichte folgt der verführerischen Laure (Rebecca Romjin-Stamos), die ihre Partner bei einem Diamantenraub während der Filmfestspiele von Cannes ausbootet und sich mit der Beute zunächst nach Paris, schließlich unter falscher Identität nach Amerika absetzt. Sieben Jahre später kehrt sie als kamerascheue Gattin des US-Botschafters nach Frankreich zurück. Als sie der Papparrazzo Nicolas (Antonio Banderas) photographiert, droht ihr falsches Spiel aufzufliegen.

Bereits die erste Einstellung, in der Laure, sich halbnackt auf dem Hotelbett räkelnd, Billy Wilders Klassiker "Double Indemnity" im Fernsehen verfolgt, läßt erahnen, was in den nächsten knapp 120 Minuten auf den Zuschauer zurollen wird. Ein komplexes Vexierspiel voller Andeutungen, Zitaten und Wendungen, in seiner radikalen Bildsprache nicht für jeden am Mainstream geschulten Zuschauer leicht konsumierbar. Zumal De Palma wenig Rücksicht nimmt auf plotorientierte Sehgewohnheiten. In der folgenden eröffnenden Sequenz wird der unerhörte Diamantenraub inszeniert. Während im Kinosaal Régis Wargniers Est - Ouest seine Premiere erlebt, lotst Laure die umwerfend gut aussehende Begleiterin des Regisseurs auf die Damentoilette des Festivalpalais, um ihr in einer erotisch knisternden Strippokervariante den Schmuck zu entwenden. Selten hat man in den letzten Jahren eine ähnlich elegant arrangierte, spektakuläre Exposition gesehen. Doch ist dies erst der Auftakt zu einem Bilderreigen, der trotz der Wirren und Spreizungen des Drehbuchs einen unvergleichlichen Sog entwickeln wird. Die Rhythmik der beinahe beständig mit Musik unterlegten Szenen, De Palmas spezielle, bereits in seinen früheren Filmen entwickelten filmischen Techniken, wie Split Screen, der ausgiebige Gebrauch von Vogelperspektiven und nicht zuletzt die ihre Protagonisten umkreisende Kamera, all das verschmilzt zu einer atemberaubenden Geschlossenheit.

Als Glücksfall entpuppt sich die Verpflichtung des Exmodels Rebbeca Romjin-Stamos für die Hauptrolle. Ihre eiskalte, katzenhafte Aura trägt den Film und ihr zurückgenommenes Spiel, fast schon künstlich in seiner Distanziertheit, verschränkt sich aufs engste mit DePalmas Ansatz, der zunächst vorsichtig, anhand von Details, schließlich in der Auflösung des Plots ganz offensichtlich an der Unterscheidung zwischen Beobachtung und Sehen, zwischen Traum und Wirklichkeit interessiert ist. Als den weiblichen Reizen Laures hoffnungslos verfallener Liebhaber, ist Antonia Banderas völlig gegen den Strich besetzt. In einer amüsanten Szene im Flughafenhotel darf er selbst eine Tunte parodieren. Seine Figur dient in der keinem zeitlichen Kontinuum verpflichteten Handlung als Konstante, einem Rettungsanker gleich. Freilich bleibt die männliche Rolle, wie die des Zuschauers, in De Palmas Kosmos immer reduziert auf das beobachtende Element, dessen Haltung selten, wenn überhaupt, Einfluss auf die großen Zusammenhänge nimmt. Femme Fatale kommt in De Palmas Werk eine Schlüsselrolle zu, ist eine Demonstration in Sachen Film und vielleicht das erste große Meisterwerk des laufenden Kinojahres.

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