Feng ist ein Geist der besonderen Art. Der König der Dämonen,
der ein Ku-Klux-Klan-artiges Heer von Untertanen befehligt, hat sie auf dem
Weg zur Hölle in einen Körper gesperrt, in dem sie nun halb lebend
ist, halb tot, halb Mensch, halb Geist, verdammt, auf Erden zu wandern bis
der Dämon überwunden ist durch eine stärkere Kraft. Wang,
an den Feng gerät, ist jedoch ohne Zweifel der falsche: von kleinen
magischen Scherzen lässt er sich ins Bockshorn jagen, er ist ein Gelehrter
ohne Auszeichnung, ein Ehemann ohne Kind, der Feng zu seiner Konkubine machen
möchte. Diesem Mismatch gilt die erste halbe Stunde des Films, die albern
ist und halbherzige Satire, bestenfalls. Später, als der Kampf höherer
Mächte beginnt, taugt Wang nur noch als Durchgangskörper: in seiner
Gestalt tritt der Dämon auf, der selbst nichts ist als Maske, Schall
und Rauch. Painted Skin, körperlos, wie Feng.
Zwei Priester, kleine Lichter, und ein sehr mächtiger Taoist
treten an gegen den Dämon. Der Film nimmt an Fahrt auf, und jetzt erst
finden Inhalt und Form zueinander. Der erste Teil von "Painted Skin" ist
erdenschwer, in der etwas umständlichen Entfaltung der Prämissen,
im den Situationen abgenötigten Humor, dann aber geht es hinaus aus
der Stadt, durch unbesiedelte Gegenden, Felder, kahle Wälder, eine Burg:
eine wunderbare Fantasielandschaft fürs Gigantomachische, ohne
geografierealistische Kontinuitäten, reiner Schauplatz. Der Reinheit
des Orts korrespondiert die des Geschehens, das hier nicht mehr Handlung
ist (aller Sinnballast kann abgeworfen werden: dass es, ganz passend, um
die Auflösung der Vermischung von Yin und Yang, von Geisterdasein und
Leben geht, ist längst festgestellt), sondern fast nur noch bloße
Bewegung, Kampf.
Und in der Inszenierung dieser Bewegung erweist sich King Hu ein letztes
Mal als Meister seines Fachs: es geht ihm, es geht im gezeigten Kampf, um
kaum anderes als das Aufblitzenlassen von Bewegungs- und Energiequanten.
Aus dem Nichts und immer wieder körperlos die Bedrohung, roter Rauch
und weißer Qualm, Licht, Farbe, Zischen und Knall, kaum einmal kommt
es zur Berührung unter den Widersachern. Inszenatorisch ist das ein
Meisterstück des Zusammenspiels von Schnitt, Kadrierung, Rhythmus. Hier
wird nicht Wirklichkeit, gerade nicht die Wirklichkeit der Körperbewegung,
nachgestellt, hier wird eine schwerelose Wirklichkeit fliegender, gewichtsloser,
dynamisierter Körper erst erzeugt, mit den Mitteln des Kinos. Es endet
dann, als dieser Luftkampf ausgefochten ist, mit der Wiederherstellung: der
Körper (der des Dämons wird buchstäblich festgenagelt, Wang
bekommt seinen zurück), der Differenz von Diesseits und Jenseits (Feng
darf hinab in die Hölle), auch der Geschichte: Wang wird Vater und tauft
seinen Sohn auf den Namen des Geists, dessen Erscheinen und Verschwinden
auf wundersame Weise sein Leben erst in Turbulenzen, dann in Ordnung gebracht
hat.
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