Jump Cut Magazin

Schwerpunkt Asien: Das Kino Hongkongs

 

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Porträt

Porträt Joe Ma Wai-ho

Betrachtung und Interview von -MAERZ- (Axel Estein)

Im schon seit Mitte der 90er Jahre krisengeschüttelten Filmmarkt HKs gibt es, verglichen mit der Zeit davor, besonders den "goldenen Jahren" zwischen zirka ‘88 und ‘93, nur noch ganz wenige kommerziell verlässliche Größen, Regisseure, die in der Lage sind, pro Jahr zumindest einen, mit Glück vielleicht sogar zwei oder drei Hits zu produzieren. Joe Ma Wai-ho gehört ohne Zweifel dazu. Kein Zufall, ein Ergebnis eines langen Lernprozesses und stetiger harter Arbeit; aber auch seiner Neigungen: Sein Herz schlägt für die besonders leichte Muse. Durch seine bislang (Ende ‘02) 18 Regiearbeiten läßt er daran keinen Zweifel.

Berlinale-Special: Shaw-Brothers-Tribute

Horizontale Anmut und Waffengang
 

-MAERZ- (Axel Estein) mit einer ausführlichen Betrachtung zu Chor Yuen und seinem Sexploitation-Meisterwerk INTIMATE CONFESSIONS OF A CHINESE COURTESAN.

Shaw-Brothers, Hongkong

Kleines Porträt des Shaw-Imperiums, dazu Hinweise zu drei der bei der Berlinale gezeigten Shaw-Filme.

Rezensionen

Johnnie To: Breaking News (Hongkong 2004)

Von Ekkehard Knörer

Dieser Herumreißen bleibt jedoch singulär, darin liegt, nicht zuletzt, vielleicht der Kern von Johnnie Tos Ästhetik der Entschleunigung, die ihr Maximum gewiss in "The Mission" erreicht hat, die in "Fulltime Killer" die Gestalt der Operatisierung annahm und hier, in diesem weit weniger interessanten Film, vor allem in der Setzung von Differenzen ihr Spiel findet. Differenzen zwischen dem Tempo des Geschehens und dem Tempo der Darstellung.

Yonfan: Colour Blossoms (HK/China 2004)

Von -MAERZ- (Axel Estein)

Dieses Streichen und Schleichen, sich Entlanggleitenlassen an den Dingen, Mitmenschen, Erlebnissen - ganz vorsichtig, erst einmal ohne konkreten Vorsatz -, Bestäuben und Bestäubenlassen, haben auch die anderen Hauptpersonen verinnerlicht. Sie haben ihre Hirnrindenfunktionen weitgehend lahmgelegt, bereingt von intellektueller Erblast, den zerebralen Workflow reduziert auf die Stammfunktionen der Libido und die Verarbeitung von Gefühlsmomenten.

Julian Li Chi-chiu: Night Corridor (Hongkong 2003)

Von -MAERZ- (Axel Estein)

Julian Li Chi-chiu ist eine recht ungewöhnliche Persönlichkeit, eine Ausnahmeerscheinung unter den Filmemachern Hong Kongs. Ein Multitalent: Fotograf, Maler, Schriftsteller, nebenbei auch Regisseur. Autorenfilmer. Versteht sich von selbst. Wenn er was anpackt, dann ist das 100 Prozent Li. Jedes Werk ein Original. So auch der Arthouse-Horrorfilm NIGHT CORRIDOR ('03), basierend auf einem seiner zahlreichen eigenen Romane, sein zweiter Film.

Soi Cheung Po-sui (Soi Cheang): The Death Curse

Von -MAERZ- (Axel Estein)

Besetzungsmäßig kann's fetter kaum kommen für eine Spartennachwuchskraft wie Cheng, der sein kommerzielles Potential bis dahin noch nicht im Mainstream-Markt beweisen mußte. Doch limitiert dieses Casting deutlich das filmische Konzept, die Mächtigkeit des Suspense-Staus, die Bandbreite möglicher Terrorattacken gegen die Zuschauer (hauptsächlich Idol-vernarrte, höchstens mal halbtrockene Pipijungs und Pipimädchen).

