Chin Kar-lok beginnt seine Karriere Anfang der 80er Jahre als Darsteller
und Actionchoreograf im Umfeld des im Hong Konger Film-Biz als Big
Brother Big bekannten Hung Sammo Hung Kam-paos, einer der
Schlüsselfiguren des Old-School-Martial-Arts-Kinos der 70s und des
Actionfilms der 80s. Chins erste Regiearbeit ist die Actionkomödie 97
ACES GO PLACES (HK, 97), eine mißlungene Fortsetzung der
fünfteiligen ACES GO PLACES-Reihe (auch bekannt als MAD MISSION), mit
der das Cinema City-Studio zwischen 82 und 89 in ganz Asien und
auch in der westlichen Hemisphäre riesige Erfolge feierte.
Ausgestattet hauptsächlich mit japanischen Produktionsgeldern
dreht Chin erst fünf Jahre nach seinem Debüt seinen zweiten Film
NO PROBLEM 2 (HK/J, 02). Für diesen, bei dem japanischen
Traditionshaus Shochiku erscheinenden Actionklamauk dürften zwei Faktoren
ausschlaggebend gewesen sein: die in Japan noch immer zahlreichen Fans des
neben dem schimpansenhaften Komiker Okamura Takashi zweiten Hauptdarstellers
Yuen Biao (bekannt und verehrt als Mitglied der legendären Kantonoperntruppe
Seven Little Fortunes und kleiner Bruder von Jackie
Chan und Sammo Hung) sowie die dortige Beliebtheit des hyperkinetischen HKer
Actionkinos wie man es aus den 80ern und 90ern kennt (seine speziellen Merkmale
durch die weltweite Rezeption inzwischen tief hineingeknetet ins kollektive
Wahrnehmungsbewußtsein).
Es entsteht eine reibungsarme, inhaltsfreie, aber recht unterhaltsame
Parodie auf eine Art von Kino, das von den Zuschauern in seiner Herkunftsstadt
auf diese Weise schon längst nicht mehr gesucht wird. Wie für die
Besucher eines Streichelzoos werden in ihrem natürlichen Lebensraum
jüngst ausgestorbene Subgenres zu einem kurzen neuen Leben wiedererweckt.
Das wunderbare Lebenselixier hierfür ist ein Mischung aus
Slapstick-Clownerie und kantonesischem Mo Lei Tau (als Filmgenre in HK schon
seit einigen Jahren aus der Mode gekommenem, hier nun sozusagen der
verdauungsfördernde Bestandteil). Fast schon nostalgische Züge
dürfte für Fans der verschiedenen Genres und Stile das Wiedererkennen
der zahlreichen bunt zusammengewürfelten, durch Gastauftritte aufgewerteten
Filmzitate annehmen.
Die Story um eine in der südchinesischen Metropole gestrandeten,
trotteligen japanischen HK-Filmfan, der dank seiner virtuellen Erfahrungen
im Umgang mit brenzligen Situationen zum Held wider Willen in einem
Entführungsfall wird, ist dabei nebensächlich und wird nur als
Aufhänger für die Gags benötigt. Die dramatische Struktur
- soweit man davon überhaupt sprechen mag - folgt einem möglichst
einfachen Grundmuster, das keinerlei Anforderungen an die Aufmerksamkeit
des mit der reflexartigen Reaktion auf die gebotenen Genreschlüsselreize
beschäftigten Zuschauers stellt. NO PROBLEM 2 ist kein großer
Wurf, aber brauchbare Unterhaltung mit HK-typischen Höhen und Tiefen.
-MAERZ- (Axel Estein)
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