Christophe Gans: Pakt der Wölfe (F 2001)

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Christophe Gans: Pakt der Wölfe (F 2001)

LE PACTE DES LOUPS - Erwan Baynaud, Monica Bellucci / regular - EURO 7,69
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F 2001

Regie: Christophe Gans

Mit Samuel Le Bihan, Mark Dacascos, Monica Bellucci, Vincent Cassel

 

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Christophe Gans: Pakt der Wölfe (F 2001)
Kritik von Ekkehard Knörer

[Image] 

Der Ort: Frankreich. Die Zeit: 18. Jahrhundert vor der Revolution. Genre: Horror. Kostümfilm. Kickboxing. Vorbilder: Hongkong. Merchant Ivory. Alien. Seit Jodorowsky (El Topo), der leider leider nur noch Comics macht, hat vermutlich niemand eine so waghalsige Kombination von Genres und Subgenres unternommen wie Christophe Gans mit diesem Film. Das Erstaunliche ist, dass man's kaum merkt, dass das Ergebnis nicht wild ist, kein bisschen campy, nicht durcheinander, nicht ungezähmt, nicht nur vom Licht der Aufklärung durchflutet, sondern schön brav vorwärts erzählt, mit richtigen, psychologisch gespielten Charakteren, Freundschaft, Liebe und dann eben ein bisschen Kampfsporteinlagen und CGI-Monster-Nervenkitzel.

Die Story als ganze macht verblüffend viel Sinn. In der abgelegenen Provinz Gevaudan mordet eine Bestie, aus Paris kommt der Naturforscher Chevalier de Fronsac, um dem Mysterium auf den Grund zu gehen. Dabei bringt er nicht nur viel aufgeklärten gesunden Menschenverstand mit, sondern auch seinen indianischen Blutsbruder Mani, der für den spirituellen - aber eben keineswegs esoterisch-abergläubischen - Alternativentwurf zur abendländischen Wissenschaft zuständig ist (auch dafür steht hier übrigens der Kampfsport-Einsatz des Körpers als Waffe - im Unterschied zu den Feuerwaffen). Die strukturellen Gegenpositionen sind besetzt: erstens durch den König, der ein nur strategisches Interesse an der Beruhigung der Gemüter hat und keineswegs an wirklicher Erhellung interessiert ist. Zweitens durch den geheimnisvollen Pakt der Wölfe, eine anti-aufklärerische Abspaltung des Römisch-Katholischen, das wiederum - verführerisch wie selten - von Monica Bellucci verkörpert wird. Die Bestie ist in Dienst genommene, abgerichtete Natur, aber nicht von sich aus böse, Symbol damit der lenkbaren Leidenschaft des Menschen.

Der Entwurf des Films ist also durchweg säuberlich, daran ändern die Horror- und Kampfsportintrojektionen nichts Grundsätzliches. Auch visuell ist Christophe Gans, einer der exzellentesten Kenner des Hongkong-Films, mit seinem Pakt der Wölfe näher am Kostümschinken als an Fernost. Die historischen Interieurs sind mit viel Liebe und Geld gestaltet, vermutlich ist alles sogar recherchiert und historisch korrekt.  In den Kampfsportszenen setzt er nicht auf Wirework-Levitationen, auch nicht auf Zeitlupen-Ballette. Das einzige formale Stilmittel, das er - neben dem raschen Schnitt natürlich - einsetzt, ist der rasante Wechsel von Verlangsamung des Bildtempos und Rückbeschleunigung. Einzelne Momente scheinen, ganz kurzzeitig, eingefroren, durch das abrupte Abbremsen herausgehoben - ein Effekt übrigens, den Gans, aber recht sparsam, auch in den Horror-Szenen einsetzt. Diese leben sowohl von Momenten der bloßen Bedrohlichkeit (was dann bei der Kritik oft subtil heißt, ohne guten Grund) wie vom blutigen Kampf. Die Sichtbarkeit des Monsters, sein Auftreten, ist geradezu strukturelle Notwendigkeit in einem Film, dem es um Entzauberung, Erhellung, Aufklärung geht.

Prä-romantisch ist Pakt der Wölfe auch im Entwurf seiner Charaktere. Es gibt, schlicht gesagt, keine Faszination des Bösen. Der wahre Übeltäter ist nicht nur ein sadistischer Mörder, er ist noch dazu motiviert durch ein dunkles, verbotenes und vom Film keine Sekunde als tragisches markiertes Begehren. Der Pakt der Wölfe ist, seiner Inszenierung nach, so etwas wie ein französischer Ku-Klux-Klan; und dass die Blutsbrüderschaft der beiden Heldenfiguren den deutschen Betrachter ganz unweigerlich an Winnetou und Old Shatterhand gemahnt, ist alles andere als Zufall: sind sie doch aufrechte Kämpfer auf der Seite des Guten, Verfechter von Toleranz und Vorbilder eines um indianische Weisheit erweiterten Vernunftbegriffs. So ist der Vorwurf, den man Christophe Gans' Film machen kann, keineswegs der, ein wilder Mischmasch zu sein. Ganz im Gegenteil: es geht viel zu ordentlich und sauber zu in seinem Frankreich des 18. Jahrhunderts - gerade sein aufklärerischer Optimismus macht den Film viel langweiliger als er sein müsste.

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