Johnnie To, Wai Ka Fai: Running on Karma (Hongkong 2003)

Rezension von Ekkehard Knörer

Wie es Meisterwerke der Konzentration gibt, der Anspannung der Oberfläche, einer Ruhe, die immer schon vom Hervorbrechen spricht dessen, was in ihr liegt - und mit "The Mission" hat Johnnie To ein solches Meisterwerk gedreht -, so gibt es auch Meisterwerke des Überbordens, der explodierten Oberflächen, die einem 90 Minuten lang alles um die Ohren werfen, was ihnen in die Finger kommt, bis Ruhe ist, erschöpfte Ruhe.

William Kwok Wai Lun: Darkness Bride (Hongkong / Taiwan 2003)

Von -MAERZ- (Axel Estein)

Man sollte sich das so vorstellen: als visuelles Äquivalent einer gleichteilig grausamen Mischung aus früh70er Artrock (z.B. Xylophon-Soli-Distortion zu gregorianischen Chorgesängen) und spät80er EBM-Absturz- Deprowave (unter Katakombenhall aus dem Off geraunte, postexistentialistische Dooms- Day-Tiraden).

Rezension von Thomas Reuthebuch

"Darkness Bride" ist aber zuallererst unabhängiges chinesisches Kino, wie man es ähnlich auch schon in den Jahren zuvor im Forum beobachten konnte. In der letzten Einstellung etwa sitzt Sissy in der Polizeistation. Kurz zuvor erst hat er Bekanntschaft gemacht mit der alltäglichen staatlichen Willkür, die Kleinkriminelle oder einfach nur Pechvögel auf Lieferwägen verlädt und vom plärrenden Megaphon begleitet durch die Stadt karrt.

Ringo Lam: Looking For Mister Perfect (Hk 2001-2003)

Kritik von -MAERZ- (Axel Estein)

Große Überraschung: Lam weg vom bleischweren, düsteren Drama, hin zur pastellfarbenen, federleichten Flauschweichzeichnerei. Die Exposition (im Nachhinein das Beste an diesem Film) dreht er in HK, den Rest in der Sommerfrische einer malaysischen Ferieninsel. Soviel nervenaufreibende Entspannung und Wohlgefallen fordert von einem rastlosen Unruhestifter wie Lam sicher die volle Konzentration.

Johnnie To: PTU (2003)

Rezension von Ekkehard Knörer

Dieses Ineinander von Haupt- und Nebensachen entfaltet auf die Dauer großen Zauber. Auch die Bilder stehen, zu keinem Zusammenhang genötigt, für sich, als Schritt- und Schnittfolge von Schritten auf Asphalt, immer wieder zeigt To die Polizisten in der Reduktion der Action auf reine Bewegung. Das besitzt Eleganz ohne alle Stilisierung, Johnnie To gelingt das kleine Wunder, der Form, die alltäglich daherkommt, eine seltsame Poesie zu entlocken.

Wilson Yip: The Mummy, Aged 19 (Hong Kong 2002)

Text von -MAERZ- (Axel Estein)

Unfreiwillig bringt Yip Form und Inhalt in Übereinstimmung: Sein Mumienfilm sieht erst einmal interessant aus; lange ist er am Auspacken, bis er zum Kern der Sache kommt - der sich dann als leblos und ziemlich zusammengefallen darstellt: alle lebensnotwendigen Bestandteile vor langer Zeit schon entfernt.

