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In stürmischen Zeiten
GB/F 2000
Regie: Johnny Depp, Christina Ricci, Cate
Blanchett
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KRITIK
Eine der großen Tragödien, die einem Mensch widerfahren
kann, ist es, sich nirgendwo zugehörig zu fühlen. Das an Kriegen
nicht gerade arme letzte Jahrhundert, hat in Europa millionenfach entwurzelte
Menschen produziert und hat damit die gesellschaftliche Struktur
beeinflußt, gefordert und geformt.
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"In stürmischen Zeiten" handelt von solch einem Einzelschicksal.
Es geht um ein kleines jüdisches Mädchen und dessen Flucht vor
den Pogromen im revolutionären Rußland der 20er Jahre in ein England,
in dem sie als Waisenkind ihre Geschichte verleugnen muß. Sie erhält
einen neuen Namen (Suzie) und eine neue Identität. Alles was ihr bleibt,
ist die Erinnerung an ihren nach Amerika emigrierten Vater.
10 Jahre später kommt die erwachsene Suzie (Christina Ricci)
nach Paris. Sie jobt an der Oper und lernt die russische Tänzerin Lola
(Kate Blanchett) kennen. Es ist 1939, kurz vor Kriegsausbruch und es gilt
Positionen zu beziehen. Der Pferdehändler und Zigeuner Cesar (Johnny
Depp) taucht auf. Suzie fühlt sich zu ihm hingezogen, während Lola
eine Affäre mit dem italienische Startenor Dante Domino (John Torturro)
unterhält, der mit den Nazis kollaboriert. Als die Deutschen in Paris
einmarschieren, muß sich Suzie entscheiden.
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Manch einer wird gähnen und genervt abwinken. Zu oft sind
Zuschauer mit klischeehaften Geschichten aus dieser ungeliebten Zeit gelangweilt
worden. Und zu oft mußte man diese Langeweile vielleicht klammheimlich
äußern, weil unser Umgang mit der Geschichte... ich will mir das
ersparen. Und tatsächlich, auch Sally Potter tappt in die Klischeefalle.
Dabei unternimmt sie alles, um dem zu entgehen. Die Geschichte konzentriert
sich bewußt auf die Personen, auf dieses merkwürdige Quartett,
das unterschiedlicher nicht sein könnte. Sie greift auf Peter Greenaways
Kameramann Sascha Vierny zurück, der wunderschöne Bilder auf die
Leinwand zaubert und die Ausstattung ist ein Genuß. Aber ich habe einen
Verdacht: Sally Potter, die eine begnadete Regisseurin ist, kommt an ihre
Grenzen, wenn sie eine konventionelle Geschichte für ein großes
Publikum erzählen will. Und das will sie, wie anders ist die Besetzung
mit Weltstars zu erklären, die phantastisch spielen, aber sich irgendwie
im falschen Film zu befinden scheinen. Eine beinahe grandiose Fehlbesetzung
ist Johnny Depp als sonnengebräunter Zigeuner. Das alles macht den Film
angreifbar und schließlich wird man darauf zu sprechen kommen, daß
das historische Umfeld nicht ausreichend beleuchtet wurde. Ein untrügliches
Zeichen dafür, daß die Figuren uns nicht packen, herumwirbeln
und berühren.
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