Vor ein paar Jahren, es kann nicht anders sein, sind die Aliens
gekommen und haben heimlich, still und leise Zhang Yimou, den Regisseur so
symbolstarker Meisterwerke wie Das rote Kornfeld oder Rote
Laterne gegen Zhang Yimou, den Regisseur ärgerlicher (wie im Falle
des vorletztjährigen Berlinale-Beitrags
Heimweg) oder bestenfalls
belangloser Filme, wie jetzt Happy Times, ausgetauscht. Nicht nur
ist seither aller politische Wagemut dahin, es ist viel schlimmer: auch formal
macht Yimou nun Filme wie jeder x-beliebige Hollywood-Regisseur.
Happy Times, immerhin, hat eine nette Geschichte, die vielleicht
für einen kleinen Fernsehfilm ausgereicht hätte. Ein nicht mehr
ganz junger Mann sucht eine Frau und gerät an ein dickes Monster, das
sich bald nicht mehr für ihn interessiert, von dem er aber dessen
Stieftochter erbt. Sie ist blind und erst soll er ihr einen Job verschaffen
in seinem Hotel, von dem er seiner Ex-Ehefrau in spe freilich nur was
vorgeflunkert hat. Stattdessen beschließt er, ihr einen Job als Masseuse
zu geben in einem Massagesalon, der zwar nicht existiert, dessen Existenz
man aber, Methode Potemkin, einer Blinden schon vorgaukeln kann.
In einer aufgelassenen Fabrikhalle staffiert Zhao mit Freunden einen
Raum mit einfachen Mitteln aus, die Freunde spielen die Kunden, nur das Trinkgeld
ist - zunächst noch - echt, was jedoch Zhao an den Rand des Ruins treibt.
Die Moral von der Geschichte - und der Film hat, weiß Gott, eine Moral
- ist die, dass das blinde Mädchen - auf Zeit - den fürsorgenden
Vater bekommt, den sie immer gesucht hat und Zhao, wenn schon keine Frau,
dann eine Tochter. Fast schon wieder schlimm ist es, wie Yimou hier mit dem
Holzhammer filmt, die Musik hochfährt an den Stellen, die zu Herzen
gehen sollen. Auch sonst aber geht er mit einer Betulichkeit vor, die einem
den letzten Nerv raubt.
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