Andrew Lau und Alan Mak: Infernal Affairs (Hong Kong 2002)

Text von -MAERZ- (Axel Estein)

Nichts ist wirklich neu an diesem mit vielen Topstars besetzten, in seiner ästhetischen Haltung am Ideal des klassischen HK-Neo-Noirs (späte 80er bis mittlere 90er) orientierten Thriller; sein Innovationspotential ist sehr begrenzt. Aber die Ausformulierung der einzelnen bekannten Komponenten ist - abgesehen von Filmen aus dem Produktionsumfeld von Johnnie To Kei-fung und Wai kar-fai, auf deren Platz Lau und Mak gerade spielen - lang nicht mehr so überzeugend gelungen wie hier.

Chin Kar-lok: No Problem 2 (HK 2002)

Rezension von -MAERZ- (Axel Estein)

Die dramatische Struktur - soweit man davon überhaupt sprechen mag - folgt einem möglichst einfachen Grundmuster, das keinerlei Anforderungen an die Aufmerksamkeit des mit der reflexartigen Reaktion auf die gebotenen Genreschlüsselreize beschäftigten Zuschauers stellt. NO PROBLEM 2 ist kein großer Wurf, aber brauchbare Unterhaltung mit HK-typischen Höhen und Tiefen.

Wilson Yip: Dry Wood Fierce Fire (Hong Kong 2002)

Rezension von -MAERZ- (Axel Estein)

Wilson Yip wählt den Weg des geringsten Widerstands und verläßt sich auf die Zugkraft seiner beiden Hauptdarsteller Miriam Yeung und Louis Ku Tin-lok. Auf ihre Star-Images, die zu den Hauptkonstruktionsparametern des Plots werden, ist diese Romcom zugeschnitten. Yip läßt sie ohne große Kontrolle seinerseits in einer weitgehend konflikfreien, reizreduzierten Mittelstandsscheinwelt (ein bonbonfarbenes, betäubend konturloses Wattekontinuum) agieren.

July Rhapsody (Ann Hui, 2002)

Rezension von Ekkehard Knörer

Die Geschichte von "July Rhapsody" ist nicht unbedingt originell, aber Ann Hui erzählt sie ganz souverän, verschränkt raffiniert die Gegenwart mit der Vergangenheit, unterfüttert nach und nach die komplizierten Beziehungen der Personen mit der Vorgeschichte. Beeindruckend ist das Debüt der jungen Schauspielerin Anita Mui in ihrer Rolle als verwöhnte Schülerin, die Aufsätze schreibt, worüber sie Lust hat, die dem Schulleiter üble Flüche an den Kopf wirft und offensichtlich gewohnt ist, auch zu bekommen, was sie haben will.

Steven Tung Wai: Extreme Challenge (HK/VR 2001)

Rezension von -MAERZ- (Axel Estein)

Nach mehrfachem Umbau und einer mehr als einjährigen Überarbeitungsphase erscheint der Film, nun vollständig in Trümmern liegend, ohne nennenswerte Handlung, als rundum mißlungener Kampfsportfilm EXTREME CHALLENGE (HK, ‘01) - ein kindergartentauglicher Rip-Off von Newt Arnolds für das Kampfturnier-Subgenre stilbildendem BLOOD SPORT (USA, ‘87) und hoffentlich nur die naive Camp-Version dessen, was Tung ursprünglich vorschwebte.

You Shoot, I Shoot (Edward Pang, 2001)

Rezension von Ekkehard Knörer

Medienkritik also hat "You Shoot, I Shoot" nicht im Sinn, viel Ernsthaftes jedoch ohnehin nicht. Pang Ho Cheng, (übrigens der Autor des Johnnie Tos Fulltime Killer zugrunde liegenden Bestseller-Romans), zeigt das Hongkong-Subgenre schlechthin, das ästhetisierte Killer-Drama, als überdrehte Farce. Dabei ist ihm kaum ein Gag zu billig, manchmal ist das an der Schmerzgrenze, erfreulich oft aber gerät er auch in die Nähe des raffinierten, aus dem letzten logischen Loch pfeifenden Unsinns der Marke Zucker-Brüder.

