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The Million Dollar Hotel
D 2000
Regie: Wim Wenders
Mit Mel Gibson, Milla Jovovich, Jeremy Davies
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Es reicht. Keine Toten mehr.
Genug der aus dem Jenseits erzählten Geschichten. Die Zauberer des Kinos
dürfen sich nun getrost wieder den Lebenden zuwenden. Mit The
Sixth Sense und American Beauty haben in den letzten Wochen
zwei herausragende Filme mittels des Kunstgriffs, die Toten zu Hauptfiguren
zu machen, die Untiefen der irdischen Existenz beleuchtet. Bewegend,
tröstend der eine. Messerscharf, gallig der andere. Nach The Million
Dollar Hotel, dem neuen Film von Wim Wenders, könnte den Zuschauern
für die nächsten vier Jahrhunderte die Lust auf tote Protagonisten
vergehen. Was ganz offensichtlich ein cooler Kultfilm werden sollte, mutiert
zu einer inhaltsleeren, schlaffen Freak-Show, die nichts erzählt, weil
sie kaum etwas zu sagen hat. The Million Dollar Hotel ist ein
Mad-Heft mit
Kunstanspruch.
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Skurrile Figuren
sind eben doch nicht alles. Zumal, wenn sie inflationär den Film und
das titelgebende Hotel bevölkern. Die ehemalige Nobelherberge dient
als heruntergekommene Absteige für Geisteskranke und Zurückgebliebene,
Alkoholiker und Psychopathen. Kein Wunder, dass einer von ihnen (Tim Roth
in einem Kurzauftritt) eines Tages vom Dach segelt. Unfall? Selbstmord? Oder
gar ein Verbrechen? Auftritt Special Agent Skinner (Mel Gibson). Der Mann,
der aus unerfindlichem Grund den Namen des Vorgesetzten von Mulder und Skully
aus der Fernsehserie Akte X trägt, sucht im Auftrag eines
reichen Medienzaren die Wahrheit, verhört die Bekloppten mit ebenso
bekloppten Methoden. Der Mann ist selbst ein Freak, trägt ein
Ganzkörper-Stützkorsett, bewegt sich wie ein Roboter. Dass Gibson
trotzdem die mit Abstand stärkste Präsenz zeigt, spricht nicht
gerade für die anderen Schauspieler, die allesamt überziehen und
überdrehen, als bekäme nur der Irrste von ihnen seine
Gage.
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Als wenn
die Story vom schrägen Bullen im Käfig voller Narren nicht schon
blödsinnig genug wäre, wagt das Drehbuch besagten Kunstgriff, den
Griff ins sprichwörtliche Klo: Es lässt den toten Tom Tom die
Geschichte erzählen. Tom Tom (Jeremy Davies aus Der Soldat James
Ryan) hüpft gleich zu Beginn des Films ebenfalls vom Dach. In
einer, zugegeben virtuosen, Zeitlupen-Sequenz fällt er an den Etagen
vorbei, wirft Blicke in die Zimmer seiner verrückten Mitbewohner und
entdeckt im Todessprung, wie toll das Leben doch ist. Kurioserweise trifft
Lester Burnham in American Beauty die gleiche Erkenntnis. Und
mit ihm den Zuschauer, der sein eigenes Leben in Lesters erkennt, mit aller
Bitterkeit und aller Freude. In Tom Toms Leben erkennt man nichts wieder.
Wenders legt den Nebel der Skurrilität auch um seine Hauptfigur, kaum
einmal scheint eine Andeutung von Wahrhaftigkeit hinter den Wirren und
Einfällen der Story zu schimmern. Die Liebesszenen zwischen Tom Tom
und der anziehend abweisenden, ewig lesenden Eloise (Milla Jovovich) zieht
Wenders ins Alberne, auch die Annäherung zwischen Tom Tom und Skinner
verwandelt die Regie in bloßen
Tumult.
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Die eigentliche Krux bleibt jedoch das Drehbuch.
Nicholas Klein und U2s Bono, der auch die verhängnisvolle Grundidee
hatte, zimmern Fragmente zusammen, Zitate und Einfälle, die keine Geschichte
ergeben, ja nicht einmal einen Grund liefern, an eine der Figuren auch nur
einen Gedanken zu verschwenden. Tom Tom sagt, man hat keinen Durchblick,
solange man noch am Leben ist. Er muss die Macher dieses Films gemeint
haben. |
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So urteilt die Presse: .
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