Byun Young-joo: Mil-ae (Ardor; Südkorea 2002)

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Byun Young-joo: Mil-ae (Ardor; Südkorea 2002)
Kritik von Ekkehard Knörer

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Als ungeladener Gast platzt eine Frau in den Weihnachtsabend eines vermeintlich glücklichen Ehepaares: Mi-heun erfährt, dass ihr Mann sie betrogen hat, lange schon. Im Verlauf der Auseinandersetzung wird sie von der Geliebten ihres Mannes niedergeschlagen. Der Film macht einen Sprung. Monate später leben Mi-heun, ihr Mann und ihre Tochter nicht mehr in Seoul, sondern in einem kleinen Provinzort an einem See, in wunderschöner Landschaft, Abwechslung aber gibt es, vom Thermalbad abgesehen kaum. Dass etwas nicht stimmt, stellt der Film in vielleicht etwas zu vielen und etwas zu ausführlichen Szenen aus dem Alltag der Protagonistin klar. Mi-heun ist apathisch, von heftigen, nur mit Tranquilizern zu behandelnden Kopfschmerzen heimgesucht, ein Gespenst, nicht mehr sie selbst. Erzählt wird nun die Geschichte der Erlösung Mi-heuns.

Ins Werk gesetzt wird sie durch ein zunächst frivoles Spiel des Arztes In-kyu, der ihr Nachbar ist, dessen Weg der Film sie am Ort eines früheren Eifersuchtsdramas kreuzen lässt, verheiratet auch er, aber seine Frau lebt in der Stadt. Der Deal: sie beide gehen auf vier Monate eine Beziehung ein, mit Sex, aber ohne Liebe. Wer die Worte "Ich liebe dich" als erster spricht, hat verloren. Es ist nicht so, dass der Film bis dahin einen Zug ins Spielerische gehabt hätte, schwermütig und schwerblütig entwickelt er das Geschehen bis an diesen Punkt, der umso überraschender kommt. Nach einigem Zögern lässt Mi-heun sich ein auf dieses Spiel - nicht aus Rache am Ehemann, eher aus dem Mut der Verzweiflung heraus, mit dem sie sich aus dem endgültigen Verlöschen reißen möchte. Der erste Sex im Motel wird zum ersten Schritt der Befreiung aus den Banden der Depression - und natürlich auch zum ersten Schritt in Verstrickungen, die das Leben aller Beteiligten völlig aus der Bahn werfen werden.

Die bisher als Dokumentarfilm-Regisseurin arbeitende Byun Young-joo ist in ihrem Spielfilmdebüt bemüht, das Melodramatische der Bestseller-Romanvorlage in die geordneten Bahnen des sehr gemäßigten Erzähltempos und der sorgfältig komponierten, auf die Dauer aber etwas akademisch-blutleeren Bilder zu lenken. Von der Wucht des das Leben der Protagonistin gleich mehrfach desorientierenden Geschehens ist auch im Spiel der sehr zurückhaltend agierenden Darstellerin Kim Yun-jin wenig zu sehen. Dazu will der Hang zum Überdeutlichen, ja Symbolischen, der der Inszenierung manchmal eignet, schlecht passen. Es scheint, als wollte sich Byun Young-joo gerade in den Momenten des Exzesses und der Überschreitung der erzählerischen wie der moralischen Konvention mit beinahe kunsthandwerklichen Griffen auf sicheres Terrain zurückziehen. Geschmack ist Mil-Ae nicht abzusprechen, an Wagemut und Leidenschaft aber fehlt es dem Film.

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