Fulltime Killer (Johnnie To und Wai Ka-Fai, Hongkong 2001)

Rezension von Ekkehard Knörer

Die gewohnten Action-Choreografien gibt es in "Fulltime Killer" in vergleichsweise geringem Maß. Wenn jedoch Tok, der übermütige Herausforderer, tötet, dann macht Johnnie To daraus - und gewiss nicht ohne Ironie - die ganz große Oper, im wörtlichen Sinne. Er unterlegt die triumphalen Massaker mit Ausschnitten aus europäischen Opern, das steigert sich bis zu "Freude schöner Götterfunken" beim letzten dieser Auftritte, der, das versteht sich von selbst, zum Duell der beiden Kontrahenten wird.

Clara Law: The Goddess of 1967 (Hong Kong/Australien 2000)

Rezension von -MAERZ- (Axel Estein)

Mysteriös und grenzüberschreitend ist das in einem stahlblau-kalten, düsteren Designer-High-Tech-Tokyo beginnende, dann ins sonnendurchgleißte, farborgiastische australische Outback driftende Road-Movie um einen designverliebten jungen Japaner und ein blinde Australierin tatsächlich. Kulturelle Antipoden prallen aufeinander.

Durian Durian (Regie: Fruit Chan, 2000)

Rezension von Ekkehard Knörer

Der Film fällt, trotz der markanten Zweiteilung, nicht auseinander. Es verbindet die beiden Teile derselbe scharfe und ruhige Blick auf den Alltag. Dialog und Handlung sind denkbar unspektakulär, sehr bewusst, nicht (wie bei Made in Hongkong) der Not, sondern dem künstlerischen Kalkül der "Authentizität" gehorchend, hat Fruit Chan ausschließlich mit Laien gedreht. Motivisch verknüpft werden die Hälften durch die titelgebende Durian-Frucht, die in verschiedenen Episoden eine beinahe zentrale Rolle spielt, die geradezu zum Kristallisationspunkt zwischenmenschlicher Beziehungen wird (als Geschenk vor allem), das gelegentlich nicht ohne Komik.

Time and Tide (Tsui Hark, HK 2000)

Rezension von Ekkehard Knörer

Time and TideWie das Kino Bollywoods in den Tanzeinlagen zu sich kommt, so der Hongkongfilm in seinen Actionsequenzen. Es ist immer eine Sache der Choreografie, von Körpern, Schnitt und Mise-en-Scène, abgelöst von den Zwängen des erzählerischen Zusammenhangs, weitgehend unbekümmert um das, was Realismus heißt.

In the Mood for Love (Regie: Wong Kar-Wei, 2000)

Rezension von Sascha Rettig

In the Mood for LoveWong Kar-Wai hat einen raffinierten Erzählstil in diesem Film. Er arbeitet mit dem Prinzip der Wiederholung. Immer wieder zeigt er die gleichen Alltagsszenen: Wie sich Chow und Li-zehn beim Nudeln holen oder beim Mahjong spielen treffen. Immer wieder ist es die gleiche Treppe, sind es die gleichen Räume, in denen sie sich begegnen. Durch die kleinen Variationen dieser immer gleichen Situationen, läßt sich jede kleine Veränderung der Beziehung der beiden und jedes kleine, neue Detail sofort erkennen.

Jiang Hu - The Triad Zone (Regie: Dante Lam, 2000)

Rezension von Steve Erickson

Lam verwendet das visuelle Vokabular des Hongkong-Kinos - schiefe Perspektiven, irre Zooms, freeze frames, Jump Cuts - aber der virtuose Stil gründet auf dem Fundament echten menschlichen Dramas, wenn er seine Charaktere im Kampf mit dem Altern und der Erkenntnis, dass, wie in Jims Fall, ihre Zeit zuende geht, zeigt. Mit seinen Schluss-Wendungen beweist uns Lam, dass die Liebe zum Kino nicht in ein Spiegelkabinett führen muss. Wenn er dieses Geheimnis nur anderen Filmemachern verraten könnte.

Stanley Kwan: Inselgeschichten

Rezension von Ekkehard Knörer

Der Vorspann geriert sich als Trailer im Video-Clip-Format und legt ein hohes Tempo vor, dass aus dem Film leider Minute für Minute hinausblutet - bis zum kompletten bleiernen Stillstand weit vor dem Ende. Der Film wird zur Lektion darin, wie man 100 Filmminuten herumkriegt, ohne etwas zu erzählen zu haben. Selbst das, was man Regie-Einfälle nennen könnte, ist rar gesät - und zudem von Wong Kar-Wei geklaut.

The Mission (Regie: Johnnie To,  1999)

Rezension von Ekkehard Knörer

"In die Filmgeschichte eingehen wird ein weiterer Shootout in einem Kaufhaus, der, gefilmt aus der Distanz und Unterperspektive, in vergleichsweise extrem langsame Schnitte zerteilt wird und die Leibwächter-Helden in einem zur völligen Unübersichtlichkeit dekomponierten Raum postiert. Nur gelegentlich fällt ein Schuss, die Situation wird aufgelöst in eine aller üblichen Wirework- und Schnittstakkato-Ästhetik entgegen gesetzten Choreografie der Stasis und der minimalen Verschiebungen."

Running Out of Time (Regie: Johnnie To, 1999)

Rezension von Ekkehard Knörer

Johnnie To hat hier ein wunderbares Rhythmusgefühl, dosiert Temposteigerungen und Momente fast kompletten Stillstands perfekt: nicht der geringsten Plotnotwendigkeit verdankt sich etwa eine reizende Liebesgeschichte, deren Beginn ins Auge des Taifuns einer Verfolgungsjagd hinein platziert wird. Alle Narration fällt an dieser Stelle für lange Sekunden in sich zusammen, gefeiert wird das fast wortlose Zusammenkommen zweier Menschen. Aus diesem Versatzstück zaubert To schiere Poesie. Der Film als ganzer ist ein abgeklärtes, gelassenes, auf alles Spektakuläre verzichtendes kleines Meisterstück.

Made in Hongkong (Fruit Chan, Hongkong 1997)

Rezension von Ekkehard Knörer

Gerade weil er über Stock und Stein geht, Umwege macht und sich Abschweifungen erlaubt, nimmt der Film mit. Seine oftmals quasi-dokumentarischen Bilder aus den Straßen Hongkongs, aus den Hochhaussiedlungen, in die die Bewohner der Stadt gepfercht sind, hat man zuvor noch nicht gesehen. Und aller Überfrachtung zum Trotz gelingt Fruit Chan ein überzeugendes, bitteres, dramatisches Ende, das allem Kitsch (durchaus mit viel Pathos) die Tür vor der Nase zuknallt.

Der Koch und die Killerin (=Beyond Hypothermia, Regie: Patrick Leung 1996)

Rezension von Ekkehard Knörer

Patrick Leung setzt auch in seinen Bildern auf den leitmotivischen Kontrast von Kälte und Wärme, den er bereits ganz am Anfang in der in einen Eisblock hineinschmelzenden Patronenhülse emblematisch eingefangen hat. Das Hongkong des Films ist regnerisch und neblig, eine Bladerunner-Welt, in die die Sonne nicht dringt und nur in den Begegnungen zwischen dem Koch und der Killerin gibt es warmes, aber künstliches Licht.

Black Mask (Regie: Daniel Lee, 1996)

Rezension von Ekkehard Knörer

Hinzu kommt, hongkongtypisch und in klarer Anlehnung an John Woo, die unverbrüchliche Männerfreundschaft zwischen Tsui und dem Polizisten Shek, der, wer hätte es gedacht, einen ewigen Strauß mit seinen ahnungslosen Vorgesetzten auszufechten hat. Das alles aber ist, letztlich, herzlich egal. Und dass es egal ist, ist auch egal, denn es kommt einzig auf die Kampfszenen an und die sind großartig.

Hongkong Love Affair (Regie: Peter Chan 1995)

Rezension von Ekkehard Knörer

Ein ebenfalls nicht so guter Grund, diesen Film zu sehen, ist die Art des Regisseurs, mit reichlich plumpen Fingern auf der Klaviatur der Gefühle zu spielen. Alle paar Sekunden als Signal geplanter Gefühlserzeugung jauchzen Geigen auf der Tonspur. Arg unmotiviert und stereotyp der Einsatz von Gegenlichtaufnahmen, Weichzeichner, Zeitlupen. Da wird nur eine liebesromantische Kino-Topik unoriginell durchgespielt.Auch die allzuvielen Großaufnahmen der Gesichter fielen unter das Stichwort eklatanter Mangel an Subtilität, wäre es nicht das Gesicht von Maggie Cheung, auf dem, denkt man sich, der Film eigentlich die ganze Zeit verweilen dürfte, so nuancenreich gibt es darauf ganze Welten zu beobachten, von Entschlossenheit bis Entmutigung, von verdrängter Liebe bis verbissener Zuneigung. Mehr gute Gründe gibt es nicht, diesen Film zu sehen. Aber der eine reicht.

Painted Skin (King Hu, 1992)

Rezension von Ekkehard Knörer

Aus dem Nichts und immer wieder körperlos die Bedrohung, roter Rauch und weißer Qualm, Licht, Farbe, Zischen und Knall, kaum einmal kommt es zur Berührung unter den Widersachern. Inszenatorisch ist das ein Meisterstück des Zusammenspiels von Schnitt, Kadrierung, Rhythmus. Hier wird nicht Wirklichkeit, gerade nicht die Wirklichkeit der Körperbewegung, nachgestellt, hier wird eine schwerelose Wirklichkeit fliegender, gewichtsloser, dynamisierter Körper erst erzeugt, mit den Mitteln des Kinos.

Dr. Lamb (Billy Tang, 1992)

Rezension von -MAERZ- (Axel Estein)

Mit oder ohne Schnitte: DR. LAMBs Inszenierung bleibt reines Stückwerk. Damit gleicht der Film und das, was ihm auf seinem Weg widerfahren ist, in gewisser Weise den von Lam übel zugerichteten Frauenkadavern. Ein interessantes Phänomen der Selbstähnlichkeit, des sich (auf mehreren medialen Ebenen) vom Kleine ins Große fortsetzenden gleichartigen Strukturaufbaus.

Ann Hui: Song of the Exile (1990)

Kritik von Ekkehard Knörer

Ein Film vielfacher Bewegungen. Aus der Fremde. In die Fremde. In die Heimat. Rückkehr. Ankunft. Aufbruch. Eine Tochter kehrt zurück, aus England nach Hongkong, zu einer Schwester, die dort heiratet, um bald nach Kanada aufzubrechen. Die Mutter verlangt, zwanghaft fast, nach Anpassung der Tochter: das rote Kleid, die Dauerwelle. Wir sind eine Familie. Der Vater aber ist tot, lange schon, und die Rückblenden zeigen, dass von festem Zusammenhalt nie die Rede sein konnte.

John Woo: Bullet in the Head 

John Woo: Princess Changping (1975)

Kritik von Ekkehard Knörer

Verfilmte Kanton-Oper, vorwiegend in Innenräumen. Kodifizierte Ausdrücke, Bewegungen, Gesten. Artifizielle Vortragsweise, Gesang. Wunderbar abgestimmte Farben, gegen die Statik setzt Regisseur John Woo kluge Bewegungsregie, vergleichsweise raschen Schnitt, eine Kamera, die die Gefühlsregungen der Darsteller unterstreicht, durch Zooms, durch gelegentliche Fahrten, ein-, zweimal Halbkreise um die in präziser Stilisierung höchst bewegten Figuren